Bockwindmühle Luga bekommt ihre Flügel zurück

Luga. Wer zurzeit auf der B96 zwischen Bautzen und Königswartha unterwegs ist, muss kurz vor der Kreuzung in Richtung Luga und Quoos zweimal hinschauen. Steht hier nicht eigentlich, weithin sichtbar, eine Windmühle? Die Antwort lautet natürlich: ja. Und auch wenn man die Mühle derzeit nicht gleich auf den ersten Blick erkennt, hat sich daran nichts geändert.
Das unauffällige Erscheinungsbild liegt daran, dass die Bockwindmühle Luga – so die korrekte Bezeichnung des Bauwerkes – derzeit ohne ihre Flügel dasteht. Lediglich die Ruten, an denen diese normalerweise befestigt sind, recken sich vom Drehpunkt aus in vier Richtungen; allerdings bei Weitem nicht so eindrucksvoll, wie es sonst die Flügel tun.

„Ja, die Flügel unserer Bockwindmühle befinden sich derzeit dank einer großzügigen Spende der Kreissparkasse Bautzen zur Reparatur in einer Zimmererwerkstatt“, bestätigt der Neschwitzer Bürgermeister Gerd Schuster (CDU). Da sich die Windmühle im Eigentum der Gemeinde Neschwitz befindet, trägt er die Verantwortung für das normalerweise weithin sichtbare und markante Bauwerk.
Es handelt sich nicht um irgendeine Werkstatt, sondern um die Zimmerei Fricke im erzgebirgischen Thalheim – jenen Handwerksbetrieb, der sich auch schon um das in der Nachbarschaft wieder aufgebaute Scharfrichterhaus kümmert. Doch warum bedürfen die Flügel der Lugaer Bockwindmühle der Reparatur?
Ein Sturm hatte Schäden angerichtet
Gerd Schuster muss ein Stück weit ausholen, um die Gründe zu erläutern: „Vor längerer Zeit, bei einem Sturm, hatten sich die Ruten gelöst und waren verrutscht. Bei der Begutachtung des Schadens stellte sich heraus, dass auch an den Flügeln etwas gemacht werden muss.“
Während es bei den Ruten hieß „Gefahr im Verzug“ und schnell gehandelt wurde, mussten die Flügel etwas länger warten. Schließlich handele es sich bei solchen Investitionen um freiwillige Leistungen der Gemeinde, was die Finanzierung schwierig mache, erklärt der Neschwitzer Bürgermeister. Er würde sich wünschen, dass dies weniger restriktiv gehandhabt wird. Denn schließlich „stehen wir ja auch in der gesetzlichen Pflicht, solche wichtigen Kulturdenkmäler zu erhalten.“
Mühle stand einst an einem anderen Ort
Und dass es sich bei der Lugaer Bockwindmühle um ein solches handelt, steht außer Frage. Immerhin geht ihre Geschichte bis ins Jahr 1733 zurück, als der Landadelige Christoph von Theler sie errichten ließ. Allerdings nicht an dem Ort, wo sich die Mühle heute befindet, sondern etwa drei Kilometer entfernt auf dem damaligen Windmühlenberg von Saritsch.
Dieser „Berg“ – im 18. Jahrhundert mag er die Bezeichnung noch zu Recht getragen haben – fiel in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts dem dortigen Tontagebau zum Opfer. Und in diesem Zuge musste auch die historische Windmühle weichen. An ihrem jetzigen Standort – in manchen Quellen wird er als Totenberg bezeichnet – baute man sie 1977 wieder auf.
„Im November 2021 wurden die Flügel abgebaut, und wahrscheinlich können sie jetzt Ende Januar wieder angebracht werden“, berichtet Bürgermeister Gerd Schuster. Im Zuge der derzeitigen Arbeiten erfolgen auch Reparaturen an der Eingangstür – sie war durch Vandalismus zum Jahreswechsel 2019/2020 beschädigt worden – und am Stert. Bei letzterem handelt es sich um den schwanzähnlichen Holzbalken, der hinten aus der Mühle ragt und einst zum Drehen diente.
„Drehbar ist unsere Mühle allerdings nicht mehr, weil die Kammradbremse nicht mehr funktioniert“, dämpft der Bürgermeister allzu große Erwartungen. Einmal in Bewegung versetzt, gäbe es nichts mehr, was die Mühle wieder zum Halten bringen könnte.
Nach Abschluss der Arbeiten gibt es wieder Führungen
Führungen allerdings sind nach Abschluss der jetzt laufenden Arbeiten wieder möglich, und darauf freut sich Gerd Schuster ganz besonders, schlüpft doch auch er gern in das Müllerskostüm. „Insbesondere zum Mühlentag am Pfingstmontag ist hier oben immer allerhand los. Der Club Wittinghof aus Luga unterstützt uns zu diesem Anlass immer sehr tatkräftig.“ Doch auch Schulklassen und Wandergruppen tauchen gern in das gut erhaltene Innenleben der Lugaer Mühle ein. Führungen für Fachleute stellen sich etwas schwieriger dar, „denn die wissen natürlich über vieles besser Bescheid als wir.“ Doch am Ende würdigen alle den mit viel Engagement erreichten guten Erhaltungszustand der Mühle.
Das Areal rings um die Bockwindmühle und das ebenfalls hierher umgezogene Scharfrichterhaus will die Gemeinde Neschwitz attraktiver gestalten. Dazu sollen Informationstafeln in deutscher und sorbischer Sprache für beide historische Gebäude beitragen. Das Projekt Scharfrichterhaus soll nach Angaben des hierfür verantwortlichen Vereins der Kultur- und Heimatfreunde bis Ende März abgeschlossen werden. Nach wie vor sind sie dankbar für Spenden, um die noch verbliebene Finanzierungslücke von circa 17.000 Euro zu schließen.