Bautzen. Nachdem bekannt geworden ist, wie das Sorbische Wissensforum in Bautzen einmal aussehen soll, hat es zahlreiche Reaktionen auf die Berichterstattung von Sächsische.de gegeben. Passt das geplante Gebäude an die Stelle auf dem Lauenareal? Wie spiegelt sich dort das Sorbische wider? Hat man sich gar für den falschen Entwurf entschieden? Sächsische.de hat nachgefragt, was die Stiftung für das sorbische Volk als Bauherrin und Bautzener Stadträte auf die teils negative Resonanz sagen.
Stadträtin Utta Winzer (BBBz) ist beim Preisgericht am 1. Juni 2023, als der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für das Wissensforum gekürt wurde, selbst anwesend gewesen. „Ich kann ausdrücklich den sachlichen Ablauf der Bewertungen bestätigen“, sagt sie. „Im Vordergrund stand natürlich die Erfüllung der Anforderungen für das Sorbische Museum und das Sorbische Institut.“ Beide sollen in den Neubau einziehen.
Bau verbindet Kornmarkt-Center und Goschwitzstraße
„Den Siegerentwurf finde ich zweckentsprechend für die künftigen Nutzer. Bei großen Besuchergruppen können sich diese rasch ins Gebäude begeben“, erklärt sie weiter. „Nach meiner Auffassung passt der Siegerentwurf ganz gut zu den bereits vorhandenen Gebäuden. Natürlich konnten wegen der Nutzung als Depot des Museums nicht viele Fenster geplant werden.“ Die Rundbögen zum Beispiel fänden sich im Tor der Alten Posthalterei sowie an der Goschwitzstraße 1 und der Inneren Lauenstraße wieder.
„Ich kenne nicht alle eingereichten Entwürfe zum Sorbischen Wissensforum im Detail, halte aber die präsentierte Variante für annehmbar“, erklärt Dirk Lübke (CDU/fraktionslos). „Das Lauenareal muss aus meiner Sicht dringlich bebaut und damit aufgewertet werden.“ Dabei müsse die Neugestaltung der Vogelkreuzung berücksichtigt werden. Unabdingbar sei eine attraktive Verbindung zwischen Goschwitzstraße und Kornmarkt-Center, die zum Flanieren einlade.
„Den Siegerentwurf halte ich persönlich nicht für den ganz großen Wurf. Da hätte mir der zweite oder dritte Platz besser gefallen“, sagt Claus Gruhl (Grüne). „Aber offensichtlich hat die Funktionalität im Inneren eine wichtige Rolle gespielt, und wenn der Sieger sich damit durchgesetzt hat, ist es für mich auch in Ordnung.“
Die Linke im Stadtrat zeigt sich ebenfalls zufrieden mit der Entscheidung. „Der Entwurf wurde durch eine Jury als bester herausgestellt, und wir erkennen die Arbeit der Jury an, die sich intensiv mit den Entwürfen beschäftigt hat – sowohl hinsichtlich Aussehen als auch Machbarkeit und Einfügen in das Stadtbild“, erklärt Stadträtin Andrea Kubank. „Wir finden, dass es sich gut in die Bebauung der Stadt einfügt, zeitgemäß und funktionell ist und genau an diese Stelle passt.“ Man hoffe, dass die Planung nun schnell vorangehe.
Sorbisches Wissensforum als neues Tor nach Bautzen
Das hofft auch die SPD-Fraktion. „Das Sorbische Wissensforum wird im Zusammenhang mit der Vogelkreuzung das neue Tor zur Stadt sein“, sagt Astrid Riechmann. „Mit der halboffenen Bauform wird das unterstützt, die Korrespondenz mit der Vogelkreuzung und der Bezug zur Friedensbrücke wird als zu wenig empfunden.“
Weitaus weniger euphorisch klingt die CDU-Fraktion. Natürlich sei es positiv, dass die Baulücke endlich verschwinde und der Platz gestaltet werde, damit der erste Eindruck von Bautzen ein freundliches Willkommen spiegele, erklärt Katja Gerhardi: „Ob das mit diesem Entwurf gelungen ist, kann nicht abschließend bewertet werden.“ Der Baukörper wirke zunächst massiv. Farbliche Gestaltung, Fassadenansicht sowie Begrünung ließen jedoch darauf hoffen, dass das Objekt gefälliger wirken werde.
Enttäuscht zeigt sich Monika Vetter (CDU) von dem auf den ersten Blick abweisend wirkenden Entwurf. „Dieses eckige, farblose und nahezu fensterlose Ensemble soll künftig die Besucher in der Innenstadt begrüßen?“, fragt sie. „Es entzieht sich meiner Kenntnis, was der Architekt sich bei dem Entwurf gedacht hat, aber es entsteht der Eindruck, dass er weder die Bedeutung der Sorben für Bautzen noch die Bedeutung eines solchen Wissensforums für die Sorben und die Region verstanden hat.“
Sie hätte sich mehr Transparenz gewünscht, wie sie zum Beispiel beim Umbau des Sorbischen National-Ensembles umgesetzt wurde. Dort kann man nun den Tänzern beim Üben zusehen. „Der vorliegende Entwurf ist leider das krasse Gegenteil“, sagt Monika Vetter. „Falls der Gewinnerentwurf tatsächlich umgesetzt werden sollte, sind die Chancen auf ein repräsentatives, innovatives und städtebaulich bereicherndes Bauwerk leider vertan.“
Ähnlich sieht es Steffen Tech (BBBz): „Der neu entstehende Querriegel wird hinter den wenig attraktiven Fassaden der Äußeren Lauenstraße verschwinden. Hier wurde fahrlässig die große Chance vergeben, an historischer Stelle das Sorbische hervorzuheben.“ Vorschläge vonseiten der Fraktion, die Grundstücke an der Äußeren Lauenstraße in die Planung einzubinden, seien nicht berücksichtigt worden.
Wendisches Haus prägte einst das Lauenareal
Auch hätte er sich eine aufregendere Fassade gewünscht, so Tech. Sollte der Lückenschluss erfolgen, werde eine fast fensterlose Fassade zum Lauengraben hin sichtbar bleiben – kein Vergleich zum historischen Wendischen Haus, das dort einst das Stadtbild prägte.
Es handele sich um einen Entwurf, der die grobe Richtung vorgebe, erklärt Sprecherin Felizitas Birkhofen von der Stiftung für das sorbische Volk. Dieser werde nun im Detail weiterentwickelt und optimiert. „Dabei werden beispielsweise auch die kritisierte Fensterplanung und die Dachkante im mittleren Bauteil ein Thema sein“, sagt sie.