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Schirgiswalde: Kleines Geschäft ermöglicht große Hilfe

Der Eine-Welt-Verein sorgt mit seinem Laden dafür, dass alte Leute in El Salvador Essen bekommen. Jetzt feiert er Jubiläum - auch zugunsten von anderen.

Von Franziska Springer
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Seit 30 Jahren schon engagiert sich Vereinschefin Ursula Vanek (vorn) gemeinsam mit Mitstreitern wie Irene Hinzmann für den Eine-Welt-Laden in Schirgiswalde und sorgt für Unterstützung in armen Ländern.
Seit 30 Jahren schon engagiert sich Vereinschefin Ursula Vanek (vorn) gemeinsam mit Mitstreitern wie Irene Hinzmann für den Eine-Welt-Laden in Schirgiswalde und sorgt für Unterstützung in armen Ländern. © Steffen Unger

Schirgiswalde. Schuld war das Porto. Die Kosten dafür stiegen kurz nach der deutschen Wiedervereinigung enorm an. Eine Gruppe Schirgiswalderinnen und Schirgiswalder, die bis dato Kinderheime in Afrika mit regelmäßigen Hilfslieferungen aus Deutschland versorgt hatte, kam deshalb in die Bredouille: "Der Versand war teurer als der Inhalt der Päckchen", erinnert sich Ursula Vanek heute zurück.

Ein neuer Weg, um den Bedürftigen in den ärmsten Ländern der Welt zu helfen, musste her; am besten durch direkte finanzielle Hilfe. Im ersten Eine-Welt-Laden, den es damals im Landkreis Bautzen in Leutwitz bei Göda gab, hätten sie und ihre Mitstreiter sich daraufhin mit Waren aus aller Herren Länder eingedeckt und diese bei einem Gemeindefest verkauft, fährt Ursula Vanek mit ihrem Rückblick fort. Das kam an, der Erlös war gut. Am 1. April 1991 wurde in Schirgiswalde der Verein "Eine Welt für alle" gegründet - mit Ursula Vanek als Vorsitzender. Der Gedanke dahinter: Menschen in ärmeren Ländern helfen, indem man ihnen die Produkte ihrer Heimat regelmäßig abkauft - zu fairen Preisen.

Exotische Waren aus aller Welt im Angebot

Die Idee zur Eröffnung eines eigenen Ladens war da folgerichtig. Der kleine Raum im Souterrain des Gebäudes an der Rathausstraße 9 direkt in Schirgiswaldes Ortszentrum, in dem sich das Ergebnis dieses Gedankens bis heute befindet, misst gerade einmal zwölf Quadratmeter. Hinzu kommt ein kleines Lager. Beides, sagt die Ladenchefin, sei damals in einem völlig zugemüllten Zustand gewesen. Aber: Die Stadt verlangte keine Miete, sondern lediglich die Nebenkosten. Das machte die Entscheidung einfach. Im gemeinsamen Arbeitseinsatz richteten die Vereinsmitglieder das kleine Ladengeschäft ein. "Am 3. September 1991 haben wir Eröffnung gefeiert. Der ganze Raum war voller Menschen", erinnert sich die Vereinschefin zurück.

30 Jahre ist das nun fast her. Schwere Zeiten habe es so gut wie nicht gegeben, sagt Ursula Vanek. Am Anfang habe das exotische Angebot die Leute gelockt, mittlerweile kaufe ein Großteil der Kunden hier regelmäßig Lebensmittel wie den Kaffee aus Papua-Neuguinea, die Schokolade aus der Dominikanischen Republik oder die Gewürze aus Peru - alles genossenschaftlich, vieles sogar fair produziert. Während der Corona-Pandemie konnte das Lädchen wegen des großen Anteils an Lebensmitteln im Sortiment offen bleiben. Die Einnahmen blieben so stabil.

Einnahmen und Spenden gehen nach El Salvador

Der Gedanke an einen anderen, größeren Standort - ja, den hätte es schon hin und wieder gegeben, gibt Vanek zu, aber neben den Kosten nennt sie ein weiteres Argument gegen den Umzug: "Schirgiswalde ist eine christliche Stadt. Der tut es gut, nicht immer nur Fürbitten zu leisten, sondern tatsächlich vor Ort zu helfen."

Und das, die Hilfe für Menschen in Not, steht damals wie heute im Mittelpunkt des Schaffens der 25 Vereinsmitglieder. Mit Erlösen aus dem Verkauf und mit Spenden unterstützen die Ehrenamtler etwa ein Projekt zur Altenspeisung in El Salvador. "Nach Bürgerkrieg und Abwanderung stehen dort die meisten alten Leute ohne Perspektive da. Sie bekommen keinerlei Rente, aber durch das Projekt, das wir unterstützen, wenigstens zwei ordentliche Mahlzeiten am Tag", erklärt Ursula Vanek und fährt fort: "Das muss man sich mal vorstellen, was für Luxusprobleme wir hier haben!"

2017, berichtet sie weiter, sei sie selbst in El Salvador gewesen, um sich vor Ort von der Arbeit der Hilfsorganisation zu überzeugen. Das sei toll gewesen, sagt sie. Das Gemeinschaftsgefühl, das sich dort entwickelt hat, habe sie sehr beeindruckt.

Zu deren Gunsten plant der Verein am 5. September eine kleine Geburtstagsfeier vor dem Schirgiswalder Elisabethsaal. Ab 15 Uhr gibt es dort Kaffee und Kuchen, außerdem einen kleinen Verkaufsstand mit einer Tombola - bei der jedes Los gewinnt.

So hat der Eine-Welt-Laden in Schirgiswalde an der Rathausstraße 9 geöffnet: Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17.30 Uhr sowie Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.