Bautzen
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Regisseurin liest aus Bautzener DDR-Schulchronik

Bettina Renner hat ein Dokument der ehemaligen Diesterweg-Oberschule in Bautzen entdeckt. Es beschreibt die Umbrüche nach dem Mauerfall.

Von David Berndt
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Bettina Renner war im Sommer an einer Open-Air-Ausstellung in Bautzen zum Riesen Sprejnik beteiligt. Jetzt liest sie aus der Schulchronik der ehemaligen Polytechnischen Oberschule Adolf Diesterweg.
Bettina Renner war im Sommer an einer Open-Air-Ausstellung in Bautzen zum Riesen Sprejnik beteiligt. Jetzt liest sie aus der Schulchronik der ehemaligen Polytechnischen Oberschule Adolf Diesterweg. © Archivfoto: Steffen Unger

Bautzen. Die Bautzener Regisseurin Bettina Renner liest am 9. November aus einer Jahreschronik der ehemaligen Polytechnischen Oberschule (POS) Adolf Diesterweg. Es handelt sich dabei um Berichte aus dem Schuljahr 1989/90. „Es ist wie ein Tagebuch der Schule aus Sicht einer Person, die nahe an den Lehrern dran ist und extrem gut beschreibt“, erklärt Bettina Renner. Wer die Chronik verfasst hat, sei allerdings unklar, eventuell die damalige Sekretärin oder jemand anderes aus dem Umfeld des Schuldirektors.

Die Chronik habe sie im Bautzener Stadtarchiv entdeckt, als sie für ihren Film „Ein Teppich aus Persien“ recherchiert hat, der sich um Geschichten und Erinnerungen aus der Zeit des Aufbruchs und Umbruchs in Bautzen dreht. In dem Film tauchen Inhalte der Chronik nur vereinzelt auf, sodass die Idee entstand, diese Lesung im Stadtarchiv zu veranstalten. „Ich habe so ein einzigartiges Dokument vorher noch nicht in der Hand gehabt“, sagt die Regisseurin, die 1989/90 selbst Schülerin der damaligen POS war. Später ist das Gebäude Teil des jetzigen Schiller-Gymnasiums geworden.

Veränderungen in der DDR verändern Bautzener Schulalltag

Wie die Stadtverwaltung mitteilt, habe Bettina Renner in dem Dokument entdeckt, „wie die Veränderungen in der DDR über das Kollektiv der Lehrenden an dieser Schule hereinbrachen. Sie liest von Verunsicherung, Verärgerung, von der Parteigruppe, die sich langsam auflöst, von alten und neuen Lernzielen.“ Dazu geht es um Subbotniks, Schul-Manöver oder Feiern im Kollektiv, die aus dem Alltag entschwinden. Bei der Veranstaltung wird das Dokument vorgestellt und es werdem einzelne Passagen daraus gelesen.

Wie Bettina Renner erklärt, spüre man beim Lesen, „wie die Ereignisse auf den Menschen, der die Chronik verfasst hat, einwirken.“ Die Texte seien zwar nicht in der Ich-Form geschrieben, aber anhand des Stils könne man davon ausgehen, dass die gesamte Chronik von derselben Person stammt. Erinnerung sei natürlich immer gefärbt, aber handele es sich um eine relativ klare Beschreibung.

„Man erfährt etwas über den Schulalltag der DDR aus der Innensicht, und dann kommt eine komplette Veränderung dieses Alltags“, fügt die Regisseurin hinzu. Interessant und wünschenswert wäre es für sie, wenn zu der Lesung ehemalige Lehrer und Schüler kämen. Dieses Dokument sei nicht nur einzigartig, sondern auch ein wichtiger Teil der Bautzener Stadtgeschichte. „Es ist nicht angreifend, aber es stecken Enttäuschung und auch Verletzung darin.“

Die Veranstaltung findet am Dienstag, dem 9. November, um 19 Uhr im Veranstaltungsraum des Archivverbunds Bautzen in der Schloßstraße 12 statt. Es wird um Anmeldung unter [email protected] oder Telefon 03591 534878 gebeten. Der Eintritt ist frei.