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Schaufenster wird zur Galerie

Der Bautzener Verein „Tagwerk“ bietet Künstlern eine besondere Ausstellungsfläche. Die ist klein, hat aber große Wirkung.

Von Miriam Schönbach
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Jimmy Cutaka und Anja Herzog gehören zu den Künstlern, die in einem Schaufenster an der Bautzener Tuchmacherstraße ihre Werke ausstellen.
Jimmy Cutaka und Anja Herzog gehören zu den Künstlern, die in einem Schaufenster an der Bautzener Tuchmacherstraße ihre Werke ausstellen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Passantin in der gelben Jacke bleibt abrupt vor den Räumen des Vereins „Tagwerk“ stehen. Mit einem Schmunzeln betrachtet sie die „Kunst im Schaufenster“ in der Tuchmacherstraße. Die Bilder zeigen gut gelaunte Monster. Ihre Schöpferin sitzt am großen Tisch im Laden. In den letzten fünf Wochen hat Anja Herzog diese kleine Galerie hinter Glas für die Präsentation einer Auswahl ihrer Werke genutzt. Abgelöst wird die Künstlerin aus Bischofswerda nun von Jimmy Cutaka aus Halle/Saale.

Auf der Mini-Ausstellungsflächen begegnen sich an diesem Nachmittag zwei ganz unterschiedliche Handschriften wie zwei unterschiedliche künstlerische Wege mit trotzdem einigen Gemeinsamkeiten. Anja Herzog wie auch Jimmy Cutaka haben schon in Kindertagen die Wände ihrer Zimmer als Zeichenunterlage benutzt. „Ich hatte eine Tapete mit Wolken und kleinen Figuren. Sie bekamen alle Schnurrbärte“, sagt die 28-Jährige. Ihren ersten zaghaften Strichen folgt irgendwann der Wunsch, Gefühle in Bildern auszudrücken. Kunst zum Beruf zu machen, daran ist in der Schulzeit nicht zu denken.

Ausstellung zieht Aufträge nach sich

Auch darin ähneln sich die Biografien von Herzog und Cutaka. Der 47-Jährige geht viele Umwege zu seinem heutigen künstlerischen Schaffen. In der DDR macht er eine Lehre zum Maler und Lackierer sowie als Schrift- und Reklametechniker in Leuna. Seine ausdrucksvolle Nische findet er unter anderem bei Parklandschaften, die er auf Datschen festhält. Mit der Wende legt er die Farben zur Seite, ist als DJ unterwegs. „Über die Musik bin ich dann wieder zur Malerei gekommen.

Am Tisch im „Tagwerk“ sitzen mit Abstand und Maske auch die Vereinsmitglieder Anne Wilhelm und André Mirtschink. Mit dem zweiten Lockdown und den daraus resultierenden schweren Zeiten für Künstler haben sie sich entschieden, ihnen in ihr Laden-Schaufenster als Einblick in ihre Ateliers abzutreten. Den Auftakt machte Kunst aus Dresden, ihr folgte Anja Herzog und nun Jimmy Cutaka. „Das Projekt ist so simpel wie genial. Durch meinen Auftritt hier haben sich ein paar Aufträge ergeben. Ich bin in Bautzen bekannter geworden“, sagt die Künstlerin aus Bischofswerda. Seit drei Jahren hat die Absolventin der Hochschule für Bildende Künste ein Atelier in ihrer Heimatstadt. Sie fertigt Kinderporträts genauso wie große Wandbilder.

Kulturstiftung unterstützt das Projekt

Für ihre Ausstellung im „Tagwerk“ bekommt sie wie die anderen Künstler ein Honorar. Unterstützt wird das Projekt durch die Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. „Wir wollen als Verein Kunst und Subkultur fördern, jungen Leuten eine Plattform bieten“, sagt André Mirtschink.

Die Phantasiewesen kehren nun nach Bischofswerda zurück. Sie machen Platz für die farbgewaltigen Bilder von Jimmy Cutaka, bei denen Illusion und Realismus aufeinandertreffen. „Ich komme aus dem Graffiti-Bereich und mache alles, woran ich Spaß habe. Aber: Meine Arbeiten haben immer auch eine politische Aussage“, sagt der Hallenser. In den nächsten Wochen werden auf den Staffeleien unterschiedliche Werke von ihm stehen.

Cutaka denkt laut darüber nach, dass sich die ausgestellten Arbeiten aus der Tuchmacherstraße mal in einer Gemeinschaftsausstellung wieder treffen könnten. Schließlich hat sich die Aktion unter Künstler herumgesprochen – und die Initiatoren vom „Tagwerk“ können sich gut vorstellen, dass demnächst eine weitere Runde eingeläutet wird für die Aktion „Kunst im Schaufenster“.

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