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Bautzen: Autorin aus Palästina liest im Burgtheater

Sumaya Farhat-Naser will mit Logik statt Waffen aufrüsten. Am Mittwoch ist sie beim Literaturcafé zu Gast – angeregt durch eine Begegnung mit einem Bautzener Ehepaar.

Von Lucy Krille
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Ellen Spengler mit einem der Werke von Sumaya Farhat-Naser. Die palästinensische Autorin liest am 10. November im Burgtheater in Bautzen.
Ellen Spengler mit einem der Werke von Sumaya Farhat-Naser. Die palästinensische Autorin liest am 10. November im Burgtheater in Bautzen. © Steffen Unger

Bautzen. Es begann 2018 mit einer Fahrt der Kirchgemeinde von Ellen und Kurt Spengler ins Westjordanland nach Betlehem-Beit Jala. „Dort haben wir das Zusammenleben von drei Religionen erlebt“, erzählt Ellen Spengler. Das Ehepaar lernt eine Hilfsorganisation kennen und reist zu Freiwilligeneinsätzen erneut in die Region. Was viele nicht wissen: Im Westjordanland leben nicht nur jüdische Siedler und Araber, sondern auch einige Christen.

Eine von ihnen ist Sumaya Farhat-Naser, aus der Nähe von Jerusalem. Sie setzt sich seit vielen Jahren für einen friedlichen Dialog im Nahost-Konflikt ein. Die Friedenspädagogin führt Bildungsprogramme für palästinensische Frauen und Jugendliche und leitet Seminare zu politischer Bildung in der Schweiz und Deutschland.

„Wir sollten mit Logik und Frieden aufrüsten“

Die Spenglers lernen die Autorin 2019 in Meißen kennen. Dort liest sie aus dem Buch „Ein Leben für den Frieden“. „Es geht um den schönen, aber auch schweren Alltag in Palästina“, fasst die Autorin zusammen. Sie berichtet von ihrer Arbeit mit Jugendlichen, wie diese beispielsweise mit Hilfe von Übungen gegen ihre Wut ankämpfen können. Das Leben in der von Unruhen gebeutelten Region sei nicht einfach, aber „Kriege machen mehr Probleme“, bekräftigt Farhat-Naser. „Das ist pure Gier nach Besitz und Beherrschung.“

„Ein Leben für den Frieden“: Aus diesem Buch liest die Autorin Sumaya Farhat-Naser am 10. November im Burgtheater Bautzen.
„Ein Leben für den Frieden“: Aus diesem Buch liest die Autorin Sumaya Farhat-Naser am 10. November im Burgtheater Bautzen. © PR

Die Autorin spricht sich gegen Israels Besatzungspolitik aus, erwähnt aber auch interne Probleme ihrer Heimat. Ob es eine Besserung durch die neue Regierung in Israel gibt? „Ich werde die Hoffnung behalten, aber die neue Regierung erfüllt leider die Vertreibungspolitik ihres Vorgängers“, beklagt Farhat-Naser. „Die nächsten Jahre werden schlimm“, befürchtet die Autorin, die für Logik und Friede plädiert.

Ellen Spengler, die Mitglied im Frauenzentrum und im Ökumenischen Domladen ist, beeindruckt Farhat-Nasers Lesung in Meißen. Ein schriftlicher Austausch beginnt, doch eine weitere Reise ins Westjordanland muss pandemiebedingt verschoben werden.

Eine Lesung, die den Horizont erweitern soll

Umso mehr freuen sich Spenglers, dass Farhat-Naser nun mit „Ein Leben für den Frieden“ nach Bautzen kommt. Barbara Pohl vom Ökumenischen Domladen war direkt angetan von der Idee einer Lesung, schließlich sei das eine super Möglichkeit, den Horizont zu erweitern. Am 11. November tritt die Autorin noch in Herrnhut auf, wo sie auch das Gymnasium besucht. „Ich möchte den Jugendlichen vermitteln, wie wichtig ein friedliches Miteinander ist. Sie haben im Vergleich zu anderen Ländern viel, was sie wertschätzen können.“

Das beschäftigt auch Spenglers. „Im Westjordanland sind die Bedingungen schwieriger. Die israelische Impfkampagne ist bei vielen Palästinensern nicht angekommen“, nennt Ellen Spengler ein Beispiel. Auch eine soziale Absicherung gebe es nicht.

Dieser Blick über die eigene Kultur hinaus ist auch Barbara Pohl wichtig, die die Reihe Literaturcafé im Domladen organisiert. Die 65. Ausgabe findet aber im Burgtheater statt und wird von Artur Malinowski vom Sorbischen Nationalensemble und weiteren Musikern begleitet. Die Buchhandlung Kretschmar bietet das aktuelle Buch und weitere Werke von Farhat-Naser an dem Abend zum Verkauf an. Ellen Spengler hat sie alle gelesen. Und was ist das Besondere an dem Buch „Ein Leben für den Frieden“? „Es ist ein Resümee ihrer wundervollen Arbeit“, sagt Spengler. Einer Arbeit für den Frieden.

„Ein Leben für den Frieden“ am 10. November 2021, 19.30 Uhr, im Bautzener Burgtheater. Besucher müssen einen Nachweis entsprechend der 2G-Regelung (geimpft oder genesen) mitbringen.