Rassismus-Vorfall beim Heimspiel von Budissa Bautzen
Bautzen. Beim jüngsten Oberliga-Spiel zwischen der FSV Budissa Bautzen und dem FC Oberlausitz Neugersdorf ist ein Spieler von Neugersdorf rassistisch beleidigt worden. Wie Mittelfeldspieler Daniel Olaoye gegenüber Sächsische.de erklärte, habe er beim Spiel am 25. Mai 2023 in der ersten Hälfte zweimal „Affenlaute“ gehört, als er am Ball war. Dies teilte er am 30. Mai in einem Telefonat mit.
Präsidium und Aufsichtsrat von Budissa Bautzen haben den Vorfall inzwischen in einer Erklärung bestätigt, die auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht wurde. „Ein Spieler des FC Oberlausitz Neugersdorf wurde von einem Zuschauer oder einer Zuschauerin während des Derbys auf inakzeptable und rassistische Weise diffamiert“, heißt es dort. Der Verein reagiere darauf mit „Bestürzung und Enttäuschung“.
Budissa Bautzen will Stadionverbot verhängen
Es seien nun interne Untersuchungen und Ermittlungen eingeleitet worden, „um den Verantwortlichen oder die Verantwortliche für diese rassistische Beleidigung zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen“. Wie Budissa-Sprecher Robert Steinbach auf Anfrage sagte, gehe man von einer Person aus. Diese müsse mit einem Stadionverbot rechnen.
„Personen, die rassistisches Gedankengut verbreiten, haben bei uns nichts zu suchen“, heißt es in der Erklärung auf der Vereinshomepage. Der Verein werde sich noch mehr dafür einsetzen, dass jeder Besucher sich sicher fühlen und den Fußball als eine Plattform des Zusammenhalts und des Sports erleben kann.
Am 30. Mai habe Budissa Kontakt zu Daniel Olaoye aufgenommen und sich entschuldigt. „Wir möchten uns auf diesem Weg nochmal aufrichtig bei dem betroffenen Spieler, dem FC Oberlausitz Neugersdorf und allen anderen, die Zeugen dieses Vorfalls wurden, entschuldigen. Rassistische Äußerungen und Aktionen verletzen nicht nur die betroffene Person, sondern schaden auch der gesamten Fußballgemeinschaft.“ Budissa Bautzen wolle nun alles dafür tun, um sicherzustellen, dass sich so ein Vorfall nicht wiederholt.
Spieler wollte rassistische Rufe öffentlich machen
Er habe die Entschuldigung bereits angenommen, so Daniel Olaoye. Auch Fans von Budissa hätten sich mit Direktnachrichten in den sozialen Medien schon bei ihm entschuldigt, nachdem er den Vorfall auf seinen Kanälen publik gemacht hatte. Dass er an die Öffentlichkeit kommt, sei ihm wichtig. „Wenn ich mich nicht dazu melde, erfährt es niemand, und diese Leute können es wieder tun.“ Für ihn seien die Rufe klar aus dem Fanblock von Budissa Bautzen gekommen.
So etwas habe er noch nie erlebt, seit er in Deutschland lebt, sagt der 26-Jährige. Daniel Olaoye ist in London geboren und hat neben der britischen noch die nigerianische Staatsbürgerschaft, da sein Vater aus Nigeria kommt. „Der Teil der Fans, der Affengesänge machte, sollte sich schämen und angewidert sein. Der Rassismus geht immer noch weiter“, schrieb der Spieler in einer Instagram-Story. „Rassismus sollte aufhören.“
Neben ihm hätten zwei seiner Mitspieler die zweimaligen Rufe ebenfalls registriert und dies auch dem Schiedsrichter mitgeteilt. Dieser habe aber nicht reagiert. Im Spielbericht tauche dazu nichts auf, sagt Daniel Olaoye. Er selbst habe ohnehin lieber weiterspielen wollen.
Sein Verein schloss sich dem Statement von Budissa Bautzen an. „Wir als FC Oberlausitz Neugersdorf verurteilen die rassistischen Vorfälle gegen unseren Spieler Daniel Olaoye auf das Schärfste“, erklärte Sprecher Markus Becker. Gerade als Verein im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck, wo ein tägliches Miteinander normal ist und jeder Mensch gleich behandelt werde, dürfe es nicht zu solchen Äußerungen kommen. „Wir werden unsere sportlichen Freunde des FSV Budissa Bautzen unterstützen, sodass dieser Vorfall schnell aufgeklärt wird.“
Staatsschutz ermittelt nach Fußballspiel in Bautzen
Beim Nordostdeutschen Fußballverband ist bislang nichts dazu bekannt. „Ich höre das zum ersten Mal“, sagt Frank Nicolai beim Telefonat mit Sächsische.de. Als Staffelleiter ist er für die Oberliga Süd verantwortlich. Nach seinen bisherigen Erkenntnissen habe es bei den jüngsten Ligaspielen keine Vorkommnisse gegeben. „Der Schiedsrichter müsste es sonst eintragen.“
Für solche Vorfälle sehe das Regelwerk ein dreistufiges Modell vor. Zuerst könne es Durchsagen via Lautsprecher geben, um diese Äußerungen zu unterbinden. Sollte das nicht reichen, habe der Schiedsrichter die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen oder gar abzubrechen, wenn die Pause nicht genügen sollte. „Der Schiedsrichter kann auch Stufen überspringen.“ Er selbst, so Nicolai, sei nun nicht befugt, irgendwelche Sanktionen zu verhängen. Das könne nur das Sportgericht tun.
Zu einem Spielabbruch wegen rassistischer Äußerungen war es im August 2021 beim Spiel zwischen dem Hoyerswerdaer FC gegen den SV Post Germania Bautzen in der Kreisoberliga gekommen. Die Polizei hatte in der Folge Ermittlungen aufgenommen.
Von dem jüngsten Vorfall am 25. Mai in Bautzen hatte die Polizeidirektion Görlitz bis zur Anfrage von Sächsische.de keine Kenntnis, teilt Sprecher Maximilian Funke mit. „Möglicherweise steht eine rassistisch motivierte Beleidigung gegen den Spieler des FC Oberlausitz Neugersdorf im Raum. Nach Bekanntwerden wurde von Amts wegen eine Anzeige wegen verhetzender Beleidigung gefertigt.“ Der Vorgang gehe nun zur weiteren Bearbeitung an das Dezernat Staatsschutz.
Dieser Text wurde am 1. Juni 2023, um 10.07 Uhr aktualisiert und um die Äußerungen des FC Oberlausitz Neugersdorf ergänzt. Diese lagen vor der Veröffentlichung noch nicht vor.