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Baum gefällt, Diskussion entfacht

Eine alte Linde in Lohmen ist Anlass für Bürgerprotest und einen Antrag im Gemeinderat.

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© Daniel Schäfer

Von Nancy Riegel

Lohmen. Es ist lediglich ein Baum weniger in Lohmen, könnte man meinen. Eine Linde, die gefällt werden musste. Wer durch Lohmen fährt oder spaziert, bemerkt den noch hellen Baumstumpf sofort. Doch eben diese gefällte Linde am Forellenflüßchen, an der Bushaltestelle Lohmen Mitte, löste nun eine hitzige Debatte um den Schutz alter Bäume in der Kommune aus.

Anwohner haben sich die Reste des Gewächses näher angeschaut und können nicht verstehen, weshalb hier die Säge angesetzt wurde. Eine Unterschriftenliste wurde initiiert, mit dem Ziel, die alten Bäume in Lohmen besser zu schützen und nicht vorschnell zu fällen. Unterstützung kommt von den Linken und Grünen im Gemeinderat, die jetzt vorschlugen, eine Baumschutzsatzung für Lohmen zu erarbeiten. „Bäume sind bedeutend für die Natur, für die Bienen und nicht zuletzt für unser Wohlbefinden“, sagte Helgard Wilisch (Die Linke), eine der Initiatoren des Antrags, in der jüngsten Sitzung. Baumschutzsatzungen legen die Regeln für jede Gemeinde individuell fest. Festgeschrieben werden in dem Papier Voraussetzungen, unter denen Bäume gefällt werden dürfen.

Unnötig, aufwendig, übertrieben, finden eine solche Satzung Bürgermeister Jörg Mildner und die anderen Gemeinderäte aus der CDU. „Eine Baumsatzung braucht man nur dann, wenn man glaubt, dass die Verwaltung gedankenlos Bäume fällt“, kommentierte Mildner den Antrag der Opposition. Und das sei bei der Linde in der Dorfmitte nicht der Fall gewesen. Ein Gutachter habe sich den Baum angesehen und verlauten lassen, dass man ihn zwar versuchen könne zu retten, er aber über kurz oder lang gefällt werden müsse. „Er wurde nach oben hin hohl.“

Der Grüne Hartmut Schräger schlug vor, Entscheidungen über Baumfällungen zuvor im Technischen Ausschuss zu besprechen. Auch zu diesem Vorschlag entgegnete Mildner, dass sich die Gemeinde nun einmal auf Experten verlassen muss. „Wenn der Gutachter sagt, der Baum muss gefällt werden, warum dann noch drüber diskutieren?“ Die Gemeinderäte der CDU erinnerten daran, dass es eine Baumschutzsatzung in Lohmen schon mal gab. Ende der 1990er-Jahre, laut Vorschrift vom Landratsamt. Schon 1999, nach anderthalb Jahren, wurde sie in der Kommune aber wieder abgeschafft – aus den gleichen Gründen, weshalb die meisten Lohmener Räte auch heute keine mehr haben wollen. „Weil es unnötig viel Bürokratie ist“, sagt Jens Michel. Der Bürgermeister fügte im Gemeinderat noch weitere Punkte hinzu, die gegen eine solche Satzung sprechen: Sie würde für alle Gewächse gelten, nicht nur für die auf kommunalen Grundstücken; man könne schwer festlegen, ab welcher Größe Bäume schützenswert sind; überhaupt sei die Gemeinde sehr grün.

Trotz des großen Gegenwinds hält die Linke Helgard Wilisch an der Idee fest, große, ortsbildprägende Bäume in Lohmen besonders zu schützen – auch, wenn es nicht mit einer starren Baumschutzsatzung ist. „An der Unterschriftenliste hat man doch gesehen, dass das Thema die Lohmener beschäftigt“, sagt sie. Die Satzung ist in Lohmen jetzt sowieso vom Tisch. Nur drei Gemeinderäte stimmten zur Sitzung dafür.