Bauda. Im Archiv des Landesamtes für Archäologie (LfA) in Dresden werden nicht nur Knochen und Scherben aufbewahrt, sondern auch viele historische Fotos. Eines davon machte den kleinen Ort Bauda bei Großenhain berühmt. Zumindest unter Luftbildarchäologen in ganz Deutschland ist das Dorf ein Begriff.
Das besagte Schwarz-Weiß-Foto stammt aus dem Jahr 1939. Es ist zwar etwas verschwommen, zeigt aber relativ deutlich in einer Wiese östlich von Bauda, an einer Krümmung des Neugrabens, einen mysteriösen Kreis. Das ist der sichtbare Beweis, dass hier einst eine Wasserburg stand. „Dieses Foto ist was ganz Besonderes, denn aus dieser Zeit gibt es nicht viele Luftaufnahmen, die wir für unsere Arbeit verwerten können“, sagt Dr. Ronald Heynowski, Experte für Luftbildarchäologie am LfA Sachsen.
Das Foto wurde von einem Major Hauffe geknipst. Sehr viel mehr ist über den Mann nicht bekannt. Sehr wahrscheinlich war er Offizier an der Aufklärungsfliegerschule 1 der Luftwaffe, die nur wenige Tage vorm Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf dem Großenhainer Flugplatz eingerichtet wurde.
Spekulativ ist auch, ob Major Hauffe sich mit der Geschichte der Großenhainer Pflege auskannte und deshalb Bauda bei einem seiner Ausbildungsflüge gezielt ansteuerte oder eher zufällig. Denn, dass es an dieser Stelle eine mittelalterliche Wasserburg gegeben haben soll, wurde schon in Dokumenten aus dem 16. Jahrhundert überliefert.
Bereits in der Kaiserzeit sammelten Archäologen Informationen über die Wasserburg Bauda. In der Weimarer Republik soll sie schließlich innerhalb eines deutschlandweiten Projektes entdeckt und 1935 unter Denkmalschutz gestellt worden sein, berichtet Heynowski.
Der Dresdner Archäologe hat die Wasserburg Bauda schon oft aus der Luft fotografiert. Auch in diesem Jahr startete Heynowski mit dem Großenhainer Piloten Jan Meißner vom hiesigen Flugplatz aus zu einem Rundflug bis über die Elbe bei Riesa. Der Grund: die monatelange Trockenheit. Während die Bauern deswegen in diesem Jahr große Ernteverluste zu beklagen hatten, war sie andererseits für die Luftbildarchäologen ein Geschenk.
Die extreme Trockenheit hatte dazu geführt, dass die Unterschiede zwischen feuchten und trockenen Stellen im Erdreich viel deutlicher sichtbar waren als sonst. Dadurch können Archäologen Rückschlüsse auf ehemalige menschliche Behausungen oder Befestigungen ziehen. Heynowski schwärmt: „Plötzlich scheint man durch den Boden hindurchgucken zu können.“
Die Pflanzen, die je nach Trockenheitsgrad des Bodens unterschiedlich stark wachsen, zeigen alles, was im Untergrund verborgen ist. Alte Straßen, Häuser, Gräber und Wallanlagen. „Die Funde waren in diesem Sommer besonders detailscharf“, sagt Heynowski. Pfosten und Gebäudegrundrisse waren aus der Luft besser zu erkennen. „Die ganze Landschaft wird plötzlich ein Bild“, so der Experte. „Das ist selten der Fall.“