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Cunewalde will rechten Treff verhindern

Der rechtsextreme Musiker Chris Ares will sein Tattoo-Studio nun offenbar im Oberland eröffnen. Cunewaldes Bürgermeister wehrt sich.

Von David Berndt
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Der rechtsextreme Musiker Chris Ares will seinen rechten Treff nun offenbar in Cunewalde eröffnen.
Der rechtsextreme Musiker Chris Ares will seinen rechten Treff nun offenbar in Cunewalde eröffnen. © Wolfgang Wittchen/ Montage: SZ

Cunewalde. Erst Bischofswerda, dann Bautzen - und jetzt Cunewalde? Seit Monaten sucht der rechtsextreme Musiker Chris Ares nach einem Standort für einen "patriotischen Jugendtreff". Wirtschaftliches Standbein sollen seinen Ankündigungen zufolge ein Tattoo-Studio und der Verkauf von szene-typischer Kleidung sein. 

Nachdem er damit in Bautzen und Bischofswerda auf Ablehnung stieß, deutet nun vieles drauf hin, dass sich Ares gemeinsam mit Geschäftspartnern in Cunewalde ansiedeln will. Das bestätigt Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) auf Anfrage von Sächsiche.de. Zwar liege noch keine  Gewerbeanmeldung vor. Seit Kurzem sei aber an einem Haus im Ort eine Leuchtreklame mit dem Schriftzug „Tattoo“ angebracht. Das Gebäude gehört Markus Baumgart, der dort den Textilhandel „Isegrim Fashion“ betreibt. Dessen Produkte sind bei Angehörigen der rechten Szene beliebt. 

Kleidung in der rechten Szene beliebt

Ares und Baumgart kennen sich. Vor wenigen Tagen zeigte sich der Musiker auf seinem Instagram-Kanal in einem T-Shirt der Marke Isegrim. Zudem wurde er in Cunewalde gesehen,  und er veröffentlichte Bilder in den sozialen Medien, die ihn gemeinsam mit Baumgart zeigen. Dieser bestätigte gegenüber Sächsische.de seine Verbindung zu Ares. Zu möglichen gemeinsamen Geschäften wollte er sich aber nicht äußern. Auch Ares selbst reagiert nicht auf Anfragen von Sächsische.de.

Zum Standort Cunewalde passen jedoch die Ankündigungen des Musikers in den sozialen Netzwerken: Dort erklärte er vor Kurzem, sein Geschäft werde sich etwa zehn Minuten außerhalb von Bautzen befinden. Die Eröffnung kündigte er für den 14. September an.

Keine Genehmigung für Tattoostudio

Dem stehen laut Bürgermeister Thomas Martolock allerdings einige rechtliche Hürden entgegen: So gilt die Gewerbeanmeldung von Isegrim bislang nur für den Textilhandel. Sollte es zur Anmeldung eines Tattoostudio kommen, würde diese aufgrund der Coronapandemie erstmal einmal beim Gesundheitsamt des Landkreises geprüft. Solange dies nicht abgeschlossen sei, könne das entsprechende Gewerbe auch nicht ausgeübt werden.

Letzte Sicherheit, ob Ares nun nach Cunewalde kommt oder nicht, gibt es zwar nicht. Doch einfach abwarten, was passiert, will der Bürgermeister nicht. Er habe für Mittwochabend  die vier Sprecher der im Gemeinderat vertretenen Parteien (CDU, AfD, Freie Wähler sowie Die Linke) kurzfristig zu einer Besprechung eingeladen, um eine Strategie  zu entwickeln, kündigte Martolock an. 

Parkplatz neben Geschäft soll verschwinden

Ein praktischer Schritt ist bereits eingeleitet: Die Parkflächen in unmittelbarer Nähe zu Markus Baumgarts Grundstück soll verschwinden. Die Gemeinde wolle sie demnächst entsiegeln. „Diese Baumaßnahme war ohnehin geplant und wird jetzt vorgezogen“, so der Bürgermeister. Im Gemeinderat am kommenden Mittwoch soll das Thema ebenfalls diskutiert werden. „Ich würde gern protokollarisch festhalten, dass wir solche Menschen hier nicht brauchen“, sagt Martolock. 

Auch im Bautzener Rathaus verfolgt man die Entwicklung aufmerksam. Im Juli hatte der Musiker gemeinsam mit dem Tätowierer Jan David Fautz ein Gewerbe in der Kreisstadt angemeldet.  Die „Ares & Fautz Art Company UG“ will Tätowierungen anbieten sowie Kleidung und Tonträger verkaufen. Dazu hat die Unternehmergesellschaft (UG) Geschäftsräume in der Wendischen Straße 1 in der Bautzener Altstadt gemietet. An dieser Gewerbeanmeldung habe sich nichts geändert, sagte Markus Gießler, Leiter des Oberbürgermeisterbüros, am Mittwoch. 

Aus diesem Grund hält auch das Bündnis „keep together – Zusammen gegen Rechts“ an einer für den kommenden Montag geplanten Demonstration gegen Ares und seine Pläne fest. Die Veranstaltung werde unabhängig von möglichen Entwicklungen in Cunewalde wie geplant auf dem Kornmarkt in Bautzen stattfinden, sagte die Sprecherin des Bündnisses Hanna Scheudeck. Zwei Online-Petitionen gegen einen rechten Treff in Bautzen wurden von mehr als 3.000 Menschen unterschrieben.

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