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Bald Glockengeläut an der Ebersdorfer Feuerwehr

Eine Obercunnersdorfer Firma hat den alten Glockenturm saniert. Damit bekommt der Ort ein Stück Geschichte zurück.

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© Rafael .Sampedro

Von Constanze Junghanß

Ebersdorf. Ein alter Glockenturm für die Feuerwehr? Das dürfte mindestens sachsenweit eine einmalige Geschichte sein. Die Ebersdorfer Brandbekämpfer jedenfalls wollen einen solchen Glockenturm vor ihrem Gerätehaus aufbauen. Der Sockel aus Zement steht bereits. Nun ist es nicht so, dass die Kameraden künftig im Einsatzfall per Glockenschlag informiert werden müssten, weil es an entsprechender Informationstechnik hapert. Vielmehr geht es um ein Teil der Ebersdorfer Historie, die im Löbauer Ortsteil zum Leben erweckt werden und zu Feierlichkeiten erklingen soll. Eine symbolische Angelegenheit, wie Ortsvorsteher Andreas Förster der SZ sagt. Er hatte jetzt in der Löbauer Stadtratssitzung die Sache mit dem Glockenturm thematisiert. Allerdings verbunden mit der Frage: Wo waren Türmchen und Glocke in den vergangenen Jahren hingekommen? Denn beides stammt aus dem Ort. Das Bauwerk gehörte ursprünglich aufs Dach der ehemaligen Ebersdorfer Schule. Die gibt es nicht mehr. Im 19. Jahrhundert erbaut wegen der damals wachsenden Bevölkerungszahl und in den Jahren 1905 und 1978 erweitert, fiel das Gebäude vor acht Jahren der Abrissbirne zum Opfer. Geschlossen wurde die Schule mit dem Namen „Alwin Knöschke“ – benannt nach Ebersdorfs erstem Nachkriegsbürgermeister – schon eher. Vor 16 Jahren paukten Kinder letztmals Deutsch, Mathematik und all die anderen Fächer. 2002 war damit Schluss. Auf dem Gebäude befand sich besagter Glockenturm samt Läutwerk. „Es hieß damals, von der Schule sei überhaupt nichts eingelagert worden“, erinnert sich Andreas Förster. Das habe ihn verwundert, zumal die Schule seines Wissens nach unter Denkmalschutz stand.

Ein Handwerksbetrieb aus Obercunnersdorf hat ihn restauriert.
Ein Handwerksbetrieb aus Obercunnersdorf hat ihn restauriert. © privat

In der völligen Versenkung verschwunden waren jedoch weder Türmchen noch Glocke. Vielmehr habe der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) diese Utensilien in einer Scheune in Obercunnersdorf eingelagert. Das erzählt Jens-Uwe Klein vom Förderverein der Ebersdorfer Feuerwehr. Dort, wo damals die Schule stand, errichtete der ASB ein modernes Seniorenheim. „Ein Bewohner der Einrichtung hat Oberbürgermeister Dietmar Buchholz vor einer Weile angesprochen, dass er sich wünscht, der Turm kommt wieder in den Ort“, erzählt Jens-Uwe Klein. Das sei auf die Zustimmung des Löbauer Rathauschefs gestoßen und die Stadt habe die Feuerwehr mit ins Boot geholt. Deren Förderverein organisierte den Betonsockel mit Hilfe von Spenden. 210 Euro wurden laut Jens-Uwe Klein dafür aufgewendet.

Die Stadt Löbau hat den Auftrag für die Restaurierung des Turms an die Obercunnersdorfer Firma Baugeschäft Richter & Drewanz vergeben. Das bestätigt Firmenchef Ludwig Richter gegenüber der SZ. „Der Turm befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Er war total zerfallen“, sagt der Geschäftsführer. Sein Unternehmen holte das antike und inklusive Spitze mit Kugel vier Meter hohe Stück in die Werkstatt, um es aufzuarbeiten. Kein ganz einfaches Unterfangen, wie sich zeigte. Doch Dank der geschickten Hände von Zimmerer Steffen Damaschun und Klempnermeister Andreas Richter steht der Glockenturm nun im restaurierten Gewand in der Werkstatt. Die komplette Holzkonstruktion wurde nach historischem Vorbild aufgebaut, der Glockenturm mit Kupferblech eingefasst. Etwa 120 Arbeitsstunden investierte die Firma dafür. Ludwig Richter ist selbst eng mit der Feuerwehr verknüpft: Jahrelang leitete er die Ebersdorfer Feuerwehrkapelle. „Die Glocke haben wir natürlich wieder mit eingebaut“, sagt er.

Erstmals läuten soll sie zum 150-jährigen Bestehen der Ortsfeuerwehr und dem 70. Geburtstag der Feuerwehr-Blaskapelle am 9. Juni. Zum dreitägigen Jubiläums- und Dorffest ist geplant, dass am Sonnabend, dem 9. Juni, Punkt 16 Uhr Oberbürgermeister Dietmar Buchholz den Glockenturm aufsetzt. So steht’s im Festprogramm. Allerdings wiegt die Konstruktion geschätzte fünf Zentner, sodass auch der Transport und das Hochheben auf den Sockel nur mit entsprechender Technik möglich sein wird. Wie das Ganze dann abläuft, kann Ludwig Richter aktuell noch nicht sagen. Jetzt jedenfalls steht der Turm noch in der Obercunnersdorfer Werkstatt. Feuerwehrmann Klein geht davon aus, dass ein Kran zum Einsatz kommen wird, um den Koloss an seinen künftigen Standort zu hieven. Dort soll das Erinnerungsstück dann auch bleiben.

Infos zum Festprogramm in Ebersdorf gibt es auch auf der Facebookseite des Fördervereins FFW Ebersdorf

www.sz-link.de/Wehrfest-Ebersdorf