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Bauer für einen Tag

Kühe sind nicht lila, und Hennen mit dunklen Ohrscheiben legen dunkle Eier – so macht Landwirtschaft Kindern Spaß.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Dieser Minister ist Praktiker. Als ihm der Seniorchef des Großenhainer Geflügelhofs Christian Riedel nach seiner Begrüßungsrede gerade das Wort weiterreichen will, sagt Sachsens Staatsminister Thomas Schmidt einfach: „Wollen wir nicht erst mal frühstücken?“ Die Kinder klatschen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer lacht herzlich, seine Parteikollegin Daniela Kuge postet ihr erstes Bild von diesem Vormittag auf dem Großenhainer Geflügelhof. Der Präsident des sächsischen Landesbauernverbands Wolfgang Vogel bekommt ein Tässchen Kaffee und plauscht mit Agra-Chefin Brigitte Wiebelitz. Doch die wichtigsten Gäste der illustren Runde sind die Mädchen und Jungs der Klasse 3c aus der Grundschule am Forst in Kamenz. Sie haben den sachsenweiten Wettbewerb „Bauer für einen Tag“ gewonnen und verbringen heute einen Tag im Riedel'schen Betrieb. Den haben sie sich auch echt verdient.

Die Kinder waren dafür einen Tag auf dem Bauernhof Helm in Eutrich (Königswartha), haben dort Heu herangefahren, Schweine gekrault, Boxen ausgemistet und Eier aus den Nestern abgenommen. Sie konnten fühlen, riechen und schwitzen, wie sich das Leben nur auf einem richtigen Bauernhof erleben lässt. Das den Kindern näher zu bringen, ist genau die Intention des Wettbewerbs „Bauer für einen Tag“. Wie sagte Staatsminister so schön? „Wir wollen, dass Kinder sehen, Kühe sind eben doch nicht lila und dass sie wissen, wo ihr Frühstücksei herkommt“. Wenn dabei irgendwann auch interessierter Berufsnachwuchs herauskommt – umso besser.

Am Ende zeichneten die Kinder jeweils ihr Bild vom Bauernhof. Klassenleiterin Amarin Bartylla und Erzieherin Heidrun Barth ließen die Bilder in eine Mappe binden und schickten sie zum Wettbewerb ein. Und sie haben unter 63 teilnehmenden Klassen gewonnen. Wirklich verblüfft haben die Knirpse allerdings mit etwas anderem. Selbst der Minister staunte, was für ein tolles Programm rund ums Ei die Drittklässler aufführten. Mit Gesang, Spiel, Witz und Lebensart bereiteten sie den Erwachsenen einen lustigen, angenehmen Vormittag. Es gab kein Geschubse und Getuschel, nicht einmal am Anfang, als die Kinder fast eine Stunde auf den Minister warten mussten und sich schon mal interessiert die Eiersortierung zeigen ließen. Das gemeinsame Frühstück gestaltete sind so selbstverständlich und familiär, dass selbst der Minister raunte: „Das sind ja tolle Kinder.“

Er empfahl den Kamenzern, ihr Programm doch noch einmal bei Gelegenheit aufzuführen. Es wäre viel zu schade, es nur einmal zu zeigen. Und auch Minister und Präsident können noch etwas lernen bei so einem Familienfrühstück. Zum Beispiel die richtige Antwort auf die Frage, woran man eigentlich erkennt, ob ein Huhn braune oder weiße Eier legt? Hätten Sie´s gewusst – an den Ohrläppchen, den sogenannten Ohrscheiben. Hat ein Huhn farbige Ohrscheiben, sind die Eier meist braun, ein Huhn mit weißen Ohrscheiben legt weiße Eier. Natürlich tauschten die „großen Landwirte“ auch so ihre Neuigkeiten aus, nicht immer nette, wie die, dass es für ein Suppenhuhn mittlerweile nur noch fünf Cent für die Erzeuger gibt oder dass Aldi erneut an der Preisschraube fürs Ei gedreht hat. Gespannt sind Sachsens Geflügelhalter auch, wie die Bestände nächstes Jahr darauf reagieren, wenn die Schnäbel nicht kupiert werden. Sachsen gibt da beim Tierwohl den Vorreiter – rund ums Ei können sich kleine und große Bauern eben einen ganzen Tag unterhalten.