Sohland: Vandalismus nimmt kein Ende

Sohland/Spree. Zugegeben, die Grenze von jugendlichem Übermut und blinder Zerstörungswut kann manchmal fließend sein. Was sich aber seit etwa zwei bis drei Jahren in Sohland etabliert hat, lässt kaum mehr Raum für Interpretation: Trinkgelage, Umweltverschmutzung und Sachbeschädigungen gingen dort mit schöner Regelmäßigkeit Hand in Hand, berichten Ralf Fröde, der Leiter der Bau- und Ordnungsverwaltung, und Tobias Leimer, der das Sachgebiet Bauhof, Grünflächen und Gewässer in Sohland verantwortet.
Um zu verdeutlichen, was sie meinen, haben die beiden an die Gerhart-Hauptmann-Straße geladen. Das Areal rund um die Oberschule, zu dem auch die Oberlandsporthalle, der Kunstrasenplatz und eine Skaterampe gehören, ist einer der häufigsten Anlaufpunkte für nächtliche Trinkgelage. Tobias Leimer zeigt Fotos, die die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung zur Dokumentation des Treibens gemacht haben. Unmengen an Leergut sind darauf zu erkennen. Die Glasflaschen sind teils zerbrochen. "Das sind ja nicht nur Mixery-Flaschen, wie man sie vielleicht bei Jugendlichen erwarten würde, sondern auch harter Schnaps", sagt Ralf Fröde.
Entsorgt würden die - wäre ja sonst uncool - natürlich nicht im aufgestellten Mülleimer, sondern dort, wo es eben gerade passt. "Im vergangenen Jahr hatten wir hier tagtäglich Vermüllungen", sagt Ralf Fröde und zeigt auf die Skatebahn. "Daraufhin haben wir einen Papierkorb aufgestellt - mit dem Ergebnis, dass der am nächsten Tag umgetreten war. "

Doch beim Trinken allein bleibt es augenscheinlich nicht. Mit ausreichend Alkohol im Blut, sagt Tobias Leimer, komme man dann eben auf blödsinnige Ideen - etwa die, auf dem Kunstrasenplatz ein Lagerfeuer anzuzünden, auf den Zuschauerunterständen herumzulaufen, bis diese brechen oder eben die Seitenscheiben einzuschlagen.
Tatverdächtige sind ortsbekannt
Dass Fröde und Leimer so eindeutig von jugendlichen Tätern sprechen, hat seinen Grund: "Die Hauptverdächtigen sind ortsbekannt. Es sind verschiedene Truppenteile", sagt Fröde. Allein, ihrer habhaft zu werden, gestalte sich schwierig. Nicht, dass die Gemeindeverwaltung in Zusammenarbeit mit Polizei und Anwohnern hier nicht schon Einiges versucht hätte: "Wir sind in regem Austausch mit der Polizei. Hier wird Streife gefahren. Aber das eben nur unregelmäßig. Und wenn mal jemand erwischt wird, heißt es, die Schäden seien schon so gewesen", erklärt Tobias Leimer. Und weiter: "An der Himmelsbrücke informieren mich regelmäßig die Nachbarn, wenn es dort laut wird."
Denn das sei ja das Nächste: Nicht nur der Bereich um die Oberschule, sondern auch die Areale von Himmelsbrücke und Sohlander Stausee sind regelmäßig Ziel von Vandalismus. Erst im Frühjahr dieses Jahres beschmierten Jugendliche die noch neue Rasthütte an Sohlands Wahrzeichen, ließen dann auf einer nahen Koppel die Pferde frei und zogen weiter zum Stausee, wo sie ein Tretboot, das auf dem Sportplatz nahe des Spielplatzes gelagert war, bis ins Wasser zerrten.

Dass all das keine Dumme-Jungen-Streiche mehr sind, zeigen die nackten Zahlen: Rund 10.000 Euro Schaden sind der Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits entstanden. Hinzu kommen die Arbeitsstunden des Hausmeisters an der Oberschule. Durchschnittlich 30 Minuten würde es morgens dauern, die Schäden der vergangenen Nacht zu beseitigen, rechnet Ralf Fröde vor. Im Jahr seien das etwa 250 Arbeitsstunden.
Sportplatz soll eingezäunt werden
Nicht nur die Sachbeschädigungen an sich - auch ihr Inhalt gibt zu denken: An diesem Morgen prangt an einer Unterstellmöglichkeit für Zuschauer am Kunstrasenplatz an der Schule ein frisches Anarcho-Zeichen. Das Kunststoffdach - ein Segment kostet 500 Euro - ist an zwei Stellen zerbrochen. Außerdem eine Seitenscheibe. An der Rasthütte tauchten häufiger mal Hakenkreuz-Schmierereien auf, berichtet Tobias Leimer.
All das bringt die Sohlander Gemeindeverwaltung in die Bredouille: "Wir wollen die öffentlichen Einrichtungen unseren Bürgern zugänglich machen - aber in Anbetracht der steigenden Kosten können wir das kaum noch verantworten", sagt Ralf Fröde. Kameras dürften in den öffentlichen Bereichen nicht aufgestellt werden. Der einzige Teilerfolg, den es in dieser Causa bislang gegeben habe, basierte auf Filmaufnahmen, die die Jugendlichen selbst gemacht und auf Whatsapp geteilt hatten.
Sozialstunden auf dem Bauhof waren die Folge. Ob die gefruchtet haben - Tobias Leimer bezweifelt das. Die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamtes appellieren deshalb an Eltern und Erziehungsberechtigte: "Man weiß doch, wo die Kinder sich abends rumtreiben und was sie machen", ist Fröde sicher.
Fakt ist: Ein Ende der Vandalismus-Serie wäre für alle Sohlander von Vorteil. Denn auch der Gemeinderat will die Kosten für die Vielzahl an Sachbeschädigungen nicht länger durchwinken: "In ihrer jüngsten Sitzung haben die Gemeinderäte die Einzäunung des Sportplatz-Areals beschlossen", informiert Ralf Fröde. Tobias Leimer erklärt: "Das ist Mist, weil man dann eben nicht mehr mit den Kindern sonnabendnachmittags Fußballspielen gehen kann. Aber die Gemeinde braucht das Geld und die Arbeitskraft an anderer Stelle."