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Sorbisches Sängerfest kehrt nach Bautzen zurück

Anlässlich des Kocor-Zejler-Jahres 2022 sind 30 Veranstaltungen in der Lausitz geplant. Höhepunkt ist ein großes Chortreffen. Dabei kann jeder mitsingen.

Von Miriam Schönbach
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Anlässlich des 150. Todestages Handrij Zejlers (l.) und des 200. Geburtstages von Korla August Kocor ist 2022 ein Festjahr geplant.
Anlässlich des 150. Todestages Handrij Zejlers (l.) und des 200. Geburtstages von Korla August Kocor ist 2022 ein Festjahr geplant. © Wikimedia/gemeinfrei

Bautzen. Am 17. Oktober 1845 erklingt „Rjana Łužica” zum ersten Mal. Die Premiere der sorbischen Nationalhymne fällt zusammen mit dem ersten sorbischen Sängerfest in Bautzen unter der Leitung des Komponisten Korla August Kocor. Dessen Freund Handrij Zejler schreibt die Zeilen für die „Schöne Lausitz“. Es ist nur eins von vielen Beispielen der langjährigen künstlerischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Talenten.

Anlässlich des 150. Todestages Handrij Zejlers und des 200. Geburtstages von Karl August Kocor ist 2022 ein Festjahr mit über 30 Veranstaltungen geplant. Dessen Höhepunkt soll am 29. Oktober erneut ein Treffen von Chören aus der Ober- und Niederlausitz sein. Geplant sind daneben zahlreiche andere Formate wie Lesungen, Konzerte, ein Kompositionswettbewerb, Führungen und Exkursionen. Es soll eine digitale Edition der Werke Handrij Zejlers und eine deutsche Übersetzung der Kocor-Biografie geben.

Kooperation mit Lausitzer Musiksommer geplant

Die Vorbereitung des Veranstaltungsjahrs verteilt sich dabei auf mehrere Schulter. „Wir wollen mit dem Programm an unseren Nationaldichter und den Nationalkomponisten erinnern, die aus meiner Sicht vergleichbar mit Joseph Haydn und Joseph von Eichendorf sind“, sagt Domowina-Kulturreferent Clemens Schkoda. Für ihn sind die Angebote eine Chance, die sorbische Kultur in ihrer Vielfalt zu entdecken.

Für das Kocor-Zejler-Festjahr 2022 sind rund 30 Veranstaltungen geplant. Dafür wurde dieses Logo entwickelt.
Für das Kocor-Zejler-Festjahr 2022 sind rund 30 Veranstaltungen geplant. Dafür wurde dieses Logo entwickelt. © PR

Den ersten Anstoß für das Festjahr gab Friedhart Schneider-Krawc aus Großschweidnitz, der bereits im Herbst 2019 aufgrund der Jubiläen beim Sorbischen National-Ensemble anfragte, ob man die Tradition des Sängerfestes neu beleben könnte. Daraufhin gründete sich eine Arbeitsgruppe, die sorbische Institutionen, Vereine und Verbände mit ihren Ideen ins Boot holte. Auch eine Kooperation mit dem Lausitzer Musiksommer ist geplant. Alle Veranstaltungen sollen in einem gemeinsamen Kalender veröffentlicht werden.

340 Sängerinnen und Sänger sich schon angemeldet

Besonders viel Vorbereitung benötigt indes noch das Sängertreffen. „Wir haben alle sorbischen Chöre angeschrieben“, sagt Projektkoordinatorin Theresia Krüger. Angemeldet sind nun 340 Sängerinnen und Sänger. Die Interessierten sollen bis Ende des Jahres ein Gesangsbuch erhalten, in dem sich 20 Volkslieder, aber auch Stücke aus Oratorien wiederfinden. Der Gesangabend wird nach historischem Vorbild geplant – ohne Publikum, allerdings nach Möglichkeit mit Livestream. Die beste Möglichkeit, daran teilzunehmen, ist das Singen in einem Chor. „Aber Einzelpersonen, die mitsingen wollen, können sich im Dezember noch anmelden“, sagt Judith Kubitz vom Vorbereitungsteam.

Die Dirigentin und ehemalige Intendantin des Sorbischen Nationalensembles macht sich neben dem künstlerischen Leiter des Sängerfestes, Friedemann Böhme, auf Wunsch der Chöre auch zu ihnen auf den Weg, um Tipps zum ausgesuchten Repertoire zu geben. „Das Besondere aber ist, dass wir uns trauen, ohne gemeinsame Probe aller Chöre zu singen. Dieses gemeinsame Singen steht im Mittelpunkt des Sängerfestes“, sagt der langjährige Domkantor.

Dem Chortreffen in der Bautzener „Krone“ soll sich nach bisherigen Planungen am 30. Oktober nächsten Jahres eine Andacht zum Gedenken an Zejler und Kocor im Dom St. Petri anschließen. Bei den Mitwirkenden wird dann noch „Rjana Łužica” vom Vorabend nachklingen.

Freunde schufen zusammen die sorbische Volksoper

Korla August Kocor (1822 - 1904) ging unter anderem als Schöpfer des großen Oratorienzyklus „Počasy“ (Die Jahreszeiten) sowie »Serbski kwas« (Die sorbische Hochzeit) nach Gedichten Zejlers in die Musikgeschichte ein. Auch für die sorbische Volksoper „Jakub und Käthe“ arbeiteten die Freunde zusammen. Handrij Zejler (1804 - 1872) gilt heute als einer der beliebtesten Dichter der Oberlausitzer Sorben.

Die Vertonungen der Werke aus diese besonderen Komponisten-Dichter-Freundschaft gehören bis heute zu den populärsten und am häufigsten gesungenen Liedern der Sorben.

Einzelpersonen, die mitsingen wollen, könnten sich noch bis Jahresende anmelden per E-Mail an: [email protected]