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Den Glauben bis zum Tod verteidigt: Messe für Alois Andritzki

Der katholische Priester aus Radibor trat unerschrocken gegen die Nazi-Ideologie auf. Vor 80 Jahren wurde der Sorbe ermordet. Daran wird in Dresden erinnert.

Von Miriam Schönbach
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In einem Kirchenfenster in Radibor verewigt: der sorbische Priester Alois Andritzki, der 1914 in Radibor geboren, 1943 im KZ Dachau ermordet und 2011 von der katholischen Kirche seliggesprochen wurde.
In einem Kirchenfenster in Radibor verewigt: der sorbische Priester Alois Andritzki, der 1914 in Radibor geboren, 1943 im KZ Dachau ermordet und 2011 von der katholischen Kirche seliggesprochen wurde. © Moment Photo

Dresden/Radibor. Auf den Händen läuft Alois Andritzki zu gern - durch sein Dorf Radibor wie auch als junger Kaplan in Dresden. Selbst in der „Hölle von Dachau“ muntert der junge Priester seine Mithäftlinge mit einem Handstand auf. Doch nicht nur mit seinen Gaukeleien, auch mit seinem Interesse und Zuhören bringt der junge Katholik ein Stück Menschlichkeit in Hitlers Todesmaschinerie. Das junge Leben beenden die Nationalsozialisten am 3. Februar 1943 im Konzentrationslager mit einer Giftspritze. An seinem 80. Todestag feiert Bischof Heinrich Timmerevers in der Dresdner Kathedrale eine Heilige Messe.

Alois Andritzki wird am 2. Juli 1914 in Radibor geboren. Nach dem Abitur studiert der Sohn eines Lehrer-Ehepaars Theologie in Paderborn. Unter Studenten fällt der Sorbe durch seine Fröhlichkeit und Offenheit auf. Danach geht er ins Priesterseminar nach Schmochtitz und wird am 30. Juli 1939 im Bautzener Dom St. Petri zum Priester geweiht. Einen Monat später, am 1. September, beginnt der Zweite Weltkrieg. Währenddessen bekommt der Kaplan mit Lebensmut, Humor und großem Glauben seine erste Stelle an der Hofkirche in Dresden. Kinder und Jugendliche, Menschen überhaupt liegen ihm am Herzen.

Priester prangert Verfolgung Gläubiger an

Doch der katholische Priester gehört zu jenen, die Dinge hinterfragen. Der unbequeme Christ prangert die Verfolgung von Geistlichen und Gläubigen durch die Nationalsozialisten an. Um ihn einzuschüchtern, wird Andritzki wiederholt verhört. Am 21. Januar 1941 verhaftet ihn die Gestapo wegen „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“. Aus seiner Haft schreibt er: „…Mein Leben ist wegen der äußeren Umstände mehr nach innen gekehrt. Die Freude ist inniger und tiefer.“

Statt nach Hause verfrachten die Nationalsozialisten den jungen Geistlichen nach sechs Monaten Gefängnis in den „Priesterblock“ im KZ Dachau. Trotz widriger Lebensumstände bemüht sich der lebensbejahende junge Mann, mit anderen Priestern neben der verpflichtenden Arbeit die Heilige Schrift zu studieren. Die schweren körperlichen Tätigkeiten setzen ihm wie der Hunger zu. Weihnachten 1942 infiziert er sich mit Typhus. Das Krankenrevier wird er nicht mehr verlassen.

Am 3. Februar 1943 bittet Alois Andritzki nach dem Lagerkaplan. Dem 28-Jährigen geht es schlecht, er fühlt den Tod nah. Doch laut Augenzeugenberichten entgegnet ihm ein Pfleger: „Christus will er? Eine Spritze kriegt er!“ Gift nimmt dem Gläubigen das Leben, seine Asche erhält die Familie wenige Tage später in einer Urne. Im April 1943 wird er auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt.

Ein "Vorbild für die Menschen im Bistum"

55 Jahre später eröffnet Bischof Joachim Reinelt 1998 das Seligsprechungsverfahren für Alois Andritzki. Die katholische Kirche verehrt Selige und Heilige als Zeugen vorbildhaften Christseins ihrer Zeit. „Er kann den Menschen in unserem Bistum auch heute als Vorbild dienen, für die eigenen Überzeugungen einzustehen und im Glauben Halt zu finden“, sagte Reinelt damals über Andritzki. Aufgrund seiner aufrechten Haltung als Christ und der damit verbundenen Kritik an der NS-Ideologie wird er im Juni 2011 bei einer Zeremonie mit 11.000 Menschen in Dresden seliggesprochen. Seitdem erinnert vor der Kathedrale ein Stolperstein an den „Märtyrer, der auf den Händen ging“.

Die Heilige Messe ist am 3. Februar, 18 Uhr, in der Dresdener Kathedrale. Der Gottesdienst wird auch im Livestream auf dem Youtube-Kanal des Bistums übertragen.