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Barfuß auf dem Kammweg

Auch ohne Schuhwerk lässt es sich wandern. Ein junger Mann hat den Selbstversuch unternommen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Geising/Blankenstein. Seit drei Jahren wandert René Scholz barfuß. „Das tut mir gut“, sagt er. Das sei die natürlichste Form der Fortbewegung. Seit er so laufe, fühle er sich gesünder, erklärt der junge Mann mit dem markanten Bart. Und er habe keine Schweißfüße mehr, sagt er und lächelt. Nun hat sich der Olbernhauer aufgemacht, den Kammweg abzuwandern. Die Idee kam ihm im vorigen Jahr. „Meine Freundin wohnt in Johanngeorgenstadt“, sagt Scholz, der in Rothenthal, einem Ortsteil von Olbernhau, wohnt. Da beide Orte direkt am Kammweg liegen, wollte er einmal auf diesem Weg zu ihr laufen. Dann brachte ihn seine Mutter auf den Gedanken, den ganzen Weg abzuwandern. Scholz, den seine Freunde als Naturalisten und Überlebenskünstler kennen, konnte dem Vorschlag etwas abgewinnen. Warum nicht? Nun hat er Zeit gefunden. Scholz startete am Pfingstmontag am westlichen Ende des Kammwegs im Vogtland. In zehn Tagen wollte er die Strecke schaffen. Gebraucht hatte er nur neun. Am Mittwochabend kam er in Geising an, entspannt und zufrieden.

Erzgebirge hat viele Facetten

„Der Weg ist topgepflegt“, sagt der 32-Jährige. „Das Erzgebirge hat so viele Facetten.“ Entlang der Strecke gibt es sehr viele Möglichkeiten, in die Täler zu schauen. „Das ist wunderschön.“ Besonders ergreifend sei die Aussicht gewesen, die er vom Bärenstein-Plateau im mittleren Erzgebirge hatte. Von dort aus konnte er die höchsten Berge des Erzgebirges, den Keilberg und den Fichtelberg, sowie die Talsperre Cranzahl und viele Erzgebirgsdörfer sehen.

Allerdings sind dem Wanderer auch einige Schwachstellen aufgefallen. So gibt es am Weg kaum Möglichkeiten zum Zelten. Für jemanden, der preiswert wandern möchte, sei das nicht von Vorteil. Andere Länder seien da schon weiter, so zum Beispiel Australien, wo er selbst wandern war. Scholz hat trotzdem versucht, so oft wie möglich draußen zu schlafen. Schließlich hatte er sich einen Schlafsack und eine Plane mitgenommen. Pensionen mied er weitgehend. Die verlangten Übernachtungspreise von mehr als 30 Euro, und das fand er recht teuer. Auch die Markierung entlang des Weges sei einige Male verwirrend gewesen. „Es heißt, dass der Weg von Ost nach West – also von Geising nach Blankenstein – gut ausgeschildert ist“, sagt er. Doch auf der Strecke von West nach Ost, so wie er gewandert ist, fehlten an manchen Stellen die weiß-blauen Hinweisschilder mit dem Kürzel „Kamm“. Deshalb habe er sich einige Male auch verlaufen. Scholz hat sich diese Stellen notiert und will sie dem Tourismusverband Erzgebirge melden.

Erlebnisse werden verarbeitet

Die Wanderung tat ihm insgesamt gut, obwohl er am Anfang seine Probleme mit Wind und Starkregen hatte. Dann hatte er sich noch das Knie verdreht, sodass er bei Schöneck pausieren musste. Entmutigt hatte ihn das nicht. Er ist weitergewandert. Scholz, der als Freiberufler unter anderem als Mediengestalter arbeitet, nutzte die Zeit zum Nachdenken. „Ein Buch werde ich nicht schreiben“, sagt er. Aber es sei durchaus möglich, dass er in einem Vortrag von seinen Erlebnissen berichten wird.

www.kammweg.de