Puppentheater-Spektakel auf Bautzens Straßen

Bautzen. Steini und der Waldteufel stehen bereit. Zwei Meter groß sind die beiden Figuren, die im Burgtheater in Bautzen auf ihren Einsatz warten. Beim Freiluft-Puppentheater-Festival in dieser Woche ziehen sie durch die Stadt und zaubern den Passanten ein Lächeln ins Gesicht, darauf setzt Karoline Wernicke. Die Dramaturgin für das Puppentheater ist die Verantwortliche für das Festival und hat das frisch gedruckte Programm in der Hand. Gerade sind noch weitere Attraktionen wie eine Lampionparade dazugekommen.
Rund 80 Künstler aus ganz Deutschland und Polen gestalten das Festival vom 5. bis 8. Mai. Der Eintritt ist frei. Kinder können sich gern beteiligen, basteln, mitspielen, auf der Ortenburg in einen Puppen-Zoo gehen und eine Marionette streicheln, füttern und ausführen oder in der Mönchskirchruine Fäden spinnen. Auf die große Lampionparade am Sonnabendabend zwischen dem Kornmarkt und der Ortenburg freut sich Karoline Wernicke am meisten. 16 Künstler sind mit beleuchteten Figuren unterwegs.
Sagenfiguren bevölkern die Mönchskirchruine
Genauso schwärmt die Dramaturgin von einer stimmungsvollen Inszenierung auf der Ortenburg mit leuchtenden Vögeln. Dort wird ein Spektakel mit Puppen nach dem Märchen „Die Geschichte des Jahres“ von Hans Christian Andersen gezeigt. Als besondere Attraktion für Familien nennt sie das polnische Theatr Klinika Lalek mit sechs Meter großen Figuren, eine Art Zirkusvorstellung am Sonnabendabend und Sonntagnachmittag auf der Ortenburg. Natürlich zum Mitmachen: „Das ist uns sehr wichtig.“ Dafür gibt es auch Workshops, vor allem für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren.
Am Wochenende ist praktisch an jeder Ecke der Altstadt etwas los. So sind drei Stadtgeister zwischen dem Hauptmarkt und der Ortenburg unterwegs, die stehen für Bautzen, Görlitz und das polnische Jelenia Gora. In der Mönchskirchruine treffen sie auf Sagenfiguren. Und an der Scharfenstegbrücke dreht sich das Spiel um Liebe und Freundschaft. Das kann man sich anhören, über die Brücke gehen und an der Seite schon die nächste Figur sehen, so beschreibt es Karoline Wernicke.
In den Festivalnamen lässt sich vieles hineindeuten
„B.Leben“ heißt das Festival vieldeutig. Es geht darum, Puppen zu beleben und die Stadt zu beleben. Das B könnte für Bautzen und Budysin stehen. „Wir wollen das Bautzener Leben bereichern“, sagt die Theaterfrau. Um den internationalen Austausch geht es natürlich auch, gerade in dieser Zeit. „Das ist so zerbrechlich, das Leben, das wir haben“, sagt Karoline Wernicke. Da wird der Austausch noch viel wichtiger, sich auf diese Weise näher zu kommen. Die polnische Resonanz auf das Festival war sehr groß.
Einen Vorläufer gab es bereits im Herbst 2021, als die Großfiguren wie Steini und der Waldteufel entstanden und es eine Parade durch die Stadt gab. Schon damals war Karoline Wernicke von den Reaktionen der Passanten sehr angetan. Einige sind sogar vorausgerannt zur nächsten Station, um die Parade wieder von vorn zu sehen. „Die Menschen waren so beglückt dadurch“, erzählt sie, „das war so schön.“
Am Anfang hieß das Festival noch „Lalki“, das ist Polnisch und heißt übersetzt Puppen. Schließlich ist es ein deutsch-polnisches Projekt, das von der Europäischen Union gefördert wird. Inzwischen hat sich das Theater für den neuen Namen entschieden, weil es sich ein solches Festival alle zwei Jahre mit einem anderen Land vorstellen kann. Wie das künftig finanziert wird, ist allerdings noch offen.
Polnisch wird bei diesem Festival auch zu hören sein. Wer die Sprache nicht versteht, muss sich nicht grämen. Das Gute am Puppentheater ist, dass es oft ganz ohne Sprache funktioniert.
Feuerwerk und eine interaktive Installation
Beim „Rotkäppchen“ ist das nicht unbedingt erforderlich, das Märchen kennt jeder. Dafür kommt ein Solokünstler aus Danzig. „Der singt wunderbare Lieder“, schwärmt Karoline Wernicke. Musik ist oft dabei, das freut die Dramaturgin besonders. Das Sorbische National-Ensemble beteiligt sich mit einer eigens dafür komponierten Suite aus polnischer, sorbischer und deutscher Musik.
Die Parade zum Auftakt am Donnerstagnachmittag startet im Stadtteil Gesundbrunnen und wird von der Band „Fünf an der Feier“ begleitet. 20 Figuren sind insgesamt unterwegs. Zu Steini und dem Waldteufel kommen zehn weitere Riesen und Großmasken von Studierenden aus Breslau.
„Unsere Kuh brennt durch“ wird am Freitagabend mit einem Feuerwerk verbunden. Auch dieses Stück empfiehlt Karoline Wernicke, das läuft auf der Ortenburg. Den ganzen Tag über dreht sich dort eine interaktive Installation um Plon, den niedersorbischen Drachen. Die soll später auf deutschen und polnischen Schulhöfen zu erleben sein. Es geht um Fragen wie: Welche Träume habe ich? Der Plon verspricht demjenigen, der ihn füttert, Reichtum. Doch macht Geld glücklich? Was brauche ich wirklich im Leben? Kunst sollte auf jeden Fall dazugehören. Also rein ins Festivalgetümmel!
- Das gesamte Programm steht im Internet: www.b-leben-festival.de