Bautzen. Danach gefragt, reagiert der Bautzener Investor zurückhaltend. Seinen Namen will er nicht nennen – erklärt aber, dem Grundstück gegenüber skeptisch zu sein. „Auch wir haben Gespräche mit der Stadt geführt und waren interessiert an dem Grundstück“, sagt er, „wir haben dann aber Abstand genommen – aus Gründen.“
Worum es geht? In Rattwitz soll ein Wohngebiet entstehen. Thema ist das schon seit Jahren. Bereits Anfang der 90er Jahre hatte die damalige Gemeinde Stiebitz mit einem Investor eine erste Bauleitplanung erstellt. Weil dieser nicht das gesamte Vorhaben finanzieren konnte, kaufte die Stadt die Flächen. Nur passiert ist seither nicht viel.
Im Sommer dann kam noch einmal Schwung in die Debatte; die Bautzener Stadtverwaltung gab bekannt, noch einmal aktiv nach einem Investor zu suchen, der sich dem Projekt annehmen und einen Wohnpark errichten möchte. Sie will stadteigene Grundstücke im westlichen Stadtgebiet verkaufen. Um mehr als 135.000 Quadratmeter geht es – Platz etwa 150 Eigenheime. Die einzelnen Grundstücke sollen zwischen 500 und 800 Quadratmetern groß sein.
Investoren aus der Region sind skeptisch
Der Haken daran: Der Investor aus Bautzen ist nicht der einzige, der dem Projekt gegenüber skeptisch eingestellt ist. Auch andere Investoren empfinden das Areal als unattraktiv. So erklärt einer, der ebenfalls nur Auskunft geben möchte, wenn sein Name nicht in der Zeitung steht, dass die Erschließungskosten für das Areal sehr hoch seien. Zudem sei die Lage nicht attraktiv, weil das Areal schon zu weit von der Innenstadt entfernt liege.
Und wieder ein anderer Investor sagt: „Das wäre eine unglaublich kostenintensive Investition. Die Hochwasserproblematik ist nicht geklärt, es müssten teure Regenwasserrückhaltebecken entstehen – und dann ist da noch der Lärm von der A 4, gegen den man auch etwas unternehmen müsste.“ Dann fällt er ein deutliches Fazit: „Das Angebot der Stadt, das ist ein Witz – ein Abwehrangebot.“
Tatsächlich stellt Regenwasser an dieser Stelle ein Problem dar. Es solle möglichst, auf den Grundstücken versickert werden, erklärt die Stadt. Der Boden ist dort jedoch so beschaffen, dass das nicht überall möglich ist. Vor allem die Hanglage ist ein Problem. Das ist der Grund, weshalb Regenrückhalteanlagen gebaut werden müssten. Dann darf das Regenwasser in den Jordanbach geleitet werden – jedoch nur gedrosselt, weil der Bach bei Starkregen ohnehin schon gerne über die Ufer tritt und für Hochwasser sorgt. Wer für den Bau der Regenwasserrückhaltebecken aufkommt? Diese Frage lässt die Stadt unbeantwortet.
Die Stadt wollte den Standort einst selbst erschließen
Dass das Projekt kein einfaches ist, das verheimlicht die Stadt auch gar nicht. „Der Standort wird von zwei Straßenverkehrswegen maßgeblich von Verkehrslärm beeinflusst – im Norden durch die Bundesautobahn 4 und im Süden durch die S 111“, informiert die Stadt in ihrem Mitteilungsblatt mögliche interessierte Investoren. Je nachdem welche Pläne ein Investor habe, müsse er ein entsprechendes Schallgutachten erstellen lassen – und Lärmschutzmaßnahmen vornehmen. Der Investor soll das Grundstück eigenständig erschließen lassen und vermarkten.
Aber gibt es dann überhaupt Erfolgschancen? „Ursprünglich hatte die Stadt vor, den Standort selbst zu planen und zu erschließen“, teilt Laura Ziegler, Pressesprecherin der Stadt, mit. Die Stadt habe dafür allerdings weder personelle noch finanzielle Kapazitäten. Dass die Stadt das Wohngebiet in Verantwortung der Stadt errichtet, sei deshalb nicht möglich.
Ein Interessent will seine Pläne dem Stadtrat präsentieren
Dennoch erkennt die Stadt Potenzial: „Die Nachfrage nach Grundstücken zur Bebauung mit Einfamilienhäusern ist in Bautzen sehr groß“, sagt Laura Ziegler. Und viele andere Wohnbaugebiete gibt es derzeit nicht in der Stadt; Laura Ziegler verweist nur auf eines in Oberkaina.
Tatsächlich habe sich in der Zwischenzeit sogar ein Interessent auf die Suchanzeige der Stadt gemeldet. Mehrere Gespräche habe die Stadt mit ihm geführt. Erst vor wenigen Tagen habe er noch einmal sein ernsthaftes Interesse bekundet. So weit gehen die Pläne des Interessenten, dass er Anfang 2021 – so teilt die Stadt mit – seine Pläne den Stadträten vorstellen will.
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