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Landhotel Thürmchen hat jetzt vier Sterne

Nach dem Umbau wurde das Haus in Schirgiswalde höher klassifiziert. Doch darauf ruhen sich die Inhaber nicht aus - und planen ein besonderes Event.

Von Bettina Spiekert
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Matthias Schulze präsentiert stolz die Urkunde, mit der seinem Haus , dem Landhotel Thürmchen in Schirgiswalde, der vierte Stern verliehen wurde.
Matthias Schulze präsentiert stolz die Urkunde, mit der seinem Haus , dem Landhotel Thürmchen in Schirgiswalde, der vierte Stern verliehen wurde. © SZ/Uwe Soeder

Schirgiswalde. Bei den Bewertungen im Internet hat das Landhotel Thürmchen längst mehr als vier Sterne. Die Hotelgäste schwärmen vor allem vom Service im familiengeführten Schirgiswalder Hotel, dem reichhaltigen Frühstücksangebot und dem Pool. Für die Klassifizierung durch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) gelten jedoch andere, oft strengere Kriterien. Doch das kleine Hotel überzeugte auch diese Jury - und erhielt seinen vierten Stern.

Für Inhaber Matthias Schulze und seine Frau Claudia ist es eine ziemliche Überraschung. „Das hatten wir uns schon immer vorgenommen, aber dass es jetzt geklappt hat, damit hatten wir nicht gerechnet.“ Nun darf sich das Haus für drei Jahre mit vier Sternen schmücken. Vorher glänzte das Landhotel Thürmchen mit einer Drei Sterne Superior-Bewertung.

„Im gesamten Landkreis Bautzen gibt es damit nun acht Vier-Sterne-Häuser“, sagt Axel Klein, Geschäftsführer des Dehoga Sachsen. Dazu gehören etwa das Erbgericht Tautewalde, das Hotel bei Schumann in Kirschau sowie drei Hotels in Bautzen.

Die Corona-Zeit für den Umbau genutzt

Den Ausschlag für die Höherstufung des Thürmchens, so erzählt es Matthias Schulze, gab die neue Lobby samt Hotelbar. „Als wir vor zwei Jahren wegen Corona schließen mussten, wollten wir nicht untätig rumsitzen, sondern die Zeit nutzen, unser Hotel schöner zu gestalten“, sagt der Hotelier, der gelernter Elektriker ist. Mutig setzte er ab Ende 2020 seine Ideen um, so entstanden ein Empfangstresen und schicke neue Toiletten für die Restaurantgäste. Das moderne Interieur in Anthrazit fügt sich perfekt in das mehr als 300 Jahre alte Haus in Schirgiswalde ein.

Auch wenn die Pandemie wenigstens diesen positiven Zweck erfüllte, hatte das Familienhotel während der Lockdowns hart zu kämpfen. „Wir haben damals viele Entscheidungen nicht nachvollziehen können und uns als Buhmann gefühlt“, sagt der Inhaber, der froh ist, dass alle zehn festangestellten Hotelmitarbeiter dem Haus auch über zwei Pandemie-Jahre hinweg treu geblieben sind. Immerhin habe man sämtliche Angestellte in Kurzarbeit schicken müssen.

Restaurant hat jeden Tag geöffnet

Als das Haus 2021 zu Pfingsten wieder öffnete, seien die Gäste in Scharen gekommen, „das war gigantisch“, erinnert sich Matthias Schulze. Jetzt, ein Jahr später, seien die Buchungen deutlich zurückhaltender. „Die Kunden halten ihr Geld zusammen, weil keiner weiß, was uns noch bevorsteht“, sagt Claudia Schulze.

Die meisten Gäste des Landhotels mit seinen sechs Doppelzimmern, einem Einzelzimmer und zwei großen Appartements kommen nur für einige Tage, nur im Sommer werde auch mal eine ganze Woche gebucht. Das Restaurant im Hotel hat trotzdem jeden Tag geöffnet und bietet regionale Küche. Da die Inhaberfamilie selbst drei Kinder hat, wird auch an die jüngsten Gäste gedacht. Nicht wie vielerorts üblich mit einem Malset und Papier, sondern einem Pool im Garten und einem tollen Kinderspielplatz auf dem Gelände.

Hotel plant seine erste Hochzeitsmesse

Einen Namen gemacht hat sich das Hotel inzwischen auch als Hochzeitsspezialist, was auch bei zahlreichen Internetbewertungen positiv hervorgehoben wird. Mittlerweile richtet das Haus am Marienplatz bis zu 50 Hochzeiten jährlich aus. Das Ambiente im überdachten Festsaal samt historischem Gewölbekeller scheint Brautpaare zu überzeugen. Um als Hochzeitslocation richtig durchzustarten, will das Landhotel Thürmchen in diesem Jahr erstmals zu einer Hochzeitsmesse einladen. Für die gelernte Hotelfachfrau Claudia Schulze ist die Ausgestaltung von Hochzeitsfeiern schon fast ein Hobby.

Da in den Ferien das Haus gewöhnlich gut gebucht ist, beschäftigt das Hotel in dieser Zeit auch bis zu sechs Saisonkräfte. Eine von ihnen kommt aus der eigenen Familie. Jennifer, die 15-Jährige Tochter der Schulzes, arbeitet im Sommer als Aushilfe im Restaurant, kümmert sich ums Ein- und Abdecken des Geschirrs. „Damit finanziert sie sich ihren Mopedführerschein“, erzählt Claudia Schulze. Und der achtjährige Cedrik findet das Hotelleben sowieso ziemlich cool. „Ich kann meine Eltern immer sehen, aber eben im Hotel, wo sie auch öfter am Wochenende arbeiten müssen“, sagt der Drittklässler.

Sein Opa Wolfgang Schulze hatte das Haus, das zu DDR-Zeiten ein FDGB-Ferienheim war, 1992 gekauft. Zuerst nur als Gasthaus betrieben, wurden nach und nach die Zimmer komplett saniert, sodass ein Haus mit Hotelbetrieb entstand. Vor fünf Jahren übernahm Sohn Matthias die Geschäfte in dem historischen Haus. An dessen Standort, so erzählt es eine Sage, sollte eigentlich eine Kirche gebaut werden. Als über Nacht das Baumaterial an anderer Stelle lag, wurde dort das Gotteshaus erbaut und an der ursprünglichen Stelle das Thürmchen.