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Kubschützer wird sächsischer Bäcker-Obermeister

Stefan Richter liebt alte Getreidesorten, scheut keine Kritik von Discountern und ist Bäcker mit Leidenschaft. Nun ist der 44-Jährige neuer "Saxonia"-Landesobermeister.

Von Miriam Schönbach
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Stefan Richter aus Kubschütz ist Sachsens neuer Landesobermeister in der Bäckerinnung.
Stefan Richter aus Kubschütz ist Sachsens neuer Landesobermeister in der Bäckerinnung. © Ronald Bonß

Kubschütz/Chemnitz. Der Kubschützer Bäckermeister Stefan Richter ist der neue Landesobermeister der sächsischen Bäckerinnung "Saxonia". Den 44-Jährigen haben am Sonnabend die Delegierten auf ihrer Jahreshauptversammlung in Chemnitz gewählt. „Es war Zeit für einen Generationswechsel. Zeitgleich haben wir neue, junge Gesichter mit neuen Impulsen im geschäftsführenden Vorstand und Gesamtvorstand des Landesinnungsverbands gewählt“, sagt Stefan Richter. Sein Vorgänger Roland Ermer war nach drei Amtszeiten nicht wieder angetreten. So hatte es der Bernsdorfer Bäckermeister vorab angekündigt.

Stefan Richter war bereits lange im geschäftsführenden Vorstand für das Thema Berufsbildung zuständig und unterrichtet neben seiner Arbeit in Dorfbäckerei in Kubschütz an der Sächsischen Bäckerfachschule Dresden. Dort bildet er unter anderem den Meisterkurs in Betriebswirtschaftslehre aus. Zu seiner neuen Aufgabe gehört die Interessensvertretung des sächsischen Bäckerhandwerks nach innen wie nach außen. „Ich möchte viele in der Innung für das Verbindende begeistern, unsere Vereinigung in den Regionen und die Zusammenarbeit über Handwerksgrenzen hinweg stärken – und unser Bäckerhandwerk nach vorn bringen“, sagt der neue Landesobermeister.

Herausfordernde Zeiten für Sachsens Oberbäckermeister

Dessen Neuwahl fällt mit angespannten Zeiten für das Handwerk zusammen: gestiegene Energie – und Rohstoffkosten treffen auf Fachkräftemangel in der Backstube. „Jede Zeit hat ihre Herausforderung. Es gab ja schon immer Transformationen. Wir können als Innung nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen schauen, dass es vorangeht. Und wenn wir in Länder im Osten oder Westen schauen oder auf die Geschichte, dann müssen wir doch auch sagen: Es sind herausfordernde Zeiten, aber so schlecht geht es uns doch gar nicht“, sagt der Kubschützer.

Denn er spüre unter anderem gerade nach Corona ein gestiegenes Interesse für das Backhandwerk. Zugleich gebe es natürlich große Probleme mit der Gewinnung neuer Auszubildender, aber der Nachwuchs, der sich heute für eine Ausbildung in der Backstube entscheide, sei sich ganz bewusst über den Beruf. „Sie wollen wirklich Bäcker werden und bringen eine große Begeisterung mit“, sagt der Bäckermeister – so wie Stefan Richter. Er ist quasi in der Backstube aufgewachsen. Der Dorfbäckermeister führt heute den Familienbetrieb in fünfter Generation.

Brotleidenschaft seit Kindheitstagen

Seine Bäcker-Ausbildung absolviert Stefan Richter in der Bäckerei Marx am Wendischen Graben in Bautzen. Anschließend schnuppert er Konditorei-Luft im damals noch existierenden Café Schöppe an der Steinstraße. Mitte der 1990er Jahre zieht es ihn in die Ferne, mit Station in einer Bäckerei im Raum Bremen. In Hannover beginnt er seinen Meisterlehrgang, den er in Dresden abschließt, nachdem er 2003 in die Heimat zurückgekehrt ist. Zehn Jahre später übernimmt er von seinem Vater Siegfried die Verantwortung in der Backstube.

2015 macht Stefan Richter Schlagzeilen mit seiner humorvollen Kritik an der Werbung für „frisches Brot“ von Lidl-Discounter – und löst ein deutschlandweites Echo aus. Erst jüngst hat er eine Ausbildung zum Brot-Sommelier absolviert. Besonders gern probiert er auch neue Brot-Kreationen, wie das Mättig-Brot, aus und holt alte Getreidesorten in die Backstube zurück. In seinem jetzigen Fünf-Mann-Betrieb im Laden und am Backofen will der neue Landesobermeister seine Brotleidenschaft auch nach der Wahl weiter frönen. „Man kann nur authentisch repräsentieren, wenn man auch am Backofen steht. Es geht ja auch darum aus der betrieblichen Praxis Impulse mitzunehmen“, sagt der Vater eines Sohnes.