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Kreis Bautzen: Hier gibt's noch Plätze für Schwimmunterricht

Mit Gutscheinen sollen Schüler nachholen, was sie wegen Corona in der Schule nicht gelernt haben. Doch so einfach klappt das nicht überall.

Von Lucy Krille
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Schwimmkurse wie hier im Freibad in Bischofswerda sind heiß begehrt. Doch die Plätze sind begrenzt.
Schwimmkurse wie hier im Freibad in Bischofswerda sind heiß begehrt. Doch die Plätze sind begrenzt. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen/Kamenz. "Alle 60 Plätze sind besetzt", teilt Anja Erler von der Stadtverwaltung Großröhrsdorf mit. Im Masseneibad sind die vier Schwimmkurse in den Sommerferien restlos ausgebucht. Zwei fanden schon vor den Ferien statt. Auch im Freibad Schmölln sind alle Plätze komplett ausgebucht.

Ähnlich sieht es derzeit in vielen Freibädern im Kreis Bautzen aus. Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist groß. Die corona-bedingten Ausfälle beim Schulschwimmen über den Winter führen dazu, dass viele Kinder noch ihr Schwimmabzeichen ablegen müssen.

Nur noch wenige Restplätze im Landkreis Bautzen

Für Kurzentschlossene bleibt fast nur noch die Hoffnung, dass andere Kursteilnehmer kurzfristig absagen. In Bischofswerda können Interessierte am 9. August nachfragen, ob ein Platz frei geworden ist, teilt das Freibad mit. Wer schnell ist, könnte im Naturbad Buschmühle noch Glück haben. Dort waren zuletzt noch zwei Plätze frei für einen Kurs, der Mitte August startet. Auch im Freibad in Steinigtwolmsdorf gibt es für den August Restplätze.

Andere Bäder bieten dagegen gar keine Schwimmkurse an, wie etwa in Bautzen, Burkau, Wilthen oder im Walkmühlenbad in Pulsnitz. Rico Koslowski begründet das vor allem mit dem fehlendem Personal. Auch sein Freibad in Cunewalde bietet dieses Jahr keine Schwimmkurse an. "Die Schwimmkurse müssten in einer extra Schicht gemacht werden, denn für einen Schwimmmeister allein ist es kaum zu stemmen, nebenbei noch auf die anderen Besucher zu achten", erklärt Koslowski. Zumal das Freibad bei dem sommerlichen Wetter proppevoll sei. Eine zusätzliche Schicht sei personell aber schwer umsetzbar.

So können derzeit wohl nicht alle Eltern ihre Kinder zum Schwimmunterricht anmelden, die es gern wöllten. Dabei war die Hoffnung auf die Freibad-Saison groß, um ausgefallene oder nur teilweise abgeschlossene Schulschwimm-Kurse nachzuholen. Im vergangenen Winter waren die Schwimmhallen fürs Schulschwimmen zwar geöffnet, trotzdem ging das Kultusministerium im Frühjahr davon aus, dass weitere 10.000 Schüler in Sachsen diesen Sommer als Nichtschwimmer gelten werden.

Schwimmgutscheine für fast 3.000 Kinder im letzten Jahr

Das liegt daran, dass der aktuelle Jahrgang teilweise keinen kompletten Kurs mehr geschafft hat, weil vorher andere Aufholkurse stattfanden. Das Schulschwimmen steht in den sächsischen Grund- und Förderschulen in der zweiten Klasse auf dem Programm. Doch da Hallen und Personal fehlen, lernen viele Kinder das Schwimmen nicht richtig.

Die AfD schlug kürzlich im sächsischen Bildungsausschuss vor, Schulschwimmen auch in den Freibädern möglich zu machen. Bisher ist das nur in ausgewiesenen Schulschwimmzentren möglich, die aber teilweise weit weg von den Schulen liegen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt.

Um die Basisanforderungen im Schwimmen zu erfüllen, müssen Kinder ins tiefe Wasser springen können, zwei Bahnen schwimmen und selbstständig wieder aus dem Becken herauskommen. Damit das möglichst alle Kinder lernen können, gab das Kultusministerium vergangenes Jahr Gutscheine für jene Kinder aus, die die Basisanforderungen nicht erfüllten.

Für Schüler, die im Schuljahr 2019/20 die zweite Klasse besuchten und danach als Nichtschwimmer galten, wurden in den Landkreisen Görlitz und Bautzen 1.287 Gutscheine ausgegeben, damit sie das Schwimmen außerhalb der Schule lernen können. Weitere 1.418 Gutscheine wurden an den Jahrgang danach verteilt. Auch dieses Jahr bekommen die Schüler wieder Gutscheine, die dann bis zum 14. Oktober 2023 gültig sind.

Die Gutscheine haben einen Wert von 120 Euro und können in allen teilnehmenden Freibädern und Schwimmhallen eingelöst werden. Die Freibäder in Schmölln und Steinigtwolmsdorf sowie das Naturbad in Großröhrsdorf etwa nehmen sie an.

300 Gutscheine im Landkreis Bautzen eingelöst

Allerdings akzeptieren nicht alle Bäder die Gutscheine. Rico Koslowski aus Cunewalde gibt zu bedenken, dass die Bäder in Vorkasse gehen müssen. "Um den Kurs abzurechnen, muss das Kind 80 Prozent des Kurses besucht haben", sagt Koslowski. Sei das nicht der Fall, "bleiben wir auf den Kosten sitzen".

Immer öfter habe er Eltern erlebt, die ihre Kinder aus dem Kurs nehmen, weil die Temperaturen nicht hochsommerlich sind. "Da gibt es einen starken gesellschaftlichen Wandel. Früher war das ja auch kein Problem", sagt der Schwimmmeister. Auch Ullrich Kunath vom Freibad in Bischofswerda nimmt keine Gutscheine an. "Die Abrechnung ist so kompliziert, da lasse ich es lieber", sagt er. Er habe in diesem Jahr aber auch keine Anfragen dazu gehabt.

Die Zahlen des Landesamtes für Schule und Bildung bestätigen, dass bisher nur ein kleiner Teil der ausgegebenen Gutscheine eingelöst wurde. So wurden bis zum 31. Mai dieses Jahres 301 Schwimmgutscheine im Landkreis Bautzen abgerechnet.

Claudia Matthes vom Naturbad Buschmühle in Großröhrsdorf denkt, dass manche gar nicht wissen, wo sie den Gutschein einlösen können. "Im letzten Jahr haben wir oft darauf hingewiesen. Dieses Jahr haben wir das nur einmal gemacht", sagt sie. Die Kurse seien diesmal ohnehin sehr schnell voll gewesen. Den Gutschein eingelöst hätten aber nur vier Teilnehmer.