SZ + Bautzen
Merken

Gibt's schnelles Internet im Kreis Bautzen nur mit der Telekom?

In Tausenden Haushalten liegt im Kreis Bautzen nach dem geförderten Ausbau Glasfaserkabel an. Bei der Nutzung stoßen aber viele auf ein Problem. Woran das liegt.

Von David Berndt
 5 Min.
Teilen
Folgen
Thomas Pflanz hat bereits Glasfaser für schnelles Internet in seinem Haus in Hoyerswerda anliegen. Weil er aber einen Vertrag mit einem anderen Anbieter als der Telekom abschließen möchte, kann er es noch nicht nutzen.
Thomas Pflanz hat bereits Glasfaser für schnelles Internet in seinem Haus in Hoyerswerda anliegen. Weil er aber einen Vertrag mit einem anderen Anbieter als der Telekom abschließen möchte, kann er es noch nicht nutzen. © Gernot Menzel

Hoyerswerda/Bautzen. Dachdecker Thomas Pflanz könnte bereits seit vergangenem Jahr schnelleres Internet haben. Der Hoyerswerdaer möchte dafür aber keinen Vertrag mit der Telekom abschließen. Doch „andere Anbieter werden von der Telekom nicht zugelassen“, lautet sein Vorwurf.

Laut Thomas Pflanz gehörte seine Adresse am Fichtenweg in Hoyerswerda im vorigen Jahr zum geförderten Gebiet für den Breitbandausbau im Landkreis Bautzen. Im Frühjahr sei Glasfaser für schnelleres Internet in sein Haus gelegt worden. Später seien dann Mitarbeiter der Telekom gekommen, um ihm einen neuen Vertrag anzubieten und den Anschluss fertigzustellen. Andere Anbieter könne er nicht wählen, habe man ihm gesagt.

Doch dagegen wehrt sich Thomas Pflanz. Er verweist darauf, dass Zugänge zum Glasfasernetz diskriminierungsfrei sein sollen, also auch andere Anbieter es nutzen können. Außerdem wolle er lieber einen Vertrag bei Vodafone abschließen, da er dort bereits Kunde sei.

Wie steht es also nun um das Versprechen, dass nach dem mit vielen Millionen geförderten Ausbau des Breitbandnetzes im Landkreis Bautzen auch andere Anbieter die Glasfaserkabel nutzen können? Sächsische.de hat nachgefragt.

Landkreis und Netzagentur: Telekom und Fremdanbieter müssen sich einigen

Ein offener und diskriminierungsfreier Zugang für alle Marktteilnehmer zum errichteten Breitbandnetz ab dem ersten Tag des Betriebes ist Grundvorsetzung für die Förderung, erklärt das Landratsamt Bautzen. „Das bedeutet, dass weitere Internetanbieter mit dem Netzbetreiber Unterverträge schließen und infolgedessen ihre Produkte über die Fremdinfrastruktur anbieten können.“

Das heißt: Will ein anderes Unternehmen die von der Telekom gebauten und betriebenen Leitungen nutzen, muss es sich mit der Telekom einigen. „Dies bedarf konkreter Vereinbarungen zwischen den Telekommunikationsunternehmen zu den Nutzungsbedingungen und Preisen“, so das Landratsamt.

Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen erklärt, dass dieser Netzzugang zu fairen und angemessenen Bedingungen bereitgestellt werden muss. „Die Konditionen dieses Zugangs sind im Rahmen eines Zugangsvertrages zwischen dem geförderten Unternehmen und einem nachfragenden Netzbetreiber zu verhandeln“, sagt Sprecher Michael Reifenberg. Scheitern diese Verhandlungen, könne die Bundesnetzagentur als Streitbeilegungsstelle eingeschaltet werden. „In diesem Fall legt die Bundesnetzagentur die Konditionen des Netzzugangs verbindlich fest.“

Reifenberg verweist darauf, dass die Telekom bereits mit vielen Unternehmen Zugangsvereinbarungen für bestimmte Produkte abgeschlossen habe. „Je nach Vertragspartner der Telekom gelten diese Vereinbarungen bundesweit für das gesamte Glasfasernetz und umfassen geförderte wie privatwirtschaftlich ausgebaute Bereiche.“

Telekom: Einheitliche Plattform ist nötig

Die Telekom stelle die Zugänge allen Anbietern zur Verfügung, versichert Sprecher Georg von Wagner. "Damit aber andere Anbieter Anschlüsse auf dem neuen Netz schalten können, bedarf es einer einheitlichen Plattform." Die bisherige Plattform für Kupferanschlüsse sei dafür nicht geeignet.

Alle Glasfaser-Anschlüsse, die im Rahmen des geförderten Ausbaus im Kreis Bautzen in den sogenannten Clustern eins bis neun realisiert wurden, würden nun bis Jahresende auf die neue Gigabit-Plattform überführt, so von Wagner. Erst danach könnten andere Unternehmen entsprechende Verträge über die Nutzung mit der Telekom abschließen.

In den Ausbau-Clustern eins bis neun hatten im gesamten Landkreis Bautzen bis Ende 2021 rund 60.000 Haushalte, Firmen und Schulen Zugänge zu schnellerem Internet erhalten. Jetzt ist Cluster zehn gestartet, wobei weitere 5.000 Haushalte und etwa 900 Unternehmen bis Ende 2024 mit schnellerem Internet versorgt werden.

„Anschlüsse im Cluster zehn werden direkt auf der neuen Plattform bereitgestellt, sodass hier die Anbieter direkt ihre Dienste den Endkunden zur Verfügung stellen können“, so der Telekom-Sprecher. Aktuell biete die Firma 1&1 bereits Anschlüsse im Glasfasernetz-Netz im Ausbau-Cluster zehn an. Mit Vodafone und O2 seien bereits ähnliche Absichtserklärungen vereinbart worden.

Vodafone und O2: Noch unklar, ab wann sie Glasfasernetz nutzen

Das bestätigt Vodafone-Sprecher Thomas Martha. Zum jetzigen Zeitpunkt biete das Unternehmen über die Infrastruktur der Telekom aber noch keine Glasfaseranschlüsse an, schließe das für die Zukunft jedoch nicht aus.

O2 dagegen hat konkrete Pläne, wie Sprecher Florian Streicher bestätigt. „Wir werden über die Infrastruktur der Deutschen Telekom künftig bundesweit Glasfaser anbieten.“ Sofern bei ihnen Glasfaser anliegt, könnten das dann auch Kunden im Kreis Bautzen nutzen. "Bei den Vorbereitungen liegen wir voll im Zeitplan", so Streicher, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen, ab dem diese Anschlüsse angeboten werden sollen.

Der Dachdecker aus Hoyerswerda hätte sich aus regionaler Verbundenheit auch für den ortsansässigen Telekommunikationsanbieter Kabelmax entschieden. Aber auch dort konnte er keinen Vertrag abschließen, sagt Thomas Pflanz.

Bereits Ende November 2021 schrieb Kabelmax unter dem Titel „Freie Anbieterwahl an geförderten Glasfaseranschlüssen“ auf seiner Internetseite: „Leider liegen uns bis zum heutigen Tag noch keine Konditionen vor, zu welchen Entgelten Kabelmax diese Glasfasern anmieten kann.“ Das Unternehmen bat Interessierte damals noch um Geduld und Verständnis. Eine aktuelle Anfrage von Sächsische.de hat es bislang nicht beantwortet.