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Neues Angebot im Gesundheitszentrum

Die ehemalige Cunewalder Heine-Schule ist jetzt voll belegt. Im Dachgeschoss gibt es seit Monatsbeginn eine Herzkammer. Was es damit auf sich hat.

Von Franziska Springer
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Seit Anfang Juli ist die Physiotherapie-Praxis Herzkammer im Dachgeschoss des Cunewalder Gesundheitszentrums untergebracht. Ab September wird Alexander Stöhr sich die Leitung mit der bisherigen Praxisinhaberin Simone Herz teilen.
Seit Anfang Juli ist die Physiotherapie-Praxis Herzkammer im Dachgeschoss des Cunewalder Gesundheitszentrums untergebracht. Ab September wird Alexander Stöhr sich die Leitung mit der bisherigen Praxisinhaberin Simone Herz teilen. © SZ/Uwe Soeder

Cunewalde. In Cunewalde gibt es seit Beginn des Monats eine neue "Herzkammer". Wer den Hintergrund dieses poetisch klingenden Namens erfassen will, der wird in der Hauptstraße 119 fündig - und stellt zuerst fest: Mit Herzkammer ist nicht jener Organteil gemeint, der für das Pumpen von Blut durch den Körper verantwortlich ist. Nein, Cunewaldes neue Herzkammer ist begehbar und befindet sich im Dachgeschoss des Versorgungszentrums Mittelcunewalde.

Mit dem Fahrstuhl geht es bequem zwei Etagen hinauf. Dort empfängt Namensgeberin Simone Herz ihre Besucher inmitten gedeckter heller Farben, indirekter Lichtquellen und freundlicher Wohlfühlatmosphäre. Neben ihr steht Alexander Stöhr. Beide sind Physiotherapeuten, und der Ort, an dem man sich so willkommen fühlt, ist ihr neues Arbeitsumfeld.

Zusätzlicher Sportraum entsteht

Drei große Therapieräume stehen dem dreiköpfigen Team für seine Behandlungen seit 1. Juli zur Verfügung. Der Wunsch nach Vergrößerung von Räumen und Angebot gaben für Simone Herz, die zuvor die Praxis ihrer Vorgängerin Veronika Grosche auf dem Kirchweg übernommen hatte, den Ausschlag für den Umzug.

Doch zuvor musste umgebaut werden, erklärt Cunewaldes Bauamtsleiterin Andrea Richter. Um den Anforderungen des Praxisbetriebs gerecht zu werden, investierte die Gemeinde Cunewalde rund 30.000 Euro in den Umbau des Obergeschosses, in dem auch der Orthopäde Dieter Gammerdinger einmal wöchentlich seine Sprechstunde abhält.

Nach Fertigstellung der Arbeiten fanden neue Sportgeräte zur Aktivierung des Bewegungsapparates ausreichend Platz in der rund 100 Quadratmeter großen Herzkammer. Ein etwa 30 Quadratmeter großer Sportraum ist derzeit zusätzlich in den ehemals von einem Brennstoffhandel genutzten Räumen im Entstehen. Fünf bis sechs Patienten, schätzt Simone Herz, werden dort künftig in Gruppenkursen gemeinsam trainieren können.

Wartezeit für neue Patienten soll kürzer werden

Was sich mit dem Umzug nicht ändert, ist die Philosophie von Simone Herz. Sie erklärt: "Wir wollen auf jeden Fall unsere Individualität wahren, weiterhin qualitativ hochwertig und vor allem aktiv mit den Leuten arbeiten", verspricht sie. Möglich wird das bei einem breiten Angebot von Dienstleistungen: Neben Massagen und klassischen Therapien bietet die Herzkammer auch spezielle Behandlungen bei Schulterschmerzen und sogar Nordic-Walking-Kurse an - um nur eine Auswahl des umfangreichen Therapieangebotes zu nennen.

"Wir kümmern uns hier um alles von der Schulter bis zur Achillessehne", fasst Simone Herz schmunzelnd zusammen. Dass das bei den Patienten gut ankommt, beweist die große Nachfrage: Von einer Wartezeit von bis zu drei Wochen müssen neue Patienten derzeit ausgehen, bevor sie in der Herzkammer behandelt werden können.

Das aber, verspricht Alexander Stöhr, werde sich ab September entspannen. Dann wird auch er voll in die neue Praxis einsteigen. Stöhr ist dabei eine Art Rückkehrer, er war lange Zeit Leiter der Schule für Physiotherapie in Zittau - bis die Sehnsucht nach der therapeutischen Arbeit mit Menschen ihn zurück in den praktischen Therapieberuf trieb. "Immer nur theoretisch unterrichten", sagt er rückblickend, "das wäre auf Dauer nichts für mich gewesen."

Gemeinde wollte Gebäude ursprünglich verkaufen

Der Umzug der Herzkammer in die ehemalige Heine-Schule in der Hauptstraße 119 beweist: Die Pläne der Gemeinde Cunewalde für eine Nachnutzung der 1890 erbauten Immobilie, in der bis 1982 die Polytechnische Oberschule untergebracht war, geht auf. Und das, obwohl die Kommune, der das Gebäude gehört, das Haus seinerzeit eigentlich lieber verkauft hätte. Weil sich kein Käufer fand, entschied sich die Gemeindeverwaltung 2003, das Haus umzubauen und zu sanieren. Für Gesamtkosten von rund 860.000 Euro blieb von der ursprünglichen Bausubstanz während der Arbeiten im Jahr 2004 nur noch die Hülle erhalten.

Eine Verbesserung des medizinischen Angebots - für die Cunewalder, aber auch für Bürger aus benachbarten Kommunen wie Löbau - war bereits damals das erklärte Ziel von Bürgermeister Thomas Martolock (CDU). Der Plan ging auf: Der Facharzt für Allgemeinmedizin Dr. Thomas Hanisch gehört - genau wie die orthopädische Praxis von Dr. Dieter Gammerdinger - bereits zu den alteingesessenen Angeboten im Versorgungszentrum Mittelcunewalde.

Ins Erdgeschoss zog außerdem zu Beginn dieses Jahres die Fachärztin für Innere Medizin, Dr. Janine Heyne, nachdem sie ihre Tätigkeit als angestellte Ärztin aufgegeben und sich mit ihrer eigenen Praxis selbstständig gemacht hatte. Mit der Versicherungsagentur von Gerald Voigt, die weiterhin im ersten Obergeschoss residiert, ist die Hauptstraße 119 endgültig voll belegt - und Thomas Martolock zufrieden: "Solch ein vielseitiges medizinisches Angebot an einem Ort gab es bislang in Cunewalde nicht", sagt er.