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Bautzen: Erste Hilfe gibt es jetzt auch auf Sorbisch

Ein Erste-Hilfe-Kurs der besonderen Art hat am Sonnabend Premiere. Warum der Kursleiter dafür erst mal selbst die Fachbegriffe pauken muss.

Von Lucy Krille
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Die Wiederbelebung an der Puppe gehört zum Erste-Hilfe-Kurs dazu. Diesen kann man in der Sanitätsschule von Jan Mudrack in Bautzen nun auch auf Sorbisch belegen.
Die Wiederbelebung an der Puppe gehört zum Erste-Hilfe-Kurs dazu. Diesen kann man in der Sanitätsschule von Jan Mudrack in Bautzen nun auch auf Sorbisch belegen. © Steffen Unger

Bautzen. Frank Schäfer lernt seine Muttersprache gerade selbst ganz neu kennen. Der Sorbe gibt am Sonnabend das erste Mal einen Erste-Hilfe-Kurs in sorbischer Sprache. Dafür bereitet sich der Mann aus Radibor intensiver vor als normalerweise. „Manche Fachwörter, die muss ich mir aneignen, manchmal auch neu deklinieren“, erzählt Schäfer. Denn einige Begriffe seien nicht einfach eins zu eins vom Deutschen ins Sorbische zu übersetzen.

Der erste sorbische Kurs, oder wie Schäfer sagt „der Prototyp“, wird am Sonnabend in der Sanitätsschule Mudrack in Bautzen stattfinden. Dort arbeitet der Rettungssanitäter seit drei Jahren im Nebenjob.

Erste-Hilfe-Kurse seien besonders bei Jugendlichen gefragt, wenn sie ihren Führerschein machen wollen. Denn dafür müssen sie einen entsprechenden Kurs absolvieren, um in Gefahren- und Unfallsituationen gewappnet zu sein. Die Nachfrage nach einem Erste-Hilfe-Kurs sei ungebrochen, sagt Jan Mudrack, der Leiter der Sanitätsschule. Gerade nach dem coronabedingten Lockdown sei die Nachfrage sehr groß gewesen, da sich viele Anmeldungen durch ausgefallene Kurse angestaut hatten.

16 Jugendliche sind für den ersten Kurs angemeldet

Viele Jugendliche, die sich anmelden, kommen aus sorbischen Gebieten wie Panschwitz-Kuckau oder Radibor. Eine sorbische Mutter brachte Frank Schäfer und Jan Mudrack schließlich auf die Idee, einen Kurs in sorbischer Sprache anzubieten. Mudrack und Schäfer waren davon angetan - und freuen sich nun auf eine spannende neue Erfahrung.

Sie wollen damit auch dazu beitragen, die sorbische Sprache und Kultur in der jungen Generation wachzuhalten. „Wir denken, dass das ein tolles Angebot ist, was es so in der Region noch nicht gibt“, erklärt Mudrack.

Durchgeführt wird der Kurs erstmalig am Sonnabend in der Sanitätsschule am Bautzener Postplatz. Bedingung ist, dass die Teilnehmer die sorbische Sprache beherrschen. Für die Premiere haben sich 16 Jugendliche angemeldet. Somit sind fast alle der verfügbaren 20 Plätze belegt. „Die Nachfrage ist auf jeden Fall da“, freut sich Frank Schäfer.

Auch weitere sorbische Kurse sind möglich

Der Kurs werde bei der Führerscheinstelle ebenso wie ein deutschsprachiger anerkannt. „Die Inhalte sind schließlich die gleichen“, sagt Schäfer. Sein "Prototyp" sei natürlich ausbaufähig, da ist er sich sicher. Wenn alles gut läuft und die Nachfrage nach einem sorbisch-sprachigen Kurs auch in Zukunft vorhanden ist, kann Schäfer sich vorstellen, weitere Kurse dieser Art anzubieten.

Der Kursleiter denkt bereits über eine Power-Point-Präsentation für künftige Kurse nach. „Wenn es da Probleme mit einer Schreibweise geben sollte, kann ich mich auch an das Sorbische Institut wenden", sagt Schäfer. An der Einrichtung forschen Wissenschaftler zu Sprache, Kultur und Geschichte des sorbischen Volkes. Durch seine Arbeit im Rettungsdienst sei er außerdem mit sorbischen Ärzten in Kontakt, erzählt Schäfer.

Jan Mudrack kann sich auch eine intensivere Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten vorstellen. „Je nachdem, wie das Interesse ist, könnten wir auch betriebliche Ausbildungskurse, beispielsweise die Ersthelferausbildung auf Sorbisch, anbieten“, sagt Mudrack. Bereits jetzt arbeite die Sanitätsschule mit Bildungseinrichtungen in der Region zusammen.