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Als Fotos zwei Tage später in die SZ kamen

Zum Jubiläum 75 Jahre Sächsische Zeitung und 25 Jahre Sächsische.de berichtet Fotoreporter Uwe Soeder, wie stark sich seine Arbeit gewandelt hat.

Von Uwe Soeder
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Seit mehr als 30 Jahren ist Uwe Soeder mit der Kamera in der Oberlausitz unterwegs. Technisch hat sich in dieser Zeit manches tiefgreifend verändert. Was heute noch genauso wichtig ist wie damals, ist der Blick fürs richtige Motiv.
Seit mehr als 30 Jahren ist Uwe Soeder mit der Kamera in der Oberlausitz unterwegs. Technisch hat sich in dieser Zeit manches tiefgreifend verändert. Was heute noch genauso wichtig ist wie damals, ist der Blick fürs richtige Motiv. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Die Sächsische Zeitung wird bereits 75 Jahre alt, etwas mehr als 30 Jahre durfte ich davon schon mitgestalten – als Fotograf in den Redaktionen in Bischofswerda und in Bautzen. 30 Jahre, in denen sich in meiner Arbeit als Fotoreporter vieles verändert hat. Als ich Mitte August 1990 meine Arbeit in der Lokalredaktion Bischofswerda begann, waren eine Praktica Spiegelreflexkamera und drei Pentacon-Objektive mein Handwerkszeug, verstaut in einer kleinen ovalen Ledertasche. Dazu ein paar Orwo Schwarz-Weiß-Filme NP 20. Digitalfotografie war zu dieser Zeit noch ein Fremdwort.

Mein erster Auftrag führte mich nach Neukirch/Lausitz zu einem Holzlagerplatz. Also schnappte ich mir die Tasche und ein paar Filme, und mit dem Redaktions-Trabi ging es ab in Richtung Neukirch. Doch wo in Neukirch war dieser Platz? Ich war zwar zuvor schon ein paar Mal durch Neukirch durchgefahren, aber Ortskenntnis konnte man das nicht nennen. Heute würden wir zum Handy greifen und Google Maps befragen. Damals hätte ich mir eine Telefonzelle suchen müssen, um Rücksprache mit der Redaktion zu halten. Einen gedruckten Ortsplan hatte ich nicht dabei. Also half nur Durchfragen, und irgendwann war ich dann auch am Ziel.

Bildausschnitt mit Klebeband markiert

Nachdem die Bilder im Kasten waren – ich hatte wohl einen halben Film belichtet –, ging es zurück in die Redaktion. Doch wie kamen die Fotos – noch waren sie ja nur auf dem Film – nun in die gedruckte Zeitung? Von der frischen Luft ging es in die enge Dunkelkammer. Die befand sich zu der Zeit in der damaligen Druckerei auf der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Bischofswerda. Und eng traf es wirklich. Die Kammer war nicht größer als eineinhalb mal zweieinhalb Meter. Und dort begann nun Teil 2 des Arbeitstages: Filmentwickler und Fixierbad ansetzen, Film entwickeln, fixieren und wässern. Danach trocknen.

Das Ganze hat für einen Film – mehr gingen nicht in die gute alte Orwo-Entwicklerdose rein – eine gute Stunde gedauert. Danach wurden ausgewählte Negative im Format 13 mal 18 Zentimeter auf Papier vergrößert. Am nächsten Morgen lagen die Bilder dann auf dem Redaktionstisch. Bevor sie dann mit einem Kurier ans Druckhaus in Dresden geschickt wurden, mussten noch die passenden Bildausschnitte mit Klebeband markiert werden. Am nächsten Tag dann war mein erstes Bild für die SZ gedruckt – fast zwei Tage nach dem Fotografieren. Aktualität ist etwas anderes.

Ein Stillleben mit Fotografen-Utensilien aus schwarz-weißer Zeit: Mit der Lupe wurden die Filmstreifen auf dem Leuchttisch gesichtet und daraus geeignete Negative ausgesucht. Der Pusteball half, Staub zu entfernen.
Ein Stillleben mit Fotografen-Utensilien aus schwarz-weißer Zeit: Mit der Lupe wurden die Filmstreifen auf dem Leuchttisch gesichtet und daraus geeignete Negative ausgesucht. Der Pusteball half, Staub zu entfernen. © SZ/Uwe Soeder

In Zeiten von Social Media und Sächsische.de ist so eine Arbeitsweise überhaupt nicht mehr denkbar. Da sollen Bilder und Texte so schnell wie möglich veröffentlicht werden, manchmal sogar direkt von einem Termin. Aber dazwischen liegen ja auch 30 Jahre technische Entwicklung, die auch die Arbeit der Fotografen grundlegend verändert haben. Heute bin ich mit Digitalkamera, Handy und Laptop unterwegs, kann mir die Bilder vor Ort anschauen, bearbeiten und mit Handy oder Laptop direkt an die Redaktion schicken. 2001 haben digitale Kameras in den Redaktionen der Sächsischen Zeitung Einzug gehalten. Doch auch in den Jahren zuvor war die Zeit nicht stehengeblieben. Die Ausstattung des Fotolabors wurde nach und nach modernisiert, sodass ich mehr Filme in kürzerer Zeit entwickeln konnte.

Ein Flachbettscanner für die Papierbilder machte ab 1993 die Kurierfahrten nach Dresden überflüssig. Etwa zwei Jahre später musste ich keine Papierbilder mehr herstellen, jetzt wurden die Negative direkt eingescannt. Damit hatte sich die Zeit vom Fotografieren bei einem Termin bis zum Vorliegen eines druckfertigen Bildes noch einmal deutlich verkürzt. Der Redaktionsschluss war in die späten Abendstunden gewandert.

Fotolabor überflüssig, PC unverzichtbar

Der Einsatz eines Negativscanners war auch die Voraussetzung für das Drucken von Farbfotos in der Zeitung. Damit haben wir 1997 begonnen. Für mich war es eine neue Herausforderung für die Arbeit im Labor. Schließlich hatte ich mit dem Entwickeln von Farbfilmen kaum Erfahrung, privat habe ich die immer in ein Labor gegeben. Aber es hat Spaß gemacht, sich an die Materie heranzutasten und auszutesten, was technisch machbar ist. Gerade unter schlechten Lichtverhältnissen hatte der Farbnegativfilm einige Nachteile gegenüber dem schwarz-weißen.

Bis zur Einführung der digitalen Nikon-Spiegelreflexkameras 2001 hat sich dann fototechnisch kaum etwas verändert. Durch eine Modernisierung der Redaktionstechnik war der Redaktionsschluss jetzt in die ganz späten Abendstunden gerutscht, sodass es möglich war, Bilder von aktuellen Ereignissen auch noch bis 21 Uhr zu liefern. Im Juni 2001 dann die Umstellung auf die digitale Kameratechnik. Das Fotolabor war mit einem Schlag überflüssig geworden. Dafür hat sich diese Arbeit an den PC verlagert. Das hieß auch, sich mit neuen Programmen zu beschäftigen, Photoshop und Fotostation, eine Software zur Archivierung der Bilder, wurden jetzt das neue Handwerkszeug.

Digitalkameras bringen extremen Zeitgewinn

Und natürlich die neue Kamera. Das war schon eine ganz schöne Umstellung. Zwar waren die Bilder jetzt quasi sofort verfügbar. Aber in puncto Bildauflösung und auch Lichtempfindlichkeit blieb die erste Generation der Digitalkameras noch ein ganzes Stück hinter dem Film zurück. Da musste in der Kennenlernphase viel probiert und experimentiert werden. Aber der große Vorteil war eben der extreme Zeitgewinn. Wenn ich nach einem Fototermin wieder in der Redaktion war, hieß es Bilder von der Speicherkarte auslesen, beschriften und über die Datenleitung ins Verlagshaus nach Dresden senden – das waren dann oft nicht mal 30 Minuten.

Im Laufe der darauffolgenden Jahre hat sich auch die Fototechnik rasant entwickelt. Die anfänglichen qualitativen Nachteile gegenüber dem Film waren schnell vergessen und die Kameras waren und sind über Apps in Handys oder Tablets eingebunden. Damit ist noch vor Ort oder schon während der Aufnahme das Überspielen der Bilddateien auf die mobilen Geräte möglich. Und seitdem auch die Mobilfunknetze flächendeckend ausgebaut sind, lassen sich die Bilder direkt an die Redaktion verschicken oder online posten. Aber das ist ja für jeden, der ein Smartphone oder Tablet hat, heute selbstverständlich. Vor 30 Jahren war das alles noch unvorstellbar.

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