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Guttau: Lauschangriff auf Fledermäuse

Seit letztem Jahr werden an den Guttauer Teichen die Rufe von Fledermäusen aufgenommen. Die Ergebnisse geben Aufschluss über den Zustand der Natur.

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Die verschiedenen Rufe der Fledermäuse geben Aufschluss über die vorhandenen Arten im Biosphärenreservat - und damit über den Zustand der Natur.
Die verschiedenen Rufe der Fledermäuse geben Aufschluss über die vorhandenen Arten im Biosphärenreservat - und damit über den Zustand der Natur. © Symbolfoto: dpa

Guttau. Seit April 2020 findet am Rande der Teichgruppe Guttau eine besondere Abhöraktion statt, wie die Pressesprecherin des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mitteilt. Ziel dieses Lauschangriffes sind Fledermäuse. Mit einem sogenannten Batcorder werden zwischen April und Oktober im Zeitraum von 18 Uhr abends bis 8 Uhr morgens die hochfrequenten Rufe der „Jäger der Nacht“ aufgezeichnet und ausgewertet. Ab Ende März wachen Fledermäuse aus dem Winterschlaf auf. Deshalb wurde das Gerät nach einer Winterpause jetzt wieder aktiviert.

Die Ergebnisse der ersten Abhörsaison 2020 können sich sehen lassen: Insgesamt wurden rund 28.000 Fledermausrufe aufgezeichnet. Mit Hilfe spezieller Software konnten die Rufe verschiedenen Fledermausarten zugeordnet werden. Von den aktuell in Sachsen lebenden 20 Fledermausarten konnten 14 Arten sicher im Biosphärenreservat nachgewiesen werden, wie die Pressesprecherin berichtet.

Besondere Fledermaus-Arten identifiziert

„Ein besonderes Highlight ist die Bechsteinfledermaus, die nach 25 Jahren Funkstille wiederentdeckt wurde“, berichtet Lorenz Richter, Einsatzleiter der Naturwacht und verantwortlicher Betreuer des Batcorders im Biosphärenreservat. „Wir vermuten auch die erst 2001 entdeckte, aus Südeuropa stammende Nymphenfledermaus im Gebiet, konnten sie aber anhand der aufgezeichneten Rufe nicht hundertprozentig sicher identifizieren. Da auch einige andere naheverwandte Fledermausarten akustisch nicht unterschieden werden können, gehen wir aktuell von insgesamt 17 Fledermausarten im Biosphärenreservat aus“.

Am häufigsten waren die kleinsten, die noch nicht mal daumengroßen Mücken- und Zwergfledermäuse sowie die Wasserfledermäuse. Zusammen machten sie drei Viertel der Nachweise aus. Die Mücken im Teichgebiet sind eine der wichtigsten Nahrungsquellen für diese Arten. Des Nachts sorgen die Fledermäuse dafür, dass die kleinen Plagegeister nicht überhandnehmen.

Klimawandel wirkt sich auch auf Fledermäuse aus

Auch die Mopsfledermaus, die mehr im Wald auf Insektenjagd geht, wurde aufgezeichnet. Diese Art ist von besonderem europäischen Interesse. Die auffallend hohe nachgewiesene Aktivität zeugt davon, dass im alten Eichen-Auwald um den BatCorder eine Wochenstube der Art vorkommt und die Art sich demnach im Gebiet vermehrt.

Fledermäuse sind als Insektenfresser wichtige Indikatoren zum Zustand der Natur. Sie benötigen alte Bäume oder Häuser mit Spalten, Höhlen und anderen Versteckmöglichkeiten und natürlich Insekten als Nahrung. Zunehmend wandern auch Arten ein, die bisher nur in Südeuropa vorkamen. So wirkt sich der Klimawandel auch auf die Fledermäuse aus. Und deshalb sollen langfristig die Daten des Batcorders mit denen der benachbarten Klimastation in Wartha zusammen ausgewertet werden.

Den Batcorder hat die Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL) im Rahmen des Messnetzes Natur installiert. Betreut wird das Gerät von der Naturwacht des Biosphärenreservates und ausgewertet vom Fachbüro hochfrequent. (SZ)

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