Bautzen. Erika 93, Gerhard 85, Roland 59, Angelika 67. Es sind vier von insgesamt 767 Namen, die der Landkreis Bautzen jetzt in einem Video auf Facebook veröffentlicht hat. Damit will er an die Menschen erinnern, die bis zu jenem Zeitpunkt im Kreis im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben sind. „Wir denken darüber hinaus auch an jene, die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, unter fehlendem Schulbesuch, reduzierten Kontakten oder anderen Einschränkungen leiden“, heißt es in dem Beitrag vom vergangenen Sonnabend.
Anlass ist, dass genau ein Jahr zuvor der erste positive Corona-Fall im Landkreis Bautzen aufgetreten war. „Damals hatte sich die Frau eines Ehepaares aus dem Norden des Landkreises im Auslandsurlaub infiziert“, erklärt Sprecherin Mandy Noack.
Seither vermelde das Landratsamt mit einer kurzen Sommerunterbrechung täglich die Zahl der Infektionen, Genesenen, Quarantänen und auch Verstorbenen. „Diese Meldung umfasst meist nur ein bis zwei Sätze, egal ob es ein Todesfall ist oder 30. Hinter jedem Fall steckt aber eine Geschichte, ein Mensch, stehen Freunde, Bekannte, Verwandte“, fügt Mandy Noack hinzu.
Landratsamt ruft Einwohner zur Unterstützung auf
Diese bis zur Veröffentlichung 767 Todesfälle hat das Landratsamt nun in dem Video nacheinander namentlich benannt, mit weißer Schriftfarbe auf schwarzgrauem Grund. Um keine Rückschlüsse auf die verstorbenen Menschen zuzulassen, seien jeweils nur Vorname und Alter angegeben. „Die Altersangabe erfolgte, damit sichtbar wird, dass auch jüngere Menschen betroffen sind und die Kombination die jeweilige Person noch etwas konkreter macht“, führt die Landkreis-Sprecherin aus.
„Die unterschiedliche Geschwindigkeit des Videos stellt darauf ab, dass die Zahl der Todesfälle ab einem Zeitpunkt bis zu 20 Fälle an einem Tag betraf und damit sehr schnell zugenommen hat.“ Zum Ende des Beitrages gehe diese auch wieder zurück, das Video wird langsamer. „Wir hoffen, dass keine neuen Namen dazukommen“, teilt Mandy Noack mit.
Das Textende des Facebook-Beitrags richtet den Blick nach vorn. „Wir wollen einen schnellen und sicheren Weg hin zur Normalität und bitten Sie, uns dabei weiter zu unterstützen.“ Das Landratsamt wolle damit zum Ausdruck bringen, dass Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln noch eine Weile bleiben werden. „Aber die Öffnung aller geschlossenen Bereiche muss so schnell wie möglich erfolgen, wir sprechen hier nicht von Monaten“, erklärt Mandy Noack.
Video hat bislang 13.000 Menschen erreicht
Das gehe aber aufgrund der aktuellen Verordnungen des Landes nur, wenn die Inzidenzzahlen stetig sinken. Der Aufruf sei daher insbesondere im Zusammenhang mit den wirksamsten Instrumenten zu verstehen: Impfen und Testen. „Das sollte auch vielen, die die Maßnahmen kritisch sehen bis ablehnen, bewusst sein“, teilt die Sprecherin mit.
Der Facebook-Beitrag und mit dem Video ist seit Sonnabendmorgen online und hat bis Dienstagmittag über 90 Reaktionen hervorgerufen, wurde 34-mal geteilt sowie sechsmal kommentiert – und zwar ausschließlich positiv. Nach Angaben des Landratsamtes habe er rund 13.000 Menschen erreicht und sei somit gut angekommen. Innerhalb kurzer Zeit habe es tausende Aufrufe des Videos gegeben.
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Der Beitrag wurde am 9. März um 17.10 Uhr aktualisiert.