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Baustart für Wasserrückhalt

Seit ungefähr zehn Jahren gibt es Überlegungen und Planungen dafür. Jetzt wird es über die ländliche Neuordnung angepackt.

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© Symbolbild/André Braun

Von Heike Heisig

Polditz. Der 5. Juli 2012 ist ein Tag, an den wohl die wenigsten Polditzer erinnert werden wollen. Ein Unwetter richtete binnen Minuten enorme Schäden in dem Ort an. Hagelkörner durchlöcherten Dächer und Jalousien. Allein an der Kirche gingen 250  Scheiben zu Bruch. Die Anwohner schippten Hagelkörner mit Schneeschiebern vom Hof. Keller liefen mit Wasser und Schlamm voll, das Gräben nicht mehr aufnahmen und das sich von Feldern wie Lawinen über die Grundstücke ergoss. Zumindest Letztgenanntes soll in Zukunft verhindert werden. Dafür entsteht jetzt auf Feldern und Wiesen zwischen Polditz und Kalthausen ein Rückhaltebecken. In dieser Woche ist Baustart.

Die ersten Überlegungen gibt es schon seit Anfang der 2000er-Jahre erinnert sich Michael Heckel, damals Bürgermeister der noch selbstständigen Gemeinde Bockelwitz, heute ehrenamtlicher Ortsvorsteher der Ortschaft. In seiner Amtszeit ist es nicht mehr gelungen, das Becken in Polditz zu etablieren. Über Jahre haben sich die Planungen und Verhandlungen zum Flächenkauf oder -tausch hingezogen. Nun sollte alles geklärt sein, hat Heckel aus der Bauanlaufberatung vor etwa zwei Wochen mitgenommen. Die Grundstücksangelegenheiten seien ein wichtiger Punkt gewesen. „Es ist am besten, wenn alles in einer Hand liegt“, findet Heckel.

Realisieren wird das Projekt die Teilnehmergemeinschaft im Flurneuordnungsverfahren. Die Ortschaft Polditz ist in das Verfahren Altleisnig eingebunden, Vorstandsvorsitzender ist Markus Appel. Er bestätigt, dass dieses Einzelprojekt schon länger auf seine Umsetzung wartet. Es sei mehrfach überarbeitet und auch teurer geworden. „Trotzdem wollen wir es umsetzen“, sagt er. Die Kosten gibt er mit rund 400 000 Euro an. Dieses Geld soll bis November dieses Jahres verbaut sein. Dann sollen die Bauarbeiten – wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt – beendet sein.

Bis dahin müssen die Bauleute einiges an Erde bewegen. Das Rückhaltebecken wird 5 000 Kubikmeter Wasser fassen. Das entspricht rund 35 700 Badewannen-Füllungen. Das Einzugsgebiet mit den darüber liegenden Feldern ist ein großes, wie Michael Heckel bescheinigt. Bei Starkniederschlägen soll das Regenwasser gezielt in das Becken geführt und später dosiert an die Entwässerung abgegeben werden.

Das System stand vor drei Jahren auch extrem in der Kritik. Wochenlang ging es hin und her, wer für die Pflege der Gräben an Straßen unterschiedlicher Ordnung zuständig ist, wie die Flächen zwischen Feldern und Straßen aussehen müssen, dass der Schlamm nicht überschwappt. Es gab Gespräche mit den Landwirten zur Gestaltung der Feldränder und auch Gespräche der Behörden untereinander, wer wie oft in die Pflicht genommen ist. „Letztlich“, findet der Chef der Teilnehmergemeinschaft, „funktionieren alle Maßnahmen nur gemeinsam effektiv“, sagt Markus Appel. So hat die Kommune beispielsweise vor längerer Zeit einen Löschteich in Polditz entschlammen lassen, und auch Arbeiten am Grabensystem sind zugesichert.

Insgesamt sind viele der Bauprojekte der Teilnehmergemeinschaft Altleisnig auf den Hochwasserschutz ausgerichtet. Andernorts sind auch Feldwege in Ordnung gebracht worden, in Polditz konnte sogar das alte Pfarrhaus zur Kindertagsstätte umgebaut werden. Ursprüngliches Anliegen der Flurneuordnung ist, zersplitterte landwirtschaftliche Flächen so zusammenzulegen, dass die Bewirtschaftung für die Landwirte einfacher und effektiver wird. Alle 28 Ortsteile der Altgemeinde Bockelwitz waren oder sind noch in ein solches Neuordnungsverfahren eingebunden.