SZ + Bautzen
Merken

Bautzen: Augenärzte dringend gesucht

Einen Termin beim Augenarzt zu bekommen, ist schon seit Längerem schwer. Doch mittlerweile ist die Lage in der Stadt besonders prekär.

Von Theresa Hellwig
 4 Min.
Teilen
Folgen
In der Stadt Bautzen mangelt es derzeit an Augenärzten.
In der Stadt Bautzen mangelt es derzeit an Augenärzten. © Oberlausitz Kliniken

Bautzen. Wer telefonisch versucht, in Bautzen einen Termin in der Augenarztpraxis von Dr. Ranke zu bekommen, der kommt nicht weit. Die meiste Zeit des Tages bekommen Anrufer nach dem ersten Tuten eine Ansage zu hören. Freie Kapazitäten, heißt es, gibt es in der Praxis nicht. Und wer es in der Praxis für Augenheilkunde des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Bautzen versuchen will, der greift oftmals schon gar nicht mehr zum Hörer. Denn das MVZ teilt bereits auf der Internetseite mit: „Aktuell keine Terminvergabe für Neupatienten möglich“.

Einen Termin beim Augenarzt in Bautzen zu bekommen, ist derzeit schwer. Das weiß auch der Bautzener Augenarzt Stephan Kretschmar. „Wir hatten eigentlich Lücken im Terminplan gelassen, um der Pandemie-Situation gerecht zu werden“, sagt er. „Die Lücken haben wir jetzt aufgefüllt mit Neupatienten.“ So viele kommen in seine Praxis, dass er den sogenannten Regelleistungsrahmen bereits überschritten habe. Das heißt: Er behandelt mehr, als ihm die Kassenärztliche Vereinigung bezahlt. „Wir arbeiten über unsere Kapazitäten“, stellt Kretschmar nüchtern fest.

In Bautzen sind zwei Stellen unbesetzt

So prekär ist die Lage, dass selbst die Kassenärztliche Vereinigung, die für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung zuständig ist, von einer „schwierigen Versorgungssituation“ in Bautzen spricht. Das sei bisher anders gewesen.

Der Grund für den plötzlichen Engpass? Die Kassenärztliche Vereinigung verweist auf das MVZ der Oberlausitz-Kliniken. Gleich zwei Stellen sind dort unbesetzt. So hat das MVZ, als Ärztin Sigrid Scope aufgehört hat, ihren Praxissitz übernommen. Und: „Leider hat sich zum Jahresende unser Augenarzt am Standort Bautzen entschieden, ein anderes Angebot – in einer anderen Stadt – anzunehmen“, teilt Reiner E. Rogowski, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken, mit. Es geht um Dr. Conrad Hoffmann. Er hatte vor zwei Jahren im MVZ die Praxis von Augenärztin Brigitte Rentsch übernommen.

Gleich zwei Augenarzt-Praxissitze sind am MVZ der Oberlausitz-Kliniken in Bautzen unbesetzt.
Gleich zwei Augenarzt-Praxissitze sind am MVZ der Oberlausitz-Kliniken in Bautzen unbesetzt. © SZ/Uwe Soeder

„Die Versorgung mit augenärztlicher Leistung in der Region ist zu gering“, stellt Reiner Rogowski fest. Das liege nicht nur daran, dass es jetzt in Bautzen zwei Augenärzte weniger gibt. „Die Menschen in der Region werden immer älter“, sagt Rogowski. „Damit wird auch die Anzahl derer, die eine ärztliche Betreuung für die dann meist chronischen Erkrankungen brauchen, immer größer.“ Selbst wenn die Einwohnerzahl nicht wächst, brauchen also mehr Leute einen Termin beim Augenarzt. Parallel sind ältere Menschen meist weniger mobil als jüngere; können also „nicht ohne weiteres einen Termin in einer anderen Stadt wahrnehmen“.

Dass die Suche nach einem Nachfolger keine leichte Aufgabe ist, ist bekannt: Immer wieder berichten Ärzte verschiedener Fachbereiche in der Region davon, keinen Nachfolger zu finden. Das betrifft vor allem den ländlichen Raum und ist besonders dann schwierig, berichtet Reiner Rogowski, wenn die neuen Ärzte viele Patienten – zwischen 1.800 und 2.200 pro Quartal – versorgen müssen.

Förderung soll Ärzte in ländlichen Raum locken

Die Kassenärztliche Vereinigung versucht nach eigenen Angaben, auf die schwierige Versorgungslage zu reagieren. So verspricht sie finanzielle Förderung für Nachwuchsärzte. Und Unterstützung für Ärztinnen und Ärzte, die in bestimmte Regionen gehen, in denen der Bedarf gerade besonders groß ist. Sie müssen sich im Gegenzug dazu verpflichten, auch eine Weile dort zu bleiben. Im Kreis Bautzen betrifft das zum Beispiel Hautärzte und Nervenärzte.

Augenärzte wurden noch nicht in das Programm mit aufgenommen. Denn zunächst hat noch das MVZ die Chance, Nachfolger für die zwei Augenärzte zu finden. Erst, wenn das innerhalb einer Frist nicht klappt, wird die Kassenärztliche Vereinigung tätig.

In Kamenz kommt ein neuer Augenarzt

Der Bautzener Augenarzt Stephan Kretschmar geht davon aus, dass das derzeitige Problem „nur die Spitze des Eisbergs ist“. Der Mangel an Ärzten im ländlichen Raum wird sich verschärfen, sorgt nicht nur er sich. Das werde auch bei anderen Fachärzten der Fall sein.

Dennoch gibt es auch positive Nachrichten. In Kamenz will sich das Augen-MVZ Lausitz vergrößern – und hat dafür auch schon einen neuen Augenarzt gefunden. Das berichtet Geschäftsführerin Karola Scheibe. Im dritten Quartal will er beginnen. Er sei natürlich, so Karola Scheibe, auch für Patientinnen und Patienten aus Bautzen offen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version hatte es geheißen, dass Augenärztin Sigrid Scope am MVZ angestellt gewesen sei. Das ist nicht korrekt: Sie hat eine eigene Praxis betrieben. (Änderung am 12. März um 14 Uhr)

Was ist heute im Landkreis Bautzen wichtig? Das erfahren sie täglich mit unserem kostenlosen Newsletter. Jetzt anmelden.

Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Bischofswerda lesen Sie hier.

Mehr Nachrichten aus Kamenz lesen Sie hier.