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Gastronomen: „Wir fühlen uns veräppelt“

Erst Schließung, dann 3G, 2G und nun 2G-plus: Gastronomen im Landkreis Bautzen sind frustriert wegen ständig wechselnder Regeln für den Restaurantbesuch.

Von Lucy Krille
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Monika Lukasch muss zur Zeit häufiger auf leere Tische in ihrem Sorbischen Restaurant Wjelbik in Bautzen schauen. Die neue 2G-plus Regel macht die Situation für sie nicht besser.
Monika Lukasch muss zur Zeit häufiger auf leere Tische in ihrem Sorbischen Restaurant Wjelbik in Bautzen schauen. Die neue 2G-plus Regel macht die Situation für sie nicht besser. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Wenn Gastronomen im Landkreis Bautzen dieser Tage gefragt werden, wie die neuesten Corona-Regeln sich auf ihr Geschäft auswirken, zucken viele resigniert die Schultern. Viel Frust, teilweise auch Wut ist zu spüren. Denn seit dem 14. Januar gilt in Sachsen die 2G-plus-Regel, die es nur noch Geimpften oder Genesenen mit zusätzlichem negativen Testzertifikat gestattet, in ein Gasthaus einzukehren.

Davon ausgenommen sind Geboosterte oder vor weniger als drei Monaten vollständig Geimpfte sowie Personen, die genesen und geimpft sind, oder die in der Schule regelmäßig getestet werden beziehungsweise unter sechs Jahre alt sind. Die Gasthäuser dürfen nun außerdem bis 22 Uhr öffnen, zuvor mussten sie bereits 20 Uhr schließen. Die Gastronomen beklagen, dass es schwer sei, den Überblick zu behalten, denn die Bestimmungen hätten sich in den letzten Monaten oft geändert.

Wechselnde Bestimmungen sorgen für Verwirrung

Für Aufregung sorgte jetzt außerdem eine neue Vorgabe vom RKI, wonach der Genesenen-Status nur noch für drei statt für sechs Monate gelten soll. „Das wurde über Nacht beschlossen, und wir müssen es nun den Gästen beibringen“, beklagt die Restaurantleiterin vom Wjelbik in Bautzen, Monika Lukasch. Sie verstehe, dass angesichts der pandemischen Lage Entscheidungen getroffen werden müssen, doch es werde immer undurchsichtiger.

Ihr Mann Thomas ergänzt: „Die alte Bundesregierung hat wenigstens erstmal geschaut, ob die Maßnahmen überhaupt wirken. Doch nun werden ständig neue Regeln aufgestellt, da fühlt man sich irgendwann veräppelt.“ Der Küchenchef des Sorbischen Restaurants beobachtet seit Einführung der 2G-plus Regel, dass noch weniger Gäste spontan das Restaurant besuchen, weil auch viele Geimpfte nun einen Test brauchen.

Die Lukaschs sind froh, dass ihre Gäste Verständnis haben und das Personal die Regeln umsetzt. Doch das beobachten sie nicht überall. „In Bautzen gibt es leider einige Gastronomen, die die Regeln nicht einhalten und die Gäste nicht kontrollieren. Das ist nicht fair“, sagt Monika Lukasch. Ihr Mann fügt hinzu: „Es gelten für alle die gleichen Regeln, das muss kontrolliert werden.“

Längere Öffnungszeiten bringen wenig

Das sieht Steven Leistritz, der im Burghof arbeitet, ähnlich. Auch das Restaurant auf der Bautzener Ortenburg hat mit fehlenden Gästen zu kämpfen, Leistritz spricht von einem Rückgang von 90 Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona. „3G war schlimm, 2G schlimmer und 2G-plus ist noch schlimmer“, fasst er die Situation zusammen. Er mache seinen Beruf seit 15 Jahren, doch so etwas habe er noch nicht erlebt. Die längere Öffnungszeit bis 22 Uhr bringe wenig, wenn nur noch ein Tisch besetzt ist.

Auch Julia Claus, die gerade ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Alten Bierhof macht, erzählt, dass sich die längere Öffnungszeit nur am Wochenende auszahlt. „Seit 2G-plus kommen schon ein paar weniger, aber viele sind auch geboostert“, erzählt Claus. Der Alte Bierhof bietet auch vor Ort Tests an, die die Gäste gern nutzen würden. Die Ausbildung macht Claus Spaß, wie sie erzählt, trotz der schwierigen Situation.

Optimistisch versucht auch Karl-Heinz John in die Zukunft zu sehen. Er betreibt mit seiner Frau den Berg-Gasthof Butterberg bei Bischofswerda. Die Mitarbeiter seien teilweise in Kurzarbeit, andere haben während der Schließungen in Logistikunternehmen ausgeholfen. „Wichtig ist, dass Unterstützungsgelder kommen“, sagt John. Er habe bereits Überbrückungshilfe 4 beantragt. „Aber eine dauerhafte Lösung ist das nicht“, gibt John zu bedenken.

Schützenhaus-Wirt: "Wir müssen es ausbaden"

Am Butterberg versuchen sie mit einem Imbissangebot im Freien, Gäste anzuziehen, doch „mit Bratwurst und heißen Getränken können wir nur einen kleinen Teil von dem üblichen Umsatz machen“, sagt John. Das Team habe bereits überlegt, nur noch kürzer zu öffnen, hofft nun aber auf Winterwetter und mehr Gäste, die einen Ausflug zum Butterberg machen.

Doch die fehlende Planbarkeit mache es den Gastronomen schwer, berichtet auch Dirk Busch aus dem Schützenhaus Pulsnitz. „Wir wissen am Morgen nicht, was uns erwartet.“ Dass die Belastung durch die Corona-Pandemie nur von wenigen Branchen getragen werden muss, ärgert Busch. „Wenn die Leute nicht überzeugt werden können, sich impfen zu lassen, sollte das nicht auf dem Rücken der Gastronomen ausgetragen werden“, findet der Inhaber des Pulsnitzer Gasthauses.

Auch Kerstin Osmani erzählt, dass die 2G-plus-Regel die Situation verschlimmert. Sie betreibt mit ihrem Mann das italienische Restaurant La Piazza in Kamenz. Die zusätzlichen Tests, die kontrolliert werden müssen, bedeuten mehr Aufwand für das Personal, außerdem kommen weniger Gäste, erzählt Osmani. Speisen könnten aber auch mitgenommen werden, was manche nutzen würden. Die Osmanis haben neue Unterstützungsgelder beantragt, doch bis jetzt sei noch nichts angekommen. „Wir kämpfen uns irgendwie durch“, sagt Osmani.