Wie viel Bautzen steckt im neuen Kinofilm Fabian?

Bautzen. Die Anwohner mussten ihre Autos wegfahren, ein paar Tage lang bestimmten Set-Mitarbeiter in gelben Warnwesten, wo Spaziergänger entlanggehen durften und wo nicht. Viel Trubel herrschte im August 2019 im Bautzener Ortsteil Kleinwelka. Der Grund: Ein Filmteam war angerückt, um in und vor den Schwesternhäusern zu drehen. Klappe auf hieß es dann für „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“.
In dem Film, der frei nach einem Roman von Erich Kästner gedreht worden ist, geht es um den Werbetexter Jakob Fabian – gespielt von Tom Schilling. Anfang der 1930er-Jahre zieht er mit seinem besten Freund nachts durch die Ateliers und Bordelle Berlins. Jakob Fabian, den im Film alle nur bei seinem Nachnamen nennen, lernt seine große Liebe kennen; gespielt von Saskia Rosendahl. Für eine kurze Zeit scheint die Welt, die sonst so sehr von den Nachwehen des Ersten Weltkrieges geprägt ist, in Ordnung zu sein. Doch dann verliert er seinen Job, wenig später seine Freundin – und dann auch noch seinen besten Freund. Jakob Fabian kehrt daraufhin in sein Elternhaus zurück, das der Filmhandlung zufolge in Dresden steht.
An diesem Donnerstag nun kommt der Drei-Stunden-Film in die Kinos. Wie viel Bautzen steckt noch in dem fertigen Streifen? Sächsische.de hat schon einmal reingeschaut – um diese Frage zu beantworten.
Das Schöne ist: Die Zuschauer müssen gar nicht lange auf ein erstes Stück Bautzen warten. Etwa in der elften Minute ist es soweit. Fabian erwacht in seinem Zimmer in Berlin aus einem Albtraum, denkt an den Krieg. „Den verdammten Krieg“, so präzisiert ein Erzähler – die Stimme im Hintergrund ist ein Stilmittel des Films. In diese Szene hinein kommt seine Vermieterin ins Zimmer, sie hat ein Paket von seiner Mutter dabei. Fabian fragt sich: „Warum sitze ich nicht einfach zu Hause, bei meiner Mutter?“
Im Elternhaus kuriert Fabian seinen Liebeskummer aus
In jenem Moment werden die Schwesternhäuser in Kleinwelka eingeblendet – von der Luft aus gefilmt. „Fabians feine Seifen“ steht an dem Eckhaus, welches das Geschäft seiner Eltern darstellt. Die Kamera fährt das Eckhaus entlang, filmt ins Fenster. Dann müssen die Bautzener Zuschauer eine Weile warten, bis sie ihre Heimat im Film ein zweites Mal wiedersehen.
In der Zwischenzeit sind mehrfach andere Drehorte der Oberlausitz zu sehen, zum Beispiel Görlitz. Und auch in Kleinsaubernitz in der Gemeinde Malschwitz spielt eine Szene; hier baden Fabian, sein bester Freund und seine Freundin Cornelia im See – und üben sich im Tontauben-Schießen.
Erst nach etwa zweieinhalb Stunden Filmzeit setzt der Protagonist um, woran er zu Beginn gedacht hat: Er fährt mit dem Zug von Berlin ins vermeintliche Dresden, in sein Elternhaus. Also in Wirklichkeit nach Kleinwelka. Ab diesem Zeitpunkt sind ziemlich viele Szenen zu sehen, die hier gedreht wurden.
Die Kamera begleitet den Protagonisten bei seinem Spaziergang durch Kleinwelka, das im Film das historische Dresden darstellen soll. Oldtimer stehen auf der Straße, die Glocke über der Ladentür klingelt, als Fabian das Seifengeschäft seiner Eltern betritt. Er überbringt seiner Mutter die Nachrichten, die ihn so sehr quälen - sie umarmt ihn.
Dann begleitet die Kamera Fabian durch die Schwesternhäuser. Das Filmteam hat ein historisches Wohnzimmer eingerichtet; das Licht fällt durch schwere Gardinen ins Zimmer. Ein alter Sessel und ein alter Schrank stehen herum. Fabian gibt sich seinem Liebeskummer hin, er leidet.
Auch die einzigen Bautzener Statisten, die für den Filmdreh benötigt wurden, werden gezeigt: Eine Schafherde aus Kleinwelka hat einen kurzen Auftritt, als Fabian aus dem Fenster in den Hinterhof der Schwesternhäuser blickt. Dieser Hinterhof ist mehrfach zu sehen; zum Beispiel als Fabian seine Eltern bei der Gartenarbeit besucht. Auf einer Zeitschrift auf dem Gartentisch blickt ihm dort das Gesicht seiner Freundin entgegen, die gerade eine Karriere als Filmschauspielerin macht.
Görlitzer Obermühle ist ebenfalls zu sehen
Gleich mehrere Zimmer der Schwesternhäuser sind zu sehen. So ist ein Raum als Jugendzimmer von Fabian hergerichtet, mit Bett und bestickten Kissen, Nachttischchen und Schreibtisch. Auch ein Lessing-Buch liegt dort herum. Im Wohnzimmer schüttet Fabian seinen Eltern sein Herz aus. Im Treppenhaus spielt eine Szene, in der er auf der Treppe schläft – sehnsüchtig wartend auf einen Anruf seiner Liebsten.
Und auch der kleine Raum der Schwesternhäuser, den das Filmteam zur Küche umdekoriert hat, kommt immer wieder vor. Hier spielt auch eine der letzten Szenen aus der Bautzener Ecke: Ohne Tschüss zu sagen, bricht Fabian wieder nach Berlin auf, nimmt noch ein Proviant-Paket seiner Mutter mit.
Zu sehen ist dann allerdings noch ein anderer Ort in der Oberlausitz. So spaziert Fabian an der Obermühle in Görlitz vorbei. Dann wird es dramatisch – aber mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.