Bautzen
Merken

Zejler-Preis für sorbischen Informatiker

Wito Böhmak hat sich auf vielfältige Weise um die Anwendung der sorbischen Sprache in der digitalen Welt verdient gemacht. Jetzt wird er dafür geehrt.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Damit die sorbische Sprache auch in der digitalen Welt  angewendet werden kann, dafür setzt sich Wito Böhmak aus Radibor seit Jahren ein. Jetzt wird er dafür mit dem Zejler-Preis geehrt.
Damit die sorbische Sprache auch in der digitalen Welt angewendet werden kann, dafür setzt sich Wito Böhmak aus Radibor seit Jahren ein. Jetzt wird er dafür mit dem Zejler-Preis geehrt. © Archiv: Steffen Unger (Symbolfoto)

Bautzen. Der Zejler-Preis wird in diesem Jahr an Wito Böhmak verliehen. Er wird damit für sein vielseitiges Wirken als Wegbereiter des Gebrauchs der sorbischen Sprache besonders in der digitalen Welt geehrt. Das teilt Sachsens Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus mit, das den mit 5.000 Euro dotierten Preis für herausragende oder beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet des Erwerbs, des Gebrauchs sowie der Vermittlung der sorbischen Sprache verleiht.

"Ich gratuliere Wito Böhmak herzlich und freue mich, dass mit diesem Preis sein umfassendes Engagement offiziell gewürdigt wird. Wito Böhmaks Wirken zeigt beispielhaft, wie durch Professionalität, Kreativität und Initiative die Sprache der Sorben für ihre Anwender zukunftsfähig wird", betont Staatsministerin Barbara Klepsch (CDU).

Alltagstaugliches digitales Wörterbuch entwickelt

Wito Böhmak ist Informatiker und einer der ausgewiesenen Experten für die Anwendung der sorbischen Sprache im Bereich der digitalen Welt und der neuen Medien.

Schon frühzeitig programmierte Böhmak einen Druckertreiber, um Dokumente in sorbischer Sprache drucken zu können. Es folgte die Entwicklung eines Tastaturtreibers für das Schreiben in sorbischer Sprache am Computer im Betriebssystem Windows NT sowie eines Konvertierungsprogramms, mit dem sich die sorbischen Computertexte auf den neuen Unicode-Standard konvertieren ließen.

Gemeinsam mit einem Kollegen nahm Wito Böhmak 2005 Kontakt zum Unternehmen Microsoft auf und konnte erreichen, dass seither Ober- und Niedersorbisch als offizielle Sprachen im Betriebssystem Windows fest etabliert sind. Zudem entwickelte er ein alltagstaugliches digitales Wörterbuch für die sorbische Sprache. Und er initiierte mit einem weiteren Kollegen das Projekt “Soblex”, eine Rechtschreibprüfung auf Basis eines umfassenden digitalen sorbischen Wörterbuchs für Systeme wie MS und Open Office.

Wito Böhmak legte so neben seiner beruflichen Tätigkeit seit den 1990er-Jahren die Grundlagen für die digitale Anwendung der sorbischen Sprache und damit auch der sorbischen Kultur und Überlieferung. Obwohl er viele Jahre außerhalb der Lausitz und im Ausland beruflich tätig war, hielt er intensiven Kontakt in die Heimat.

Wirkt auch als Kabarettist und schreibt Libretti

Seit 2016 ist er Leiter der Sorbischen Zentralbibliothek sowie des Sorbischen Kulturarchivs im Sorbischen Institut in Bautzen. Gegenwärtig forscht und baut er beispielsweise an Erkennungsmodulen für eine automatisierte Schrifterkennung (OCR) von sorbischen Texten innerhalb von Bildern.

Auch in der analogen Welt engagiert sich Wito Böhmak in vielfältiger Weise für die sorbische Sprache. So führt er beispielsweise mit der AG “Robotik“ an der Sorbischen Grundschule in Radibor Schülerinnen und Schüler an Fachtermini in sorbischer Sprache heran, und er ist Co-Vorsitzender der Elterninitiative Radibor, die sich der sorbischen und digitalen Bildung der Kinder widmet.

Weit bekannt ist sein langjähriges Wirken auf sorbischen Bühnen als Kabarettist und Librettist. Seit den 1990er-Jahren ist Böhmak Mitglied der Kabarettgruppe Lózy hólcy (böse Jungs) sowohl als Texter als auch als Mitwirkender. In dieser Eigenschaft wirkte er kabarettistisch in weiteren Gruppen. Für sechs Vogelhochzeitsprogramme des Sorbischen National-Ensembles hat er die Libretti geschrieben.

Der Zejler-Preis, der seit 2014 alle zwei Jahre verliehen wird, trägt den Namen des Dichters, Publizisten und Theologen Handrij Zejler (1804 - 1872), der als Begründer der modernen sorbischen Literatur gilt. Die Veranstaltung zur Preisverleihung ist für den Herbst 2022 in der Evangelischen Kirche Lohsa geplant. Handrij Zejler wirkte dort von 1835 bis zu seinem Tod 1872 als Pfarrer. (SZ)