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Bald kein Hautarzt mehr im Oberland

Die Neugersdorfer Praxis schließt. Ein Nachfolger fand sich noch nicht - obwohl sogar eine Finanzspritze in Aussicht stand. Für einen Teil der Patienten gibt es eine Übergangslösung.

Von Romy Altmann-Kuehr & Constanze Junghanß
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Symbolfoto
Symbolfoto © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Bis Februar 2020 ist Uta Franke noch im Dienst, dann geht die Neugersdorfer Hautärztin in den Ruhestand - und hinterlässt eine große Lücke. Schon langfristig wurde ein Nachfolger für die Praxis an der Fröbelstraße gesucht, auch die Stadt hatte auf ihrer Homepage dafür geworben. Ohne Erfolg. Wie ein großes Plakat im Wartezimmer informiert, werde die Praxis ohne Nachfolger geschlossen.

Frau Franke selbst möchte sich nicht dazu äußern. Fest steht jedenfalls: Mit der Schließung gibt es im Oberland und dem Raum Löbau in wenigen Wochen keinen Hautarzt mehr. Die nächsten Praxen sind in Herrnhut und Zittau. Die Löbauer Hautärztin gab ihre Praxis bereits vor Jahren aus gesundheitlichen Gründen auf.

Eine Übergangslösung für das Oberland wird es dennoch geben - zumindest teilweise: Katharina Varga, die das MVZ mit Praxen in Seifhennersdorf und Leutersdorf betreibt, will nun künftig die Möglichkeit anbieten, Hautchecks durchzuführen. Frau Franke sei auf sie zugekommen und habe angefragt, ob sie das übernehmen könne, sagte Frau Varga der SZ. Die Seifhennersdorfer Ärztin hat eine Zusatzausbildung dafür. Auch drei Ärzte, die bei ihr im MVZ angestellt sind, haben diese Zusatzqualifikation nun erworben. "Wir sind also jetzt vier Ärzte bei uns im MVZ, die Hautchecks durchführen können", so Frau Varga. Außerdem bietet die Seifhennersdorfer Ärztin schon Allergietests an.

Nichtsdestotrotz könnte sich nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) ein neuer Dermatologe im Planungsbereich Löbau-Zittau niederlassen. Diese Region sei nicht von Zulassungsbeschränkungen betroffen, wie Patrice Fischer, Öffentlichkeitsmitarbeiterin der KVS-Geschäftsstelle Dresden, sagt. Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen im Freistaat habe das bereits im Oktober diesen Jahres so angeordnet. Grund dafür: Der Versorgungsgrad für Löbau-Zittau mit Hautärzten liegt bei 93,6 Prozent. „Eine freie Stelle wurde vom Landesausschuss zur Verfügung gestellt“, so Patrice Fischer.

Problem dabei: Bisher hat sich niemand gemeldet. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder nach einem Nachfolger für Frau Dr. Franke habe sich „leider als nicht so einfach“ gestaltet. Und das, obwohl die KVS unterstützend tätig geworden sei. So wurde der Vertragsarztsitz zum wiederholten Male im Ärzteblatt Sachsen und auf der Internetseite der KVS ausgeschrieben. Aufgrund von drohender Unterversorgung war außerdem sogar eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro ausgewiesen worden. „Doch auch daraufhin hat sich bisher leider kein Nachfolger gefunden“, sagt die Sprecherin.

Woran liegt das? Für junge Fachärzte gebe es laut Fischer große regionale Unterschiede bezüglich der Wahl des zukünftigen Praxisstandortes. Außerdem seien die Infrastrukturen der Umgebung von großer Bedeutung. „Daher ist die Großstadt für die jungen Fachärzte als möglicher Niederlassungsort interessanter, da die Städte über lukrativere Infrastrukturen verfügen“, so Patrice Fischer. Die Verantwortung, lukrative Infrastrukturen zu schaffen und die Attraktivität einer ländlichen Region aufzuwerten, obliege allerdings nicht der Kassenärztlichen Vereinigung. „Unsere Möglichkeiten sind in diesem Zusammenhang beschränkt“, so die KVS-Sprecherin.

Nun liegt Ebersbach-Neugersdorf nicht gerade in der Pampa, sondern im Dreiländereck. Die Grenzstadt ist auch kein winziges Dorf, rund 12.000 Einwohner leben hier. Infrastrukturell braucht sich die Spreequell-Stadt keinesfalls zu verstecken. Es gibt fünf Schulen – darunter eine Freie Schule und eine Förderschule, sechs Kitas, Bibliothek, Musikschulen und Volkshochschule, Filmtheater, Theaterscheune, zwei Freibäder, Bus- und Bahnverbindungen, zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und mehr. Neben dem Klinikum Oberlausitzer Bergland sind sechs Allgemeinmediziner und 17 Fachärzte im Ort ansässig, dazu kommen noch Zahnärzte und Kieferorthopäden.

Was aber mit der Schließung der Praxis von Frau Dr. Franke künftig definitiv fehlt, ist ein Hautarzt. An wen sich Patienten demnächst wenden können, bleibt offen. Verwiesen wird auf die Suchfunktion der KVS-Internetseite. Die zeigt im 20-Kilometer-Umkreis von Ebersbach-Neugersdorf zwei Dermatologen an. „Natürlich ist uns auch bewusst, dass Patienten in ländlicheren Regionen weitere Anfahrtswege zum Arzt haben“, heißt es dazu vonseiten der KVS. Patienten könnten aber auch die Terminservicestelle kontaktieren, die zukünftig unter der Telefonnummer 116 117 zu erreichen ist. „Da werden gesetzlich versicherten Patienten entsprechende Arzttermine vermittelt“, erklärt Patrice Fischer. 

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