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Süchtig? Hier gibt es in Bautzen Hilfe

Ein bundesweiter Aktionstag macht auf die Möglichkeiten der Suchtberatung aufmerksam. In Bautzen bietet die Awo Hilfe an - unter anderem mit einem Bus.

Von Lucy Krille
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Jana Stahn, Leiterin der Suchtkrankenhilfe der Awo in Bautzen, will im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages auf die Hilfsangebote zur Suchtbekämpfung aufmerksam machen.
Jana Stahn, Leiterin der Suchtkrankenhilfe der Awo in Bautzen, will im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages auf die Hilfsangebote zur Suchtbekämpfung aufmerksam machen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Was, wenn das eigene Kind mit sich unzufrieden ist und kaum noch isst, jede Mahlzeit zur Qual wird und die Waage immer weniger anzeigt? Wenn die Tochter eine Magersucht entwickelt, der Arbeitskollege benebelt zum Dienst kommt oder der Freund nicht mehr zwischen Realität und Spiel unterscheiden kann, helfen professionelle Beratungsangebote. Darauf macht der Aktionstag Suchtberatung seit letztem Jahr bundesweit aufmerksam.

Aktionstag statt Tag der offenen Tür

Ein Tag der offenen Tür bringe nämlich wenig, erklärt die Leiterin der Suchtkrankenhilfe der Awo Bautzen, Jana Stahn. Direkt melden sich oft nur Angehörige. Für Betroffene sei die Schwelle zu hoch, an diesem Tag zu kommen und ihr Konsumverhalten zu hinterfragen. „Deswegen ist es wichtig, Beratungsmöglichkeiten ins Gedächtnis zu rufen“, bekräftigt Stahn.

Mit dem Motto „Kommunal wertvoll“, zeigt die Suchtberatungsstelle am 10. November, dass sie für die Menschen vor Ort da ist. Auf einer zentralen Website wird auf die verschiedenen Süchte und vielfältigen Hilfsangebote aufmerksam gemacht.

Prävention ist ein wichtiger Teil der Arbeit

So gibt es neben Einzel- und Gruppensitzungen auch Selbsthilfegruppen. Jeder Betroffene, der sein Problem erkennt, sei ein kleiner Erfolg. „Eine Arbeitsbeziehung mit dem Klienten ist die Grundlage für weitere Schritte“, erklärt Jana Stahn.

Angehörige von Betroffenen, suchtgefährdete Menschen oder Interessierte können am Präventionsstammtisch teilnehmen. Hier können sie sich in Vorträgen und Diskussionen zu Themen wie Sucht und Depression oder Umgang mit Medien informieren. Ein weiterer Bereich der Suchtkrankenhilfe ist die Koordination des Glücksbusses, eines Doppeldeckerbusses mit Ausstellungsfläche, der auf Schulhöfen unterwegs ist. Jugendliche werden so angehalten, einen verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln zu erlernen.

Für Kinder aus suchtbelasteten Familien gibt es das Projekt „Fallschirm“. In gemeinsamen Treffen mit anderen Kindern lernen sie, das Thema besser zu verstehen und einen geeigneten Umgang mit dem Problem zu finden.

Zusammenarbeit mit regionalen Partnern

Abstinente Klienten haben die Möglichkeit, in einer ambulant von der Awo betreuten Wohngemeinschaft oder einer Wohnung unterzukommen. Um eine umfassende Betreuung anzubieten, arbeitet die Suchtkrankenhilfe beispielsweise mit regionalen Krankenhäusern, Fachkrankenhäusern, dem Jobcenter und dem Jugendamt zusammen.

Corona-bedingt mussten Gruppenangebote ausfallen oder als Einzelsitzungen durchgeführt werden. Allerdings waren die Berater lange Zeit auch einziger persönlicher Ansprechpartner, da Ämter oder das Jobcenter geschlossen hatten. „Das zeigt, wie wichtig die Suchtberatung in der Not ist“, sagt Jana Stahn.

Fälle werden in Zukunft komplexer

Im Corona-Jahr 2020 betreute die Suchtberatungsstelle insgesamt 891 Betroffene und Angehörige, das sind nur geringfügig weniger als im Vorjahr. „Die Suchtkrankenhilfe hat sich im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des Kreisverbandes entwickelt. Sie konnte mit vielfältigen Projekten und Angeboten immer weiter ausgebaut werden", freut sich die Geschäftsführerin der Awo, Marina Schneider.

Was die Sozialtherapeuten in Zukunft verstärkt beschäftigen wird, sind Essstörungen und der ungesunde Umgang mit Medien. „Durch den Lockdown haben viele Kinder feste Strukturen verloren“, begründet Jana Stahn. Zur Sucht kämen außerdem oft weitere Notlagen hinzu.

Deswegen ist es Stahn wichtig, dass die Suchtberatung weiter finanziert wird. Sie befürchtet, dass durch die Corona-Pandemie Gelder gekürzt werden. Umso wichtiger sei der Aktionstag.