Bautzen
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Döner gibt's jetzt auch in der sorbischen Variante

Peter Bresan hat den Serbski Dener erfunden. Mit traditionellen Zutaten möchte er für sorbische Kultur begeistern - bei Weitem nicht sein einziges Projekt.

Von Antonio Ziesche
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Peter Bresan aus Räckelwitz hat eine sorbische Döner-Variante entwickelt. Noch kann man sie nirgends kaufen, doch das soll sich bald ändern.
Peter Bresan aus Räckelwitz hat eine sorbische Döner-Variante entwickelt. Noch kann man sie nirgends kaufen, doch das soll sich bald ändern. © Joachim Rehle

Bautzen. „Ich bin ein Spinner“, sagt Peter Bresan. „Ich sitze gerne in Runden und spinne einfach herum.“ Damit will der 39-Jährige aber nicht sagen, dass er verrückt sei. Peter Bresan ist vor allem eines: unendlich kreativ. Wenn es um sein Volk, die Sorben, geht, sprudelt er nur so vor Ideen, um sorbische Kultur zu verbreiten. „Ich habe ein sorbisches Herz und möchte, dass auch andere Menschen das Sorbische hier in der Region erleben können“, sagt er.

Um auch den Geschmackssinn auf Sorbisch anzusprechen, hat er den Serbski Dener erfunden – einen Döner mit sorbischen Zutaten. Angelehnt an das traditionelle sorbische Hochzeitsessen kommt der Dener mit Tafelspitz, Meerrettichsoße, Roter Beete und Bauernsalat im Sauerteigbrötchen. „Ich wollte etwas typisch Sorbisches, dass alltäglich erlebbar ist“, sagt Peter Bresan. „Deshalb der Zugang über das Kulinarische mit einem einfachen, schnellen Essen.“ Die Feinbäckerei Bresan aus Königswartha und Kathleen Waurick von Wauricks Cateringwelten aus Bautzen haben ihn bei der Entwicklung unterstützt.

Verkauf in Bäckerei und bei Festivals geplant

Vorgestellt wurde der sorbische Döner auf der Beta-Konferenz in Weißwasser, einem Treff für Kreative in Sachsen. Neben vielen anderen regionalen Produkten konnte der Serbski Dener überzeugen, sagt Bresan. Rund 40 Teilnehmer hätten ihn probiert und allen habe er geschmeckt. „Sie wären alle bereit, den Dener für acht bis neun Euro zu kaufen“, sagt der Erfinder.

Noch gibt es allerdings keinen Ort, an dem man den Serbski Dener kaufen kann. In Zukunft möchte Peter Bresan ihn in den Geschäften der Feinbäckerei Bresan anbieten. „Der Bäcker ist ein bekennender Sorbe, das passt einfach“, sagt der Erfinder. Eine Zusage habe er schon für das deutsch-polnische Genussfestival Culinaria im Juni nächsten Jahres in Görlitz bekommen. Dort werde er den Dener an einem eigenen Stand verkaufen. Auch das Internationale Folklorefestival in Crostwitz habe für das kommende Jahr Interesse bekundet.

Anderes Projekt: 600 Kilometer sorbischer Fahrradweg

Das Rezept des Deners sei nicht festgenagelt, wer es verändern möchte, könne das gerne tun, sagt Bresan. „Wenn jemand im Spreewald Gurken reinmachen möchte, ist das völlig okay.“ Er freue sich über jeden, der den sorbischen Döner anbietet, deshalb habe er auch kein Patent angemeldet. Nur eine Bedingung stellt der Erfinder: Das Produkt müsse unter dem sorbischen Namen Dener verkauft werden. „Das regionale Bewusstsein ist mir wichtig, und ich möchte damit die sorbische Sprache etablieren.“

Mehr Raum für sorbische Sprache und Kultur zu schaffen, ist ein zentrales Anliegen von Bresan. Als ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins für sorbischen Kulturtourismus entwickelt er verschiedene Projekte und Produkte, um „das Sorbische erlebbar zu machen“, wie er sagt. Neben dem Dener arbeite er aktuell an einem über 600 Kilometer langen sorbischen Radweg-Netz durch die Lausitz. Noch sind die Routen nur digital ausgewiesen, doch schon bald sollen in der ganzen Lausitz deutsch-sorbische Wegweiser mit dem Symbol des sorbischen Lindenblatts aufgestellt werden.

In die Heimat zurückgekehrt

Gerade in Sachen Vermarktung könnten Lausitz wie Sorben noch einiges gutmachen, sagt Bresan. Für eine gute Außenwirkung brauche es vor allem hohen Wiedererkennungswert. „Wir brauchen ein Symbol, das typisch Lausitz ist.“ Dabei denkt er zum Beispiel an den historischen Blaudruck. Er selbst träume von einer Tracht für Männer mit Blaudruck-Mustern. Wichtig sei, dass die lokalen Produzenten zusammenarbeiten. „Die sorbischen Akteure verkaufen sich viel zu günstig“, sagt er. „Man muss die Qualität der Produkte in den Vordergrund stellen.“

Was Marketing angeht, bringt der gelernte Betriebswirt für Hotellerie und Gastronomie viel Erfahrung mit. In der Vergangenheit arbeitete er in Dresden als Restaurantleiter und Hoteleinkäufer. Für den gebürtigen Räckelwitzer stand allerdings immer fest: „Alt werde ich in meiner Heimat.“ Mit seiner Familie zog er wieder zurück in die Lausitz und ist heute Referent für wirtschaftliche und infrastrukturelle Angelegenheiten beim sorbischen Dachverband Domowina. In seiner Funktion sitzt er in verschiedenen Gremien zur Minderheitenförderung oder zum Strukturwandel. Vor allem der Austausch mit Vertretern anderer Minderheiten inspiriere ihn, sagt er.

Um noch mehr Ideen zu sammeln, möchte Bresan in den nächsten zwei, drei Jahren ein sorbisches Kreativ-Netzwerk aufbauen. Wie auf der Beta-Konferenz sollen so Menschen, die Ideen für sorbische Innovationen haben, zusammenkommen. Aktuell sei es allerdings schwierig, engagierten Nachwuchs zu finden, sagt er. „Viele Kinder fragen sich, wieso sie überhaupt noch Sorbisch lernen sollen.“ Damit junge Menschen das Sorbische als Bereicherung sehen, brauche es viele Anreize und weiche Faktoren. Ein leckerer Serbski Dener kann da vielleicht helfen.