Schloss Milkel: Klassik-Star unterrichtet junge Musiker

Bautzen. Die Aufregung steigt für die ersten Stipendiaten der Kammermusikfest Oberlausitz Akademie (KMO-Akademie). Ab dem 18. August werden die zehn Nachwuchstalente auf Schloss Milkel unter anderem durch den international bekannten Bratschisten Nils Mönkemeyer unterrichtet. Mit dem künstlerischen Leiter hat Sächsische.de vor dem Beginn des viertägigen Sommerkurses über seine eigenen musikalischen Anfänge, den perfekten Ort für Musik-Unterricht in den Sommerferien und den nächsten Auftritt in Japan gesprochen.
Herr Mönkemeyer, vor Premieren ist das Lampenfieber immer besonders groß. Die KMO-Akademie feiert jetzt ihre Erstauflage. Können Sie als ihr künstlerischer Leiter einschätzen, wie die Stimmung gerade unter den Nachwuchsmusikern ist?
Ich hoffe, sie fühlen sich motiviert und bereiten sich fleißig auf die intensiven Proben vor. Ich wünsche uns auch, dass sich alle Akademie-Teilnehmer auf den Austausch und das gemeinsame Musizieren freuen.
Sie sind heute ja einer der weltweit bekanntesten Bratschisten. Haben Sie als Jugendlicher eigentlich selbst an solchen Nachwuchsakademien teilgenommen?
Ja, habe ich. Diese Erfahrung war ein Grund zu sagen: Bei diesem neuen Format in der Oberlausitz bin ich dabei. Ich erinnere mich genau daran, wie schön es war, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, die genauso an der Musik interessiert waren wie ich. Das sind ja Jugendliche, deren Interesse weiter reicht als das vieler anderer Gleichaltriger und die sich sehr intensiv mit der Musik beschäftigen. So fand ich solche Akademien immer sehr motivierend – gemeinsames lernen, gemeinsames musizieren und auch die gemeinsamen Konzerte. Das war ein schönes Erlebnis.
Wo waren diese Akademien?
Ich bin in Niedersachsen groß geworden, komme total vom Land. Ich war an einer guten Musikschule, aber für meine Eltern war das immer mit langen Autofahrten und vielen Wartezeiten rund um den Unterricht und die Aufritte verbunden.
In meinem direkten Umfeld gab es niemanden, der sich so intensiv mit Musik beschäftigt hat wie ich. Deshalb habe ich mich auf die Kammermusik-Förderkreise gefreut, initiiert vom Land.
Ein Ansatz unseres Sommerkurses ist es, talentierten Jugendlichen aus dem ländlichen Raum eine Spitzenförderung im Bereich der Kammermusik zu bieten. Diese Chancengleichheit zwischen Stadt und Land will die KMO-Akademie fördern. Da ich eben selbst auch eine solche Unterstützung erfahren habe, weiß ich, wie wichtig sie ist.
Der Sommerkurs findet in den Ferien statt. Wartet auf die zehn Akademisten zwischen 14 und 21 Jahren neben dem Unterricht auch ein bisschen Spaß?
Unterricht ist doch Spaß. Die jungen Musiker dürfen sich jedenfalls auf ein sehr gemischtes Akademie-Format freuen, zum Beispiel wird es ein kleines Kammerorchester geben, wo ich auch selbst mitmache. In dieser Gruppe werden wir Vivaldi zusammen erarbeiten und spielen.
Wen bringen Sie noch als Unterstützung bei der Lehre mit?
Auf das Schloss Milkel kommen drei meiner Meisterstudierenden aus der Hochschule mit. Sie lernen, als Dozenten zu arbeiten, während wir gleichzeitig darüber sprechen können, wie man am besten unterrichtet. Das ist eine gute Ergänzung. Die Akademie basiert auf einer Drei-Generationen-Idee, bei der wir alle voneinander profitieren können – vom Professor bis zu den Nachwuchstalenten. Außerdem sind noch zwei meiner ukrainischen Gaststudentinnen als Akademie-Teilnehmerinnen dabei.
Schloss Milkel wird zum Akademie-Schloss, Übernachtung inklusive. Warum ist das der perfekte Ort für Sie für ein solches Talente-Projekt?
Ich kenne das Haus schon von meinem Auftritt im Vorjahr beim Kammermusikfestival Oberlausitz, aus dem die Akademie hervorgegangen ist. Es ist ein toller Ort mitten in der Natur. Für mich ist Schloss Milkel der perfekte Rahmen für die Akademie, wo das Gelernte nicht gleich im Alltagsrauschen wieder untergeht. Ich kann mir vorstellen, dass der Lernprozess und die Erfahrungen so noch intensiver werden. Zudem wohnen wir alle unter einem Dach, essen gemeinsam und können uns so über das Musizieren hinaus kennenlernen.
Jetzt soll es aber nicht nur Unterricht geben, geprobt wird für zwei Konzerte. Worauf darf sich dann das Publikum freuen?
Neben Vivaldi gibt es Solowerke von Bach, gemischte Kammermusik mit ungewöhnlicher Besetzung. Unter anderem bringen wir einen Mozart-Zeitgenossen mit einem Quartett für Fagott und Streicher mit. Es wird sehr farbig und vielfältig – vom Akkordeon über Fagott bis zur Solobratsche ist alles dabei.
Am 21. August endet die erste Kammermusikakademie. Wohin zieht es Sie nach dem Aufenthalt in der Oberlausitz?
Ich fahre schnell zurück nach München und hole mir mein Visum für Japan. Dann geht es sofort nach Tokio. Ich spiele am letzten August-Wochenende zwei Konzerte in der Suntory Hall, die zu den weltweit renommiertesten Konzerthäusern gehört. Ich bin froh, dass die Akademie trotzdem noch gepasst hat, denn wegen Corona haben sich ja in den vergangenen zwei Jahren sehr viele Konzerttermine verschoben.
Abschlusskonzerte: Sonnabend, 20. August, 19 Uhr, im Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf; Sonntag, 21. August, 19 Uhr, in der Evangelisch-lutherischen Kirche Baruth
Karten und weitere Informationen: www.kammermusikfest-oberlausitz.de