Bautzen startet neuen Anlauf fürs Citymanagement

Bautzen. Eigentlich hätte es in diesen Tagen losgehen sollen mit der Rettung der Bautzener Innenstadt. Ab September sollte es wieder ein Citymanagement geben. Doch daraus wurde nichts. Nun unternimmt die Stadt einen neuen Anlauf, denn der Handel in der Innenstadt stirbt langsam aus.
Der erste Versuch, einen geeigneten Bewerber für das Citymanagement zu finden, scheiterte. Das Vergabeverfahren musste laut Stadtverwaltung "ergebnislos eingestellt werden". Bei der Prüfung der Angebote habe sich herauskristallisiert, "dass kein Bieter die entsprechende Eignung nachweisen konnte". Nur zwei Bewerbungen hat es laut Stadtverwaltung gegeben.
"Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht den zunehmenden Leerstand. Wir halten daran fest, dass Bautzen ein Citymanagement braucht", sagt Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU). Das Citymanagement soll Strategien finden, um die Innenstadt in den Bereichen Tourismus, Handel und Gastronomie weiterzuentwickeln. Es soll eine Vernetzung zwischen Stadt, den Akteuren im Einzelhandel sowie Tourismus- und Innenstadtverein sein. Es soll etwas gegen den Leerstand von Geschäften tun, aber auch Veranstaltungen, Märkte und Händler-Treffen organisieren.
Citymanagement könnte im Februar 2023 starten
Deshalb will die Stadt nun erneut ein europaweites Vergabeverfahren starten. Mitte Oktober könnte das an den Start gehen. "Wir sind jetzt mit dem Fördermittelgeber im Gespräch, wie es weitergehen soll", sagt Doreen-Charlotte Hantschke, kommissarische Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung, Kultur und Pressearbeit. Die Stadt würde an den Bewerbungskriterien gern einiges verändern und sie etwas erleichtern, doch das letzte Wort hat der Fördermittelgeber.
Die Finanzierung des Citymanagements ist bis August 2026 gesichert. Die Stadt bekommt dafür Geld aus dem Bundes-Förderprogramm "Stark" für die Kohleregionen Deutschlands. Insgesamt 400.000 Euro standen ursprünglich zur Verfügung. Doch da das Citymanagement nun nicht wie geplant im September startet, verfällt das Geld für die Monate September bis Dezember. Dann stehen noch 360.000 Euro für die Laufzeit bis August 2026 zur Verfügung. Der Großteil sind Fördermittel des Bundes, zehn Prozent kommen als Eigenanteil von der Stadt.
Sind alle Phasen des Vergabeverfahrens durchlaufen, könnte das Citymanagement ab Februar 2023 starten, schätzt Doreen-Charlotte Hantschke. Was passiert, wenn auch dieser Anlauf scheitert, ist noch unklar. "Wir müssen dann im Stadtrat intensiv darüber sprechen und uns fragen, welche Wertigkeit das Citymanagement für uns hat", sagt Karsten Vogt. Es sei wichtig, dass die Stelle über das Jahr 2026 hinaus finanziert werde, damit das Citymanagement dann nicht erneut plötzlich endet wie im Mai 2020.
Droht eine weitere Abwärtsspirale?
Die Stadt Bautzen hatte bereits einige Jahre eine Citymanagerin, anfangs erfüllte Gunhild Mimuß diese Aufgabe, später dann Yvonne Tatzel. Letztere wurde Ende Mai 2020 vom Innenstadtverein gekündigt. Um die Kündigung hatte es damals viel Wirbel gegeben. Seitdem hat Bautzen kein Citymanagement mehr - die Händler standen somit während der Corona-Pandemie ohne diese Unterstützung da.
Und nun drücken die nächsten Sorgen: Wie viele Einzelhändler und Gastronomen angesichts der aktuellen Preisexplosionen bei den Energie- und Lebensmittelpreisen den Winter überstehen, ist fraglich. Je mehr Händler aufgeben, desto mehr ergibt sich eine Abwärtsspirale für die verbleibenden Läden: Weniger Attraktivität der Innenstadt bedeutet weniger Touristen und Kunden, und das wiederum bedeutet weniger Einnahmen.
Ladensterben ist kein neues Phänomen in Bautzen
Amtsleiterin Doreen-Charlotte Hantschke verweist darauf, dass das Ladensterben kein neues Phänomen sei, sondern ein Dauerbrenner in der Innenstadt Bautzens. "Das Einkaufsverhalten hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Auch vor der Corona-Pandemie war das ein Problem", sagt sie. Viele Städte hätten damit zu kämpfen. Nun gelte es, neue Ideen und Konzepte zu finden.
Hantschke betont, dass bereits jetzt versucht werde, die Vereine und Akteure in der Innenstadt bestmöglich zu unterstützen - auch ohne Citymanagement. "Wir stehen mit vielen Personen in Kontakt, um die Sorgen und Nöte aufzunehmen, um dort gemeinsam zu unterstützen", sagt sie. Doch man müsse auch Menschen, die hier leben, motivieren, in die Innenstadt zu gehen.
Dabei würden Feste wie das Altstadtfestival zwar die Attraktivität der Innenstadt erhöhen. "Doch für die Händlerschaft sind das meist die umsatzschwächsten Tage", betont Hantschke. Mehr Feste in der Bautzener Innenstadt würden also nicht automatisch mehr Umsatz bringen. Doreen-Charlotte Hantschke hofft, dass das Citymanagement andere Stellschrauben finden kann, um dieses Problem zu lösen. Feste wie die Romantica würden zwar viele Besucher anziehen, doch die Stadt finanziere dies auch mit viel Geld - 50.000 Euro gebe sie dazu.