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Baustelle im Miniatur-Format

Die Besucher der ersten Modellbautage staunen, wie viele Arten von Modellen es gibt. Einige Fahrzeuge bewegen sogar mehrere Kubikmeter Sand.

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Marco Felgner (hinten links im Gespräch) hat bei den ersten Harthaer Modelltagen bewiesen, dass Modellfahrzeuge durchaus etwas bewegen können. In diesem Fall waren es mehrere Kubikmeter Sand.
Marco Felgner (hinten links im Gespräch) hat bei den ersten Harthaer Modelltagen bewiesen, dass Modellfahrzeuge durchaus etwas bewegen können. In diesem Fall waren es mehrere Kubikmeter Sand. © Dietmar Thomas

Von Rasmus Wittrin

Hartha. Mit kleinen Modellautos begnügt sich Marco Felgner schon lange nicht mehr. Seit rund zehn Jahren hat der Harthaer Baumaschinen im Modellformat – und bewegt mit den teilweise komplett selbstgebauten Fahrzeugen innerhalb von Stunden mehrere Kubikmeter Sand von einem Ort zum anderen.

Genau das macht er auch am Wochenende auf den ersten Modellbautagen auf dem Stockcar-Gelände im Harthaer Heegweg. Dort muss ein etwa zwei Kubikmeter großer Haufen abgetragen und zu einer Siebstation transportiert werden. Dafür brachte Felgner einen Liebherr-Bagger im Maßstab 1:16 und vier andere Modellfahrzeuge mit auf das Stockcar-Gelände. Insgesamt hat er sieben Modellfahrzeuge. „Tendenz steigend“, wie er selbst sagt.

Der Anlagemechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik interessiert sich „eigentlich schon immer für Modellbau“, so Felgner. Bereits sein Vater sei begeisterter Modellbauer gewesen, und so hat sich auch der Sohn „irgendwann mal angesteckt“.

Doch nur Erfahrung und Technik sind nicht genug: Allein sind zwei Kubikmeter Sand etwas viel, schließlich können mehrere Fahrzeuge nicht gleichzeitig gesteuert werden. Und so sind zusammen mit ihm noch andere Mitglieder der „Interessengemeinschaft Tiefbau Ost“ aus Zwickau, Glauchau und sogar Nürnberg angereist, um bei der Verladung des Sandhaufens zu helfen. Zwei Bagger laden die Fracht auf mehrere Lkws, die wiederum den Sand zur Siebstelle fahren. Wie auf einer richtigen Baustelle sieht das aus.

Der Interessengemeinschaft gehören Fans des sogenannten Funktionsmodellbaus aus ganz Deutschland an. Funktionsmodellbau beschreibt die Sparte des Modellbaus, in der Modell-Baumaschinen die Hauptrolle spielen. Die Fähigkeiten der kleinen Bagger und Laster sind dabei ziemlich beeindruckend. Felgners Bagger wiegt um die 25 Kilogramm und hat, je nach Arbeitsleistung, eine Akkulaufzeit von bis zu einer Stunde. Er wird hydraulisch betrieben, kann laut Felgner sogar Löcher buddeln. „Er ist wie ein richtiger Bagger, nur eben kleiner“, sagt er.

Die Baumaschinen sind aber nicht die einzige Attraktion auf den Modellbautagen. Fünf Gruppen unter anderem aus Leipzig, Hartha, Rochlitz und Waldheim sind gekommen, um ihre Fahrzeuge zu präsentieren und natürlich auch zu fahren, sagt Uwe Stephan, einer der Organisatoren der Modellbautage.

Dabei sind nicht alle Modelle bodengebunden. Die Heli Crew Hartha stellt etwa 15 Flugzeuge und Hubschrauber aus. Der Schiffsmodellclub Leipzig hat mehrere Modellboote mitgebracht, die gerade erst bei einer Modellbootweltmeisterschaft mitgefahren sind, wie Vereinsmitglied Michel Sanders erzählt. Bis zu 120 Stundenkilometer würden die selbstgebauten Boote fahren. Damit seien sie im vorderen Mittelfeld gelandet, so Sanders.

Ebenfalls aus Leipzig sind mit besonders schnellen Flitzern mehrere Buggy-Freunde angereist, die ihre Renn-Buggys im Maßstab 1:5 mitgebracht haben. Bis zu 95 km/h schnell können die benzinbetriebenen Modell-Buggys auf die Piste bringen.

Einen richtigen Wettbewerb veranstalten Mitglieder von Ostrial, zu denen auch Uwe Stephan gehört. Ostrial ist eine deutschlandweit aktive Interessensgemeinschaft von Modellbaufreunden. Zehn sogenannte Läufe, also Rennen, werden pro Jahr veranstaltet, zwei davon während der Modellbautage. Bei den Rennen müssen die Fahrzeuge einen Parcours innerhalb einer bestimmten Zeit absolvieren.

Es ist das erste Mal, dass die Modellbautage in Hartha veranstaltet werden. Laut Organisator Stephan Schäfer, Vorsitzender des Motorsportclubs Hartha, soll es bei diesem ersten Mal nicht bleiben: „Prinzipiell soll es schon ein weiteres Mal geben.“ Bevor das entschieden werden kann, müsse es aber Nachbesprechungen geben.

Die Modellbautage am Sonnabend und Sonntag seien für Modellbauer und Neugierige, die sich die Modellfahrzeuge anschauen wollen, gleichermaßen gedacht. Eine Intention der Veranstaltung sei es laut Schäfer auch gewesen, mehr Menschen für den Modellbau zu begeistern.

Modellbaugeschäfte sterben aus

Für alle jene, die nach dem Bestaunen der Baustelle der Interessengemeinschaft Tiefbau Ost, der schnellen Flitzern aus Leipzig, dem Wettkampf der Ostrial-Modellbauer und der Flugzeuge der Heli Crew Hartha näher mit dem Modellbau beschäftigen wollen, dem bietet Sven Günther aus Rochlitz gleich einige Modelle zum Verkauf. 

Er ist Inhaber des Fachgeschäfts Günther Modellsport und will mit seinem Auftritt zeigen, dass man nicht immer alles übers Internet bestellen muss. „Der Fachhandel stirbt aus, auch im Bereich Modellbau“, so Günther. Gerade deshalb sei es ihm wichtig, zu zeigen, dass es immer noch einige Geschäfte gibt.