Cunewalde: Das tut sich in der ehemaligen Sparkasse

Cunewalde. Martin Bär kann wohl als begabter Unternehmer und Glückspilz gleichermaßen bezeichnet werden. Erst vor knapp zwei Jahren, im Mai 2019, eröffnete er sein Schmerz- und Therapiezentrum "Körperkonzept" im Geschäftshaus an der Cunewalder Czornebohstraße. Auf 260 Quadratmetern setzte er seine Geschäftsidee um, stellte drei Mitarbeiter ein.
Schon damals, sagt er, habe er auf die leerstehenden Räume neben der Praxis geschielt. Dort war einst die Sparkasse untergebracht. Seither hat ein Gedanke ihn nicht mehr losgelassen: "Wenn es gut läuft, könnte ich diese Räume dazu mieten und mich vergrößern."
Aus dem Konjunktiv wurde Realität: "Die Praxis hat sich super entwickelt", sagt der ausgebildete Masseur, Physio- und Schmerzphysiotherapeut. "Die Nachfrage nach Terminen ist hoch. Es gibt inzwischen Wartezeiten." Eines hat ihn dabei bisher immer am meisten geärgert: "Bei uns fragen viele Leute auf der Suche nach einem Ergotherapeuten an. Die musste ich bislang immer weiter schicken."
Ergotherapie als neues Geschäftsfeld
Beide Behandlungsfelder, hat er beobachtet, werden oft verwechselt. Physiotherapie ziele eher auf die Behandlung grobmotorischer Probleme: "Dabei geht es darum, etwa die Funktionsfähigkeit von Gelenken zu erhalten." Ergotherapie hingegen arbeite vornehmlich auf dem Feld der Feinmotorik und komme zum Beispiel zum Einsatz, wenn "bei Schlaganfall-Patienten die Greiffähigkeit der Hand wiederhergestellt werden soll". Aber auch die Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit von Kindern könne ein Ergotherapeut verbessern.
Das wird in Cunewalde gebraucht, sagt Martin Bär: "Direkt neben der Praxis befindet sich die Kindertagesstätte Wichtelland. Von dort wird uns immer wieder signalisiert, dass es Bedarf gibt." Der Schluss, den er aus all diesen Beobachtungen zog, war eindeutig: "Ich habe immer gedacht, dass es schon cool wäre, wenn ich beide Therapien unter einem Dach anbieten könnte", erinnert er sich. Dabei habe es aber ein Problem gegeben: "Man braucht entsprechend ausgebildetes Personal."
Im vergangenen Herbst wurde der Gedanke dann greifbar. Dabei half ein Zufall: Ein Ergotherapeut, mit dem Martin Bär bekannt ist, war auf der Suche nach beruflicher Veränderung und meldete sich in Cunewalde. "Zeitlich hat das super gepasst. Er hatte nicht den Zeitdruck, sofort die Arbeitsstelle wechseln zu müssen, und ich konnte meine Idee zu Ende entwickeln", sagt Martin Bär.
Viel Zeit ließ er sich für die Entscheidung aber nicht. Mit seinem Vermieter wurde er sich rasch einig - nun teile er sich mit ihm die Kosten für den Umbau des 130 Quadratmeter großen Raums neben der Praxis. Seit Ende vergangenen Jahres wird dort gewerkelt.
Ein Therapieraum und drei Behandlungszimmer
Die gute Seele des Hauses, Hausmeister René Kühnel, hält dem Bauherren dabei den Rücken für die Praxisarbeit frei; übernimmt Trocken- genau wie Vorarbeiten und die Absprache mit den Gewerken. "Er ist sehr rührig und sorgt dafür, dass alles geordnet abläuft", sagt Martin Bär, während er über die Baustelle führt.
"Für die Ergotherapie entsteht ein großer, heller Therapieraum. Der ist vorgeschrieben und muss eine Größe von mindestens 20 Quadratmetern haben", erklärt er und deutet auf den ehemaligen Eingangsbereich der Bankfiliale, den inzwischen eine Trockenbauwand vom Rest des Raumes trennt. An ihn schließt sich ein Flur an, von dem drei Türen abgehen - die Behandlungszimmer; einer für die Ergo-, die beiden anderen für die Physiotherapie.
Außerdem entsteht ein großer Lagerraum. "Die Ergotherapie braucht viel Material, und dieser Raum hat keine Fenster, eignet sich also auch nicht als Behandlungszimmer", sagt Martin Bär. Auch ein Durchbruch zur bestehenden Praxis ist hier geplant.
Umbau soll im Sommer abgeschlossen sein
Eröffnet werden soll die Ergotherapie bereits im Mai oder Juni. Wie viele Patienten er dann annehmen kann, kann Martin Bär noch nicht abschätzen: "Eine Ergotherapie-Sitzung dauert per se schon einmal länger als in der Physiotherapie", erklärt er. Hinzu kämen Haus-, Pflegeheim- und Kita-Besuche.
"Wenn alles angelaufen ist, muss ich selbst erst einmal Bilanz ziehen und mir einen Eindruck vom Zeitplan verschaffen. Erst dann kann ich sagen, wie viele Patienten ich annehmen kann", sagt Bär. Für Interessenten hat er einen Rat: "Sobald feststeht, wann ich eröffnen kann, werde ich das bekanntgeben. Ab zwei Wochen vorher werden wir dann auch Termine vergeben. Es lohnt sich also auf jeden Fall, dann anzufragen."
Die Ergotherapie zum Laufen zu bringen, ist dann für Martin Bär die vornehmlichste Aufgabe. Aber es entspräche wohl nicht seinem Naturell, wenn er nicht schon weiter dächte: "Mit den beiden neuen Räumen für die Physiotherapie entsteht auch die Kapazität, künftig einen weiteren Physiotherapeuten einzustellen und damit die Wartezeiten in unserer Praxis zu verkürzen", schmiedet er bereits die nächsten Pläne.
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