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Ukraine-Flüchtlinge: So ist der Stand im Landkreis Bautzen

Wie viele Geflüchtete bisher aufgenommen wurden, wo sie untergebracht sind und wie es mit der Integration laufen soll.

Von Tim Ruben Weimer
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Seit Anfang März haben etwa 200 Ukrainer vorübergehend Unterkunft in der Bautzener Schützenplatzhalle gefunden. Wie es mit der Notunterkunft weitergeht, soll noch diesen Monat entschieden werden. Gebraucht wird sie derzeit nicht mehr.
Seit Anfang März haben etwa 200 Ukrainer vorübergehend Unterkunft in der Bautzener Schützenplatzhalle gefunden. Wie es mit der Notunterkunft weitergeht, soll noch diesen Monat entschieden werden. Gebraucht wird sie derzeit nicht mehr. © Archivfoto: Steffen Unger

Bautzen. Während weiter die Bilder aus der Ukraine die Nachrichten beherrschen und ein Frieden nicht in Sicht ist, kümmern sich Kommunen in Deutschland fortlaufend um die Aufnahme von Geflüchteten. Wie der Stand im Landkreis Bautzen ist, fasst Sächsische.de hier zusammen.

Wie viele Ukrainer leben im Kreis Bautzen?

Deutschlandweit sind bis Anfang Mai nach Angaben der Bundespolizei fast 400.000 Flüchtlinge angekommen. Davon hat es mit Stand vom Dienstag 43.709 nach Sachsen verschlagen. Im Landkreis Bautzen halten sich nach Schätzungen des Landratsamtes derzeit rund 2.950 Ukrainer auf.

Davon sind 1.683 Erwachsene und 1.267 Kinder. Der Großteil unter den Erwachsenen sind Frauen, nur 337 Männer sind darunter. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen die Ukraine nur verlassen, wenn sie mindestens drei minderjährige Kinder haben, alleinerziehend sind oder ein behindertes Kind haben.

Was wird im Kreis Bautzen aus den Notunterkünften?

Die Zahl der ankommenden Ukrainer nimmt stetig ab. Damit verlieren auch die vier Notunterkünfte im Kreis Bautzen ihre Funktion. Nur in der ehemaligen Tennishalle in Hoyerswerda sind derzeit noch Ukrainer untergebracht, zuletzt waren es 80.

Auch die Schützenplatzhalle in Bautzen steht noch bis Ende Mai als Notunterkunft bereit, allerdings übernachten keine Flüchtlinge mehr dort, die Halle steht leer. Es müsse derzeit niemand mehr notdürftig untergebracht werden, erklärt eine Sprecherin des Landratsamtes. Der Betreiber sei allerdings bis Ende Mai gebunden.

Seit Anfang März hat die Schützenplatzhalle, die eigentlich eine Sport- und Mehrzweckhalle ist und zuletzt als Impfzentrum genutzt wurde, temporären Schutz für bis zu 124 Menschen gleichzeitig geboten. Gerade in der Anfangszeit hätten viele Ukrainer nur eine Nacht in der Halle verbracht, bevor sie weiterzogen oder bei Gastfamilien unterkamen. Insgesamt dürften rund 200 Personen in der Halle übernachtet haben, schätzt der Landkreis.

In der zweiten Mai-Hälfte soll entschieden werden, wie es mit der Halle weitergeht.

Wohnen noch Ukrainer in den Schullandheimen?

Der Bautzener Schullandheim-Verein hatte seine beiden Unterkünfte in Bautzen-Burk und Neukirch/Lausitz als Notunterkünfte für Ukrainer bereitgestellt. Bedingung war jedoch, dass die Schullandheime bis zum 1. Mai wieder geräumt sind, damit die Klassenfahrt-Saison beginnen kann.

Zum vergangenen Wochenende sind somit 58 Ukrainer in Burk und 50 in Neukirch ausgezogen. Einige hätten selbst Wohnungen gemietet, anderen wurden Wohnungen im Kreis Bautzen zugeteilt, erklärt das Landratsamt. Einige wenige hätten auch bereits eine Arbeitsstelle gefunden.

Wie viele Ukrainer haben eine Wohnung gefunden?

Rund 2.000 Ukrainer haben im Landkreis Bautzen bereits eine Wohnung gefunden, schätzt die Kreisverwaltung. Den meisten, nämlich 1.800, wurde sie zentral vom Landkreis vermittelt. Wer allerdings auf eigene Faust nach einer Wohnung für eine ukrainische Familie sucht, stößt häufig auf Probleme, wie Helfer erzählen. Ein Drittel der Ukrainer im Landkreis dürfte noch bei Gastfamilien leben.

Was passiert mit Ukrainern, die dem Kreis zugewiesen werden?

Der Freistaat weist die in den Erstaufnahmeeinrichtungen angekommenen Ukrainer den sächsischen Landkreisen zu. So bekommt auch Bautzen zusätzliche Flüchtlinge. Diese werden derzeit temporär im Parkhotel Niedergurig untergebracht, bevor sie auf die Wohnungen verteilt werden. Derzeit befinden sich dort laut Landratsamt 65 Ukrainer. Das Parkhotel wird von der Immobiliengruppe "IF" aus Freiburg betrieben, mit der der Landkreis einen Vertrag abgeschlossen hat.

Zusätzlich zu den vom Freistaat zugewiesenen Flüchtlingen kommen auch Ukrainer aus anderen Landkreisen nach Bautzen. Gleichzeitig wandern andere ab. Möglich ist das aber nur, wenn der aufnehmende Landkreis einverstanden ist. Grundsätzlich dürfen geflüchtete Ukrainer nur in dem Landkreis wohnen, in dem sie erfasst wurden. Im Landkreis Bautzen besteht besonders mit der Stadt Dresden Austausch.

Wie schnell geht die Registrierung voran?

Der Landkreis hat inzwischen 1.400 Ukrainer registriert, also etwa die Hälfte der ukrainischen Flüchtlinge, die sich derzeit hier aufhalten. Pro Tag werden zwischen 15 und 20 Personen registriert. Bei gleichbleibendem Tempo dürfte es also noch mindestens bis August dauern, bis alle Ukrainer registriert sind.

Der Landkreis liegt deutlich unter dem Sachsenschnitt: Im gesamten Freistaat sind bereits rund 77 Prozent aller erfassten Ukrainer registriert. Zuletzt hatte das Amt in Bautzen den Rückstand damit erklärt, dass nur ein Gerät zur Verfügung steht, mit dem biometrische Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen werden können.

Wie sollen die Ukrainer integriert werden?

Ukrainer mit einer (vorläufigen) Aufenthaltsbescheinigung können an Integrationskursen teilnehmen. Neben ehrenamtlich angebotenen Kursen etwa vom Verein "Willkommen in Bautzen" bietet der Landkreis auch offizielle Kurse an. Diese dauern sieben Monate und bestehen aus 600 Unterrichtsstunden Sprachunterricht und einem 100-stündigen Orientierungskurs. In der Regel finden die Kurse fünfmal in der Woche am Vormittag statt, bislang nur in Bautzen und Kamenz.