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Bautzen entschärft Unfallkreuzung

Vor allem für Fahrradfahrer wurde es am Finanzamt oft gefährlich. Jetzt startet ein Verkehrsversuch.

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© Carmen Schumann

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Die Liste der Unfälle ist lang. Im August 2016 kracht ein Radfahrer gegen eine Autotür. Er stürzt und verletzt sich leicht. Später wird die Polizei notieren, dass der Autofahrer die Vorfahrt des Radlers missachtet hatte. Eine ähnliche Situation ereignet sich im Mai 2015. Diesmal trifft es eine Seniorin. Weil ein Auto ihr die Vorfahrt nimmt, weicht sie aus, stößt dabei gegen ein wartendes Fahrzeug. Auch sie bleibt nicht unverletzt. Noch schlimmer trifft es eine 57-jährige Radfahrerin im Jahr 2013. Ein Autofahrer übersieht die Frau, die mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden muss. All diese Vorfälle haben eines gemeinsam: Sie alle ereigneten sich an der unübersichtlichen Kreuzung hinter dem Bautzener Finanzamt. Und die Aufzählung ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Insgesamt acht Unfälle hat die Stadt in den vergangenen Jahren an dieser Stelle registriert.

© SZ-Grafik

Weil es so nicht weitergehen kann, startet die Verwaltung einen Verkehrsversuch. „Jetzt am Freitag wird die Fahrbahn neu markiert“, erklärt Baubürgermeisterin Juliane Naumann. Eine Unfallkommission hat bereits im Februar darüber beraten, wie die Kreuzung entschärft werden könnte. Das Ergebnis wird nun umgesetzt. Im Rahmen des Versuchs sollen die Einmündungen am Wendischen Graben versetzt werden. Konkret bedeutet das: Wer von der Straße „Vor dem Schülertor“ kommt, darf nicht mehr vor zur Kreuzung Wendischer Graben/Töpferstraße fahren. Stattdessen wird er über den Parkplatz des Finanzamtes geleitet. An dessen Ende kann der Autofahrer dann entscheiden, ob er rechts Richtung Kornmarkt oder links Richtung Krankenhaus abbiegen will. Wer hingegen vom Wendischen Graben kommt und in die Straße „Vor dem Schülertor einbiegen möchte, der darf weiterhin den gewohnten Weg über die Kreuzung nutzen. Durch die Regelung ergeben sich auch Änderungen fürs Parken hinterm Finanzamt. Weil die Autos über den Platz geleitet werden, entfallen einige Stellflächen.

Komplizierte Verkehrsführung

„Die neue Regelung wird zunächst zwei Jahre gelten“, so Juliane Naumann. In dieser Zeit soll sich zeigen, ob auf diese Weise die Kreuzung tatsächlich sicherer wird. Nach der Auswertung des Verkehrsversuchs muss die Stadt dann entscheiden, ob die Kreuzung umgebaut werden soll.

Positiv blickt Grünen-Stadtrat Claus Gruhl auf das Vorhaben der Verwaltung. „Die Gefahr für Radfahrer wird durch die neue Regelung halbiert“, erklärt er. Der Bautzener ist oft selbst mit dem Fahrrad unterwegs. Häufig fährt er aus Richtung Töpferstraße an die Kreuzung heran. Wollte er bisher nach links abbiegen und Richtung Kornmarkt fahren, dann musste er auf die Autos warten, die von der Straße „Vor dem Schülertor“ geradeaus zur Töpferstraße fahren wollten. „Da kam man kaum rüber“, sagt er . Mit der neuen Regelung hat sich zumindest dieses Problem erledigt. Völlig sicher wird die Kreuzung aber niemals sein, meint der Bautzener. „Die Verkehrsführung dort ist sehr kompliziert. Das wird sich auch mit den neuen Regeln nicht groß ändern“, erklärt Gruhl.

Praxistest abwarten

Dass an der Kreuzung etwas passiert, begrüßen auch die Mitglieder vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Bautzen. „Es ist auf jeden Fall sinnvoll, an dieser Stelle etwas zu unternehmen“, erklärt Peter Stürzner vom ADFC. Er selbst hat dort schon viele brenzliche Situationen beobachtet. Für Stürzner gibt es auf der Strecke gleich mehrere Probleme. Die gesamte Kreuzung ist für alle Verkehrsteilnehmer nur sehr schwer einsehbar, meint er. Die Straßen sind eng, Häuserfronten schränken das Sichtfeld ein.

„Vielleicht kann die neue Regelung wirklich ein wenig helfen. Das muss man in der Praxis sehen“, sagt der Bautzener und hat gleich noch einen zweiten Vorschlag dafür, wie die Stelle sicherer werden könnte. Zwischen dem Hotel Best Western und dem Krankenhaus gilt für Autofahrer Tempo 50, erklärt der Fahrradexperte. Auf allen umliegenden Straßen sei das anders. „Gerade weil die Straße so eng ist und es so viele Unfälle gab, wäre doch auch ein Tempo-30-Schild sinnvoll“, meint er.