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Baustart für neues Nobel-Eck

An der Könneritzstraße entstehen 500 Wohnungen. Lange wurde geplant. Und die Mühe schon jetzt belohnt.

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© Jürgen-M. Schulter

Von Annechristin Bonß

Die Wohnung oder das Büro nahe dem Dresdner Zentrum. Zu Fuß zum Zwinger schlendern. Die Straßenbahnlinie und die S-Bahnen am Bahnhof Mitte direkt vor der Wohnungstür. Es sind nur drei Punkte, die für die neue Wohnanlage an der Könneritzstraße sprechen. Und die bei künftigen Mietern punkten sollen. Im Karree zwischen Jahnstraße, Laurinstraße und Schützengasse entstehen in den kommenden Jahren 500 neue Wohnungen sowie Büros und Gewerbeflächen. Lange wurde um das Projekt gerungen, haben Planer und die Stadt einzelne Punkte abgestimmt und die Ideen immer wieder angepasst. Nun soll es in diesem Jahr losgehen. „Voraussichtlich werden noch 2018 die Bagger anrollen“, teilt Christoph Dross, Geschäftsführer der Schützenplatz GmbH & Co. KG, mit.

Zum einen entsteht eine grüne Flaniermeile, die bis zum Schützenhaus führt.
Zum einen entsteht eine grüne Flaniermeile, die bis zum Schützenhaus führt. © Nöfer Architekten
Diese neue Passage ist öffentlich zugänglich.
Diese neue Passage ist öffentlich zugänglich. © Nöfer Architekten

Es soll das letzte offizielle Statement des Unternehmers zu dem Vorhaben sein. 2013 hatte er zusammen mit der Optima-Aegidius-Firmengruppe das Areal gekauft. In einem Werkstattverfahren setzte sich das Berliner Architekturbüro Nöfer mit seinen Ideen für das Wohnquartier durch. Im Frühsommer 2017 stimmte der Stadtrat dem Bebauungsplan zu. 48 000 Quadratmeter misst die Fläche, auf der mehrere Neubauten, drei neue Straßen, eine weiträumige Tiefgarage und ein Spielplatz entstehen sollen. Zudem führt eine grüne Spaziermeile von dem Quartier direkt zum Schützenhaus. Nun hat Christoph Dross, kurz bevor tatsächlich die ersten Bagger rollen, das Vorhaben verkauft. Über die Verkaufssumme will er auf Nachfrage nicht sprechen. Dafür aber über die Gründe für den Verkauf und den neuen Besitzer.

Aus strategischen Gründen haben sich demnach die beiden Münchner Familien Dross und Laub von dem Dresdner Großprojekt getrennt, da man derzeit andere große Investitionen in Wohn- und Gewerbeimmobilien, insbesondere in München und Berlin, im Fokus hat. Christoph Dross habe zudem auch an anderer Stelle in Dresden investiert. Er entwickelt das sogenannte Packhofgelände gegenüber vom Sächsischen Landtag, heißt es in der Erklärung. Dort lässt derzeit die SPD mit dem Herbert-Wehner-Haus ihre Parteizentrale bauen.

Mit der Deutschen-Wohnen-Gruppe übernimmt nun ein Investor das Projekt an der Könneritzstraße. Die Firma habe Dresden als maßgeblichen Zielmarkt für sich entdeckt, teilt Dross mit. Das bestätigt auch Marko Rosteck, Sprecher des neuen Eigentümers. Dresden sei eine der Topadressen unter den wachsenden Städten im Osten. „Zudem ist die Lage des Bauprojektes innerhalb der Stadt hervorragend“, sagt Rosteck. Ob die Bauarbeiten tatsächlich schon in diesem Jahr starten, stehe indes noch nicht fest. Derzeit gebe es Gespräche zu den Details, etwa an den Fassaden, zwischen den Stadtplanern und den Architekten der verschiedenen Gebäude. Rosteck geht davon aus, dass das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag in das Projekt mit dem Namen „Am Schützengarten“ investiert.

Allein die Planungen und der Bau kosten laut Dross rund 150 Millionen Euro. Fünf Prozent der Wohnungen sollen zu sozial verträglichen Mietpreisen angeboten werden. Diese Bedingung hat die Stadtverwaltung an ihre Zustimmung geknüpft. Bei 500 geplanten Wohnungen wären das 25. Günstiges Wohnen ist das eine – günstig Gewerbeflächen mieten das andere. So bedeutet der Baustart auch das Ende eines der günstigsten Mietobjekte für Dresdens Kreative im Stadtzentrum. Noch ist das ABB-Plattenhochhaus an der Könneritzstraße belegt. Über 150 junge Unternehmer, Kreative, Künstler, Vereine und ein Sozialkaufhaus hatten sich hier zwischenzeitlich eingemietet. Für die unsanierten Räume zahlten sie fünf Euro pro Quadratmeter.

Das baldige Ende der Immobilie haben alle Mieter akzeptiert. Denn der Neubau der Wohnlandschaft bedeutet gleichzeitig den Abriss des prägnanten Hochhauses. Damit wird das Bauvorhaben beginnen. Erst wenn die Fläche freigeräumt ist, kann der Aushub der Baugrube beginnen. Auch optisch soll das neue Areal Eindruck hinterlassen. Als Mittelpunkt haben die Planer ein Torhaus vorgesehen, von dem aus sich zwei Riegel parallel zu der Könneritz- und der Jahnstraße erstrecken. Nach früheren Informationen hat sich ein Hotelanbieter für diesen Teil der Neubauanlage interessiert. Hinter Torhaus und Riegel, in Richtung Postplatz, sollen mehrere Stadthäuser in terrassenartiger Bauweise aneinandergereiht werden. Hier sind Büros, Ladenflächen und Studentenapartments geplant. Viele der 500 Wohnungen haben einen unverstellten Blick zur Altstadt. (mit SZ/noa)