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Hier gibt es Hilfe für viele Tiere

Das Tierheim in Bloaschütz bei Bautzen ist Auffangstation für Fundtiere, bietet aber auch Betreuung in Urlaubszeiten an.

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Kerstin Heinske (l.) gehört wie Maria Scholze zum Tierheim-Team in Bloaschütz. Einer ihrer Schützlinge ist die zehnjährige holländische Schäferhündin Lilli.
Kerstin Heinske (l.) gehört wie Maria Scholze zum Tierheim-Team in Bloaschütz. Einer ihrer Schützlinge ist die zehnjährige holländische Schäferhündin Lilli. © Miriam Schönbach

Von Miriam Gnant (*)

Bautzen. Das hohe Tor des Tierheimes ist verschlossen. Doch unbemerkt käme ohnehin niemand hinein. Lautes Bellen auf der anderen Seite kündigt an, wenn sich Besucher dem Gelände in Bloaschütz bei Bautzen nähern. Nach kurzem Klingeln öffnet Leiter Uwe Bär. Das bringt noch mehr Bewegung ins Hundehaus, auch ein paar neugierige Katzen streunen durch das Außengehege.

Der 59-Jährige führt über das Gelände. Es wirkt trotz der aufgeregten, bellenden Zöglinge ruhig. „Gerade ist weniger Betrieb, wir bereiten uns jetzt aber schon auf die Zeit Mitte August vor. Dann werden erfahrungsgemäß die meisten Neuankömmlinge abgegeben“, sagt Uwe Bär.

Es ist ein ganz normaler Tag im Tierheim. Eine freiwillige Helferin verabschiedet sich gerade. Sie kommt vom Hundefüttern und Gassi-Gehen. Im 1997 erbauten Tierheim leben im Moment 30 Katzen und gut 20 Hunde. Doch die Mitarbeiter kennen andere Zeiten.

Aber wieso kommen überhaupt so viele Tiere ins Heim? „Das hängt oft mit traurigen Anlässen zusammen“, sagt Uwe Bär. „Viele der Tiere werden hierher gebracht, da ihre Besitzer verstorben sind und sich nun keiner mehr um sie kümmern kann oder will.“

Tiere aus schlechter Haltung werden aufgepäppelt

Andere Tiere muss die Auffangstation manchmal vom Veterinäramt entgegennehmen. Meistens kommen sie dann aus schlechter Haltung und müssen nun aufgepäppelt werden. Auch werden Vierbeiner ausgesetzt. „Leider können wir uns nicht immer sicher sein, dass die Tiere wirklich gefunden wurden“, sagt Tierheimmitarbeiterin und Katzenhausverantwortliche Kerstin Heinske „Wenn das kleine Kind beim Abgeben weint, weil das süße Kätzchen sogar mit im Bett schläft, ist es nur schwer zu glauben, dass es sich tatsächlich um ein Fundtier handelt." Bei der offiziellen Abgabe eines Tiers im Heim muss der ehemalige Besitzer für die Kosten aufkommen. Mancher will sich da lieber drücken.

Nur wenige Tier bleiben für immer

Eine Abgabewelle von sogenannten Corona-Tieren sehen Uwe Bär und seine Mitarbeiter derzeit nicht. „Das hören wir eher von Kollegen aus den größeren Städten. Die Besitzer merken, dass die Tiere, die sie sich während Corona angeschafft haben, Arbeit machen und sie nicht den ganzen Tag allein bleiben können“, sagt der Tierheimleiter.

Die meisten Tiere aus dem Heim in Bloaschütz werden adoptiert. Nur selten bleiben sie für immer, und nur selten kehren die Vierbeiner zurück ins Heim. „Das häufigste Problem bleibt“, sagt Kerstin Heinske, „dass Besitzer ihren neuen Mitbewohnern zu wenig Zeit zum Eingewöhnen lassen, doch meistens funktioniert es nach ein paar Wochen“.

Tipp: Frühzeitig Geld für den Tierarzt zurücklegen

Einen Tipp hat auch Uwe Bär noch für frische Tier-Eltern: „Es ist klug, sich schon früh etwas Geld für den Tierarzt zurückzulegen. Das hilft dem Portemonnaie der Besitzer und am Ende vor allem dem Tier“, sagt der gelernte Tierpfleger. Er leitet seit vielen Jahren die Einrichtung in Bloaschütz. Seine Kollegin aus dem Katzenhaus gehört schon länger zum Team. Die Arbeit machen sie nicht nur im Heim, häufig nehmen die Tierfreunde auch vierbeinige Schützlinge mit nach Hause. Ganz aktuell kümmert sich der Tierheimleiter um einen Hunde-Mini Namens Nico, der vom Vorbesitzer keine Regeln gelernt hat. Aus dem kleinen Hund kommt bei jedem Neuankömmling ein sehr großes Wuff.

Katzenhausverantwortliche Kerstin Heinske spielt im Tierheim Bloaschütz mit Sunny . Der grau-weiße Mini-Tiger hat Leukose. Wegen der Krankheit ist der Zögling schwer vermittelbar.
Katzenhausverantwortliche Kerstin Heinske spielt im Tierheim Bloaschütz mit Sunny . Der grau-weiße Mini-Tiger hat Leukose. Wegen der Krankheit ist der Zögling schwer vermittelbar. © Miriam Schönbach

Aber wie will man nun in den Urlaub fahren, wenn die Mieze nicht mit darf? Selbst da sind Tierheime die richtige Anlaufstelle. In Bloaschütz gibt es eine Pension für Hunde, Katzen sowie Kleintiere. „Wir sind bis August schon ausgebucht, es gibt Besitzer, die bringen in jedem Urlaub ihre Familienmitglieder mit Fell zu uns“, sagt Kerstin Heinske. Außerdem hat das Heim einen Hundekindergarten. Hier können die Herrchen ihre Vierbeiner nach Absprache vor Terminen oder für die Arbeitszeit abgegeben und sich sicher sein, dass es ihnen gut geht – bei Auslauf, Beschäftigung und Gassigehen.

Ein Job mit Emotionen

Für ihre Arbeit wünschen sich die Tierheimmitarbeiter mehr Anerkennung. „Meist wird unser Job mit Katzenstreicheln abgetan. Viele vergessen meistens einfach den Zeit- und Kraftaufwand, den wir für unseren Job aufbringen.“, sagt die 53-jährige Tierpflegerin. Mit ihrem Beruf verbindet sie viele schöne Erinnerungen, dazu gehören die Adaption eines vielleicht lange übersehenen Tiers genauso wie die überstandene schwere Krankheit eines Schützlings. „Wer bei dieser Arbeit nicht einmal weint, der hat hier den falschen Job“, ist sie sich sicher, während sie im Katzenhaus Sunny streichelt. Der grauweiße Minitiger hat Leukose. Es ist eine nicht ansteckende Krankheit, macht den Zögling aber schwer vermittelbar. „Trotzdem würde Sunny sich über ein nettes Zuhause in der Wohnung und in Einzelhaltung freuen“, sagt die Pflegerin.

Fundtiere am besten zuerst der Polizei melden

Wie viele andere Einrichtungen kämpfen auch die Bloaschützer mit Geldproblemen. Außerdem hat das Tierheim oft zusätzliche Arbeit durch falsch abgegebene Fundtiere. Deswegen bittet Uwe Bär: „Sollten Sie ein Tier gefunden haben, melden Sie sich bei der Polizei, denn die weiß, welches Tierheim für welche Stadt zuständig ist. Wenn wir Tiere bekommen, für die wir nicht zuständig sind, heißt das oft mehr Arbeit für uns und mehr Stress für das Tier.“

Auf dem Gelände in Bloaschütz stehen einige Bauvorhaben an, die dringend angepackt werden müssen. „Unter anderem muss endlich das Hundehaus saniert werden, und eigentlich war geplant, überall eine andere Heizung zu verbauen“, sagt Tierheimleiter Uwe Bär.

Mehr Informationen über das Tierheim gibt es auf dessen Internetseite.
Kontakt:
[email protected]

(*) Miriam Gnant ist Schülerin der 9. Klasse der evangelischen Mittelschule Gaußig. Den Text verfasste sie im Rahmen eines Praktikums bei der Sächsischen Zeitung.