Angriff auf ukrainischen Pastor: Staatsschutz ermittelt

Bautzen. Der Staatsschutz ermittelt jetzt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie Bedrohung im Zusammenhang mit einem Angriff auf den ukrainischen Pastor Sergej Kosaik in Bautzen. Wie Polizeisprecher Kai Siebenäuger bestätigt, werde die Akte derzeit an den Staatsschutz übermittelt. „Da es den Verdacht einer politisch motivierten Straftat gibt, hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen“, erklärte er am Dienstagmittag.
Erkenntnisse zum Motiv des Mannes gibt es noch nicht. Auch der Zeugenaufruf der Polizei habe bislang nichts ergeben. Der Staatsschutz wolle nun beide Hauptbeteiligte jeweils mit Dolmetscher erneut vernehmen.
Der Tatverdächtige - ein 69-jähriger russischer Staatsangehöriger - habe nun seinerseits Anzeige wegen Körperverletzung gestellt, fügt der Polizeisprecher hinzu. Am 2. April soll der Fahrer eines Hyundai laut Polizeiangaben am Ziegelwall in Bautzen den 46-jährigen Pastor mit einem Radmutternschlüssel angegriffen haben und wurde von diesem in sein Auto zurückgedrängt.
Sergej Kosiak hat den Angriff mit der Dashcam in seinem Auto gefilmt und das Video auf Facebook gepostet. Er brachte den Vorfall in Zusammenhang mit seinem Engagement für ukrainische Flüchtlinge in Bautzen. "In der Stadt bin ich als Helfer für Flüchtlinge aus der Ukraine bekannt, an meinem Auto hängt die ukrainische Flagge", schrieb der Pastor auf Facebook.
Vier Passanten schritten bei dem Vorfall ein
Wie auf dem Video zu sehen ist, hält Sergej Kosiak in seinem Auto hinter einem anderen Auto mit Bautzener Kennzeichen an der Kreuzung Löbauer Straße/Wallstraße/Ziegelwall. Das Auto vor ihm fährt kurz rückwärts, und dann steigt der Fahrer aus, um etwas aus dem Kofferraum zu holen.
Er habe zuerst gedacht, dass etwas passiert sei, so der ukrainische Pastor. Dann sei der Mann aber mit einem Radmutternschlüssel auf seine Fahrertür zugekommen und habe ihn auf Russisch beschimpft. Der Mann verschwindet kurz aus dem Sichtfeld der Kamera, während seine Beifahrerin aus dem Auto steigt.
Sergej Kosiak erklärte, dass er aus seinem Wagen gesprungen sei und einen Schlag mit dem Werkzeug abgewehrt habe. Danach zeigt das Video, wie der Pastor den Angreifer zurück in dessen Fahrzeug drängt und versucht, ihn dort festzuhalten. Neben der Beifahrerin sind vier Passanten darauf aufmerksam geworden. Einer zieht Sergej Kosiak zurück, der daraufhin zu seinem Auto zurückkehrt. Ein weiterer sorgt offenbar dafür, dass der Angreifer in seinem Auto bleibt.
Pastor organisiert Hilfe für seine Landsleute in der Ukraine
Danach sei er mit einem Dolmetscher zur Polizei gefahren, um den Angriff anzuzeigen, berichtete Kosiak. Dort hätten die Beamten seine Aussage aufgenommen und das Video seiner Dashcam angeschaut.
Der Ukrainer Sergej Kosiak organisiert in Zusammenarbeit mit der Josua-Gemeinde von Bautzen aus Hilfe für seine Landsleute in der Ukraine. In Donezk betreute er 17 Jahre lang freie evangelische Gemeinden, 2018 hat er sein Land verlassen. Seine Frau und sein Sohn sind bereits 2014 als Aussiedler nach Bautzen gekommen, nachdem russische Soldaten in der Ostukraine aufgetaucht waren.

Wie Clemens Mudrich, Pastor der Josua-Gemeinde, gegenüber Sächsische.de kurze Zeit nach dem Vorfall sagtee, sei die Gemeinde selbst Ziel von unbekannten Tätern geworden. Sie hätten einen "Refugees not welcome"-Sticker auf den Schaukasten am Eingang des Gemeindegrundstücks an der Dr.-Peter-Jordan-Straße geklebt. Darunter sei mit schwarzer Farbe ein "Z" auf die Grundstücksmauer geschmiert worden. "Wir fassen das als Solidaritätsbekundung mit Putin auf, die uns ärgern soll", erklärte Clemens Mudrich.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist auf Panzern und Uniformen der Russen häufig ein weißes "Z" zu sehen. Es steht für "Za Pobedu" – "Für den Sieg". Es wird auch außerhalb des Kriegsgebietes auf Gebäuden, an Autos und auf Kleidung sowie in sozialen Medien gezeigt. In Sachsen kann die Verwendung des russischen "Z" strafrechtliche Folgen haben, wenn es als symbolische Billigung der russischen Aggression verstanden werden kann. (mit dpa)
Hinweise zum Angriff auf den Pastor nehmen das Polizeirevier Bautzen unter der Rufnummer 03591 3560 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.