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Ballack-Abschiedsspiel findet voraussichtlich statt

Michael Ballack zieht noch einmal das Trikot an. Zu seinem Abschiedsspiel in Leipzig begrüßt der einstige Capitano hochkarätige Fußball-Prominenz.

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© dpa

Arne Richter und John Hennig, dpa

Leipzig/Berlin. Michael Ballack griff nochmal zum Telefon und wählte die Nummer von Joachim Löw. „Ich habe extra mit ihm telefoniert, um sicher zu gehen, dass er auch kommt“, berichtete der einstige Capitano am Dienstag. Bei seinem Abschiedsspiel am Mittwochabend (20.05 Uhr/MDR) in Leipzig soll es nach dem Zwist um Ballacks unrühmliches Ende im DFB-Trikot endlich zur öffentlichen Versöhnung mit dem Fußball-Bundestrainer kommen. Doch noch ist der Handschlag nicht gesichert. Schuld ist das Wetter.

Das Hochwasser in Sachsen bedroht die Bye-Bye-Party von Ballack. Eine vorläufige Entwarnung kam am Dienstag von der Stadt Leipzig. Aber eine endgültige Entscheidung fällt erst am Spieltag. „Ich gehe vom heutigen Stand davon aus, dass die Dämme und Deiche in Leipzig halten. Mit ziemlicher Sicherheit können wir davon ausgehen, dass aller Voraussicht nach das Spiel am Mittwochabend stattfinden kann“, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ballack. Am Mittwochvormittag tagt nochmals der Krisenstab.

Ballack reagierte erschrocken auf die Flutbilder. Aus den Erlösen seines Abschiedsspiels sollen mindestens 100 000 Euro an die Geschädigten gehen. „Ich bin genauso betroffen, wie viele andere auch. Ich möchte der Stadt Leipzig danken, dass sie alles dafür tut, dass das Spiel stattfindet“, sagte Ballack. Zudem wurde auf seine Initiative eine Spenden-Hotline (0900 - 5970 870) eingerichtet. Jeder Anruf soll fünf Euro einbringen. „Ich hoffe, dass da noch einiges zusammen kommt“, meinte Ballack.

Eine Absage wäre besonders bitter für ihn. Nach den vielen Enttäuschungen zum Abschluss seiner Laufbahn ist alles bereitet für eine große Bühne mit Stars von Miroslav Klose bis Didier Drogba Trainergrößen wie José Mourinho, Rudi Völler - und eben Löw.

Die Anwesenheit des Bundestrainers soll Zeichen der Versöhnung sein und einen Schlussstrich ziehen unter den Zwist. „Man sollte im Fußball Karrieren nicht an einer Aktion messen“, zeigte sich Ballack schon versöhnlich. „Die Sache ist vorbei.“ Auch sein Nachfolger als DFB-Kapitän, Philipp Lahm, in Zeiten der Auseinandersetzung auf Seiten Löws, ist eingeladen und soll kommen.

Ballack hat schon Abstand gewonnen vor dem Show-Auftritt zwischen den Teams „Ballack and Friends“ - zudem Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher gehört - und einer von ihm zusammengestellten Weltauswahl.

Ein Jahr nach seinem letzten echten Spiel hat sich Ballacks Sichtweise auf viele Dinge geändert. „Es ist soviel Zeit vergangen. Namen werden immer ausgetauscht im Sport. Es gibt welche, die gehen und kommen und die Rolle gut ausfüllen“, sagte er schon bei der Ankündigung für seine private Abschiedsfete im März. Nun sind die Planungen für die Zukunft bereits konkreter. Den Trainerschein wird Ballack machen. Dass er dem Fußball-Geschäft erhalten bleibt, war für den gebürtigen Sachsen schon immer irgendwie klar gewesen.

Die positiven Dinge seiner bewegten Karriere will Ballack in Erinnerung behalten. Fünf nationale Meistertitel mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem FC Bayern und dem FC Chelsea, sechs Pokalsiege mit den Clubs aus München und London und 98 Länderspiele für Deutschland. „Ich bin stolz auf das, was ich in meiner Karriere erreicht habe“, sagte Ballack.

Und doch schwebt über Ballacks Karriere das große Aber. Den Titel des Unvollendeten wird der Mittelfeldmann ohne internationalen Titel nicht los werden. Bei der WM 2002 wurde er als Torschütze durch seine Gelbe Karte und folgender Endspielsperre im Halbfinale gegen Südkorea zum Märtyrer. Die Champions-League-Endspiele 2002 mit Bayer Leverkusen gegen Real Madrid und 2008 mit Chelsea gegen Manchester United gingen ebenso verloren wie das EM-Endspiel 2008 mit Deutschland gegen Spanien. Der WM-Traum 2006 endete im Halbfinale gegen Italien. Ballack weinte mehrfach öffentlich.

Und dann war da der unrühmliche Ausklang. Kevin-Prince Boateng foulte ihn im FA-Cup-Endspiel 2010. Der Knöchel war kaputt. Die WM fand ohne den noch unersetzbar erscheinenden Capitano statt. Doch nach dem tollen Fußball-Sommer in Südafrika war alles anders. Löw brauchte Ballack nicht mehr, sagte es aber lange nicht. Der Streit schaukelte sich kontinuierlich hoch und tat beiden nicht gut. Bei Bayer Leverkusen lief es für den Mitdreißiger Ballack auch nicht nach Wunsch. Es gab wohl noch Angebote aus Amerika. Das Ende im Sommer 2012 war konsequent und logisch. (dpa)