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Er soll die Körse-Therme retten

Frank Nägele wurde von Landkreis und Zweckverband als Berater beauftragt, das defizitäre Bad in Kirschau zu modernisieren. Wie er das schaffen will.

Von Franziska Springer
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Frank Nägele hat über einen Zeitungsartikel von der ungewissen Zukunft der Körse-Therme erfahren und meldete sich in Schirgiswalde-Kirschau. Inzwischen betreut er die Planungen für Umbau und Wiedereröffnung des defizitären Hallenbades.
Frank Nägele hat über einen Zeitungsartikel von der ungewissen Zukunft der Körse-Therme erfahren und meldete sich in Schirgiswalde-Kirschau. Inzwischen betreut er die Planungen für Umbau und Wiedereröffnung des defizitären Hallenbades. © Steffen Unger

Kirschau. Frank Nägele scheint eine besondere Passion für Hallenbäder und Thermen zu besitzen. "Ich bin in meiner Freizeit in Bädern großgeworden, war hobbymäßig für die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft tätig, bin seit 2006 in leitender Position in verschiedene Bäderbetriebe eingestiegen und habe mir tiefes und umfangreiches Wissen über Badtechnik und -betrieb angeeignet", zählt der Geschäftsführer der Ingenieur- und Beratungsgesellschaft EC Energie Contract für Bäder aus Stein bei Nürnberg auf.

Interessant sind diese Referenzen, weil es Frank Nägele seit Sommer vorigen Jahres immer wieder in die Oberlausitz verschlägt: Als Projektplaner und Berater haben der Landkreis Bautzen und der Zweckverband, der die Körse-Therme in Kirschau betreibt, ihn mit der Planung von Umbau und Wiederinbetriebnahme des Hallenbades beauftragt. Die soll, wenn der Zeitplan von Kreis, Zweckverband und Nägele aufgeht, ab Frühjahr 2023 für rund 15 Millionen Euro saniert werden und ab Herbst 2024 bestenfalls wirtschaftlich arbeiten können.

Gesundheitstherme in Kärnten geführt

Die horrende Sanierungssumme, die noch immer ungeklärte Frage nach dem künftigen Betreibermodell und das inzwischen mehr als ein Jahr andauernde Ringen um die Rettung des stark defizitären Hallenbades - all das schreckt Nägele nicht ab. Er berichtet von seinem letzten Großprojekt: der Familien- und Gesundheitstherme St. Kathrein in Bad Kleinkirchheim im österreichischen Kärnten.

Auch dieses Bad habe für rund zwölf Millionen Euro saniert werden müssen, berichtet Nägele, der kurz vor der Wiedereröffnung der Einrichtung im Juli 2017 für drei Jahre als Geschäftsführer der Therme nach Kärnten ging - sich dort um Betriebseinrichtung und Betriebsorganisation, um Marketing und Personal kümmerte. Auch vorher schon, berichtet er weiter, habe er als Vorstandmitglied der Kristallbäder AG verschiedene vergleichbare Projekte zwischen sieben und 20 Millionen Euro betreut.

Blick in die Schwimmhalle der Körse-Therme. "Heute würde man so nicht mehr bauen", sagt Frank Nägele, bescheinigt dem Bad aber, das es "sehr sauber und insgesamt gut gemacht" ist.
Blick in die Schwimmhalle der Körse-Therme. "Heute würde man so nicht mehr bauen", sagt Frank Nägele, bescheinigt dem Bad aber, das es "sehr sauber und insgesamt gut gemacht" ist. © SZ/Uwe Soeder

Auf Kirschau wurde Nägele über einen Zeitungsartikel aufmerksam, meldete sich daraufhin beim Bürgermeister und wurde schließlich beim hiesigen Landratsamt vorstellig, das ihn als Berater mit einer ersten Bestandsaufnahme zum Zustand der Einrichtung beauftragte. Weitere Aufgaben folgten.

Seine ersten Eindrücke von der Körse-Therme schildert er heute so: "Ich trage das Schicksal, dass ich das Bad nie in Betrieb erlebt habe. Sicher sind viele räumliche Zusammenhänge überholt. Heute würde man so nicht mehr bauen. Aber im Vergleich zu Bädern ähnlicher Größenordnung ist es hier sehr sauber und insgesamt gut gemacht. Außerdem ist die Lage im Dreieck von Dresden, Bautzen und Görlitz günstig." Sein Fazit: "Wir können die Körse-Therme in die Moderne führen."

Was das bedeuten konkret könne - dazu will Nägele noch nicht allzu viele Worte verlieren. Aber er verrät erste Erkenntnisse aus einer Stärken-Schwächen-Analyse, die in Vorbereitung der Fördermittelbeantragung erstellt wurde. Demnach soll die Gastronomie künftig von Schwimmbad- und Saunabereich aus zugänglich sein, wechselnde Karten mit saisonalen Gerichten anbieten und auch in ihrer Dekoration wandelbar sein. "Unser größter Feind ist die Langeweile. Wenn wir ihnen immer wieder dasselbe bieten, kommen die Gäste nicht wieder", so Nägele.

Auch künftig soll es keine Rutsche geben

Darüber hinaus soll die Schwimmhalle um einen Ruheraum mit Solebecken erweitert und die Saunalandschaft neu aufgestellt werden. Dafür sind die bis dato ungenutzten Freiflächen des Thermenareals vorgesehen. An der bisherigen Ausrichtung als Gesundheits- und Freizeitbad ändert sich nichts.

"Eine Rutsche wird es nicht geben", versichert Nägele, der dennoch mehr Besucherpotenzial für die Einrichtung entstehen sieht: "Durch die deutliche Aufwertung von Sauna- und Wellnessbereich werden wir mehr Saunafreunde aus den Räumen um Bautzen, Dresden und Görlitz ansprechen und so die Zahl an Besuchern steigern", schätzt er.

Nägele hält es absolut für möglich, dass sich der Thermenbetrieb nach Sanierung und Wiedereröffnung selbst trägt. Er sei froh, sagt er, dass ihm diese Aufgabe anvertraut worden sei. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sei sehr konstruktiv: "Die Körse-Therme ist ein Projekt für das es sich lohnt, die Ärmel hochzukrempeln und sich in die Arbeit zu knien", ist Frank Nägele überzeugt.