Was Bautzen gegen Radon an Kitas und Schulen tut

Bautzen. In fünf Schulen und vier Kitas in Trägerschaft der Stadt Bautzen sind die Radon-Werte erhöht. Das hat das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) vor Kurzem bekannt gegeben. Der Grenzwert für die Belastung mit dem radioaktiven Edelgas ist dort in einigen Räumen überschritten worden. Aber was bedeutet das für die Kinder? Sind auch Klassenräume betroffen? Das war bisher unbekannt. Nun hat die Stadtverwaltung dies noch einmal aufgeschlüsselt – und mitgeteilt, was sie dagegen unternimmt.
Wie wirkt sich Radon auf den Menschen aus?
Das radioaktive Gas Radon entsteht beim Zerfall von Uran oder Thorium. Es wird aus dem Boden freigesetzt und landet über die Luft in Gebäuden. Wenn es eingeatmet wird, kann es das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Laut dem LfULG werden etwa fünf Prozent der Lungenkrebsfälle in Deutschland auf Radon und seine Zerfallsprodukte zurückgeführt. Zur Einordnung: Etwa 90 Prozent der Fälle sind durch Tabak-Rauchen zu erklären. Radon gilt dennoch als zweithäufigste Lungenkrebsursache in Deutschland. Ein Grenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter sollte deshalb nicht überschritten werden.
Wo wurde gemessen und mit welchem Ergebnis?
Die Stadt Bautzen hat mit allen städtischen Kitas und Schulen an den freiwilligen Messungen teilgenommen. Keinerlei erhöhte Ergebnisse gab es der Stadt zufolge in der Schiller-Kita, an der Mättig-Grundschule, der Curie-Grundschule, der Oberschule Gesundbrunnen und am Philipp-Melanchthon-Gymnasium.
An den anderen Schulen und Kitas waren die Werte in einzelnen Räumen erhöht. Besonders stark betroffen war die Kita Löwenzahn in der Albert-Schweitzer-Straße. Aber auch in der Kita Benjamin Blümchen an der Preuschwitzer Straße, der Sebastian-Kneipp-Kita im Allendeviertel und in der Kinderkrippe an der Weigangstraße waren die Werte in einzelnen Räumen zu hoch.
Unter den Schulen gab es die höchsten Werte in der Allende-Oberschule. Außerdem waren die Werte im Förderzentrum Am Schützenplatz, im Schiller-Gymnasium, in der Fichte-Grundschule und in der Daimler-Oberschule zu hoch.
In welchen Räumen waren die Werte erhöht?
Erhöhte Werte wurden fast ausschließlich in Kellerräumen gemessen. Wie die Stadt mitteilt, waren dabei oftmals Küchenräume betroffen. Zum Beispiel in der Küche der Firma Sodexo an der Daimler-Oberschule. Auch die Schulküche des Förderzentrums am Schützenplatz wies zu hohe Werte auf, ebenso die Küchen der Kinderkrippe, der Kita Löwenzahn und der Sebastian-Kneipp-Kita. Dort waren auch die Werte in den Speiseräumen zu hoch, außerdem waren dort Sport- und Schlafräume betroffen. In der Kita Löwenzahn wies eine Werkstatt im Keller zu hohe Werte auf, außerdem Umkleiden und ein Pausenraum. Auch in der Kneipp-Kita waren ein Personalraum und eine Umkleide betroffen.
An den Schulen waren auch Klassenzimmer betroffen, zum Beispiel eins im Keller der Allende-Oberschule, eins im Erdgeschoss und zwei im Keller des Schiller-Gymnasiums. In der Fichte-Schule maß das LfULG erhöhte Werte in einem Werkraum, im Förderzentrum Am Schützenplatz in einem Raum für Ganztagesangebote.
Was sind die Gründe für die erhöhten Werte?
Radon kommt in der Natur, vor allem im und am Boden, vor. Oftmals tritt das Gas durch das Mauerwerk in die Gebäude und reichert sich an, wenn nicht ausreichend gelüftet wird. „Dies könnte auch in den Einrichtungen in der Stadt Bautzen der Fall gewesen sein, da bei der baulichen Begehung keine sichtbaren Eintrittsstellen identifiziert werden konnten“, teilt Markus Gießler, Leiter des Amtes für Wirtschaft, Kultur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mit.
In der Kita Löwenzahn sei eine falsch eingestellte Lüftungsanlage Schuld gewesen. Diese hatte einen Unterdruck erzeugt – und so dafür gesorgt, dass das Gas sich besonders stark anreichern konnte.
Was unternimmt die Stadt jetzt dagegen?
Weil die Prüfung keine baulichen Mängel ergeben hat, werde in den betroffenen Räumen jetzt besser gelüftet. Monatliche Checklisten zur Kontrolle der Lüftung seien eingeführt worden, teilt die Stadt mit. Ob das reicht, werde eine zweite Messung zeigen. Diese sei bereits im November angelaufen – und dauere insgesamt ein Jahr.
Räume, die nach dieser Kontrollmessung noch immer erhöhte Werte aufweisen, will die Stadt noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht müssten diese dann anders genutzt werden als bisher. Auch soll dann noch einmal geprüft werden, ob Baumaßnahmen vielleicht doch sinnvoll sein könnten.