Sohland. Manchmal fällt es schwer, nicht an Zufälle zu glauben. Zum Beispiel wenn man Dana Schmidt vor dem alten Zollhaus im Sohlander Neudorf trifft. Hier, im letzten Winkel der Gemeinde, vis-a-vis der grünen Grenze nach Tschechien, hat sie sich verliebt – in ein Haus. Das war der erste Zufall.
Dana Schmidt erzählt: Bei einem Spaziergang wurde sie auf das zugewucherte Grundstück aufmerksam. "Ich war begeistert", erinnert sie sich. Das war im vergangenen Sommer. Bei dem Versuch, sich einen besseren Eindruck von Grundstück und Haus zu verschaffen, stieß sie auf ein verwittertes Bauschild. Das verkündete die Entstehung von vier Mietwohnungen. Für Interessenten war eine Handynummer als Kontakt angegeben. Die rief Dana Schmidt an - und landete in Cottbus.
„Ich habe gefragt, ob das Haus zufällig zum Verkauf steht“, erinnert sie sich an das Telefonat ins Blaue. Für das Zollhaus gab es zu diesem Zeitpunkt mehrere Interessenten. Dana Schmidt hatte Glück: "Irgendwann hat der Besitzer gesagt, dass ich ihm sympathisch bin und er mir das Haus verkaufen will", erinnert sich die strahlende Eigentümerin.

Im Oktober vergangenen Jahres wechselte das Zollhaus den Besitzer. Rund zehn Jahre lag es zurück, dass der ehemalige Eigentümer sich an der Sanierung der rund 120 Jahre alten Bausubstanz versucht hatte. Er brachte das Projekt nicht zum Abschluss: "Ihm ist zu viel geklaut worden", erklärt Dana Schmidt. Eine Erfahrung, die auch sie machen musste: Immer wieder, erzählt sie, hätte sie festgestellt, dass sich Unbekannte Zugang zum Grundstück verschafften. Inzwischen wird das Areal videoüberwacht - davon zeugen Schilder an den Zugängen. "Seitdem ist Ruhe", sagt die Hausherrin zufrieden.
Ferienwohnung und Praxis sollen entstehen
Fröhlich zeigt sie ihre Vorstellung vom Glück. Die ist riesige 5.500 Quadratmeter groß. Das Grundstück verfügt über kleine Nebengebäude und einen eigenen Teich." Da sind sogar Fische drin", berichtet die Hausherrin. Zahlreiche Hüttchen und Verschläge sind schon im Herbst gefallen, auch Wildwuchs wurde beseitigt.
Zu wenig Fortschritt, wie die Hausherrin ungeduldig berichtet : "Alles hängt an der Baugenehmigung." Denn Dana Schmidt hat Pläne: Im Erdgeschoss will sie eine Ferienwohnung unterbringen. Daneben soll die Praxis der Medizinerin entstehen. All das soll bis Ende des Jahres fertig sein. Die anderen Geschosse gönnt sie sich selbst. Die Zwischenetage will sie bewohnen, genau wie den Partyraum auf dem Dachboden und die Wellnessoase im Gewölbekeller.

Der birgt derzeit noch ein ungelöstes Geheimnis. Auf den historischen Grundrissen klar zu erkennen sind zwei kleine Räume links und rechts des Treppenhaues. Türen hinein gab es wohl nie. Die Mauern, die sie versperren, stehen bis heute. Natürlich treibt Dana Schmidt die Frage um, was dahinter ist. Ob sie dieses Geheimnis lüften darf, kann sie noch nicht versprechen: "Ich bin im Gespräch mit Statikern. Sie sollen klären, ob ich hier Mauern wegreißen kann", verrät sie.
Keine einzige Mauer muss fallen
Im Inneren des Hauses - und das ist der zweite Zufall - muss keine Mauer fallen. Das zeigt sich, während Dana Schmidt durchs Erdgeschoss führt. Wie selbstverständlich biegt sie im Treppenhaus nach links: "Das wird die Ferienwohnung", erklärt sie und fährt rechterhand fort: "Hier kommt die Praxis rein: Empfangsbereich, Wartezimmer, zwei Behandlungsräume, Labor." Auffällig dabei: Abgesehen von einigen Wanddurchbrüchen kann die Kubatur erhalten bleiben. "Als wäre das Haus für mich gemacht", kommentiert die Eigentümerin.

Bereits Ende des Jahres will sie einen großen Schritt weiter sein. Ihre Patienten müssen sich noch einen Moment gedulden, bevor sie zur Behandlung an die grüne Grenze reisen können: Derzeit beendet Dana Schmidt ihre Facharztausbildung; spezialisiert sich auf Akupunktur und chinesische Medizin. Danach will sie eine Praxis übernehmen - und dann, irgendwann, ihre Patienten im alten Zollhaus empfangen.
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