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Budissas Vize-Präsident: „Oberliga ist viel attraktiver geworden“

Sven Johne hat als Fußballer und Vereinsverantwortlicher bei der FSV Budissa sehr viel erlebt. Die Rückkehr in Liga vier hält er für machbar – auch mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs.

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Sven Johne ist Ex-Spieler und heute Vizepräsident bei Budissa Bautzen.
Sven Johne ist Ex-Spieler und heute Vizepräsident bei Budissa Bautzen. © www.hinzfoto.de

Bautzen. Budissa Bautzen ist wieder auf einem richtig guten Weg. Die Spreestädter waren 2019 aus der Fußball-Regionalliga Nordost abgestiegen und hatten freiwillig auf die Teilnahme an der Oberliga verzichtet. Zwei Jahre später setzte sich Budissa in der Relegation gegen Freital durch und stieg unter Trainer Thomas Hentschel in die 5. Liga auf. Als Aufsteiger und trotz eines Trainerwechsels zu Beginn der Saison (Stefan Richter übernahm) beendete Bautzen die Saison in der Süd-Staffel nach 33 Spieltagen auf einem starken vierten Platz.

Vize-Präsident Sven Johne, bei Budissa verantwortlich für die erste Mannschaft, blickt im SZ-Gespräch zurück und auch voraus auf die Saison 2022/23, deren Vorbereitung am 7. Juli beginnt.

Herr Johne, wo hätten Sie Ihre Mannschaft in der Endabrechnung erwartet?

Ich hätte auf das solide Mittelfeld getippt. Nicht, dass ich der Mannschaft einen Platz auf dem Treppchen nicht zugetraut hätte, sondern weil die Ausgangsbedingungen alles andere als einfach waren. Später Aufstieg, dadurch nur vier Wochen Vorbereitung, Trainerwechsel und die Auswirkungen der Pandemie mit unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten in den Bundesländern. Ich werde mich sehr gern an die Saison zurückerinnern, besonders an den 2:0-Pokalkracher gegen Lok Leipzig. Auch die Anzahl an Oberligaspielern, die bei uns bereits im Nachwuchs gespielt haben, ist hervorragend. Es gibt nicht viele Vereine, die 13 Spieler oder mehr vorweisen können.

Was ging in Ihnen vor, als Thomas Hentschel nach wenigen Spieltagen um Auflösung seines Vertrags bat?

Nach der Derby-Niederlage gegen Neugersdorf Mitte August hat uns Thomas über seine Entscheidung informiert. Ich war ehrlich gesagt völlig überfahren, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet.

War Stefan Richter als Hentschel-Nachfolger die logische Lösung?

Ja, Stefan hat früher sehr gute Arbeit als Co-Trainer der ersten Männer-Mannschaft und zum damaligen Zeitpunkt als A-Junioren-Coach geleistet. Zudem wussten wir, dass er unseren Weg, junge Spieler aus der Region mehr und mehr einzubinden, mitträgt. Die Saisonergebnisse zeigen, dass es die richtige Entscheidung war.

Hentschel saß nur wenige Wochen nach seinem Abschied bei den A-Junioren auf der Bank, die Richter zuvor betreut hatte. Hentschel holte mit den Jungs aus den letzten fünf Spielen zwölf Punkte und schaffte den Klassenerhalt in der Landesliga. Für Außenstehende eine etwas verwirrende Personalpolitik, oder?

Die Verwirrung kann ich gut nachvollziehen, wobei Thomas Hentschel in seiner Funktion als Chefcoach der Männermannschaft zurückgetreten ist, da die zeitliche Belastung zunehmend zu einem Konflikt mit seiner beruflichen Situation führte. Die U19 ist nicht so zeitintensiv, da es weniger Spieltage und geringere Strecken zu den Auswärtsspielen sind. Da wir kurzfristig auf der Suche nach einem neuen U19-Coach waren, haben wir Thomas angesprochen und ihn überzeugt.

Budissa hatte auf die Zulassung zur Regionalliga 2022/23 verzichtet. Ist das Thema vierte Liga in Bautzen durch?

Nein, die Regionalliga ist in unseren mittelfristigen Visionen fest verankert. Aber für einen Aufstieg in die vierthöchste Liga müssen weitere Puzzleteile an die richtige Stelle gesetzt werden, sodass ein Gesamtbild entstehen kann. Hierfür konnten erste Grundlagen gelegt werden. Durch die Pandemie und die aktuellen Entwicklungen wäre es aber zu früh gewesen. Hier muss auch der Gesamtverein betrachtet werden und nicht nur die erste Mannschaft.

Pavel Patka, unumstrittener Abwehrchef und neun Jahre für Budissa am Ball war, beendet seine Laufbahn. Warum?

Pavel ist ein Mensch, vor dem man sich nur verneigen kann. Er war neun Jahre Spree-Budisse und hat sich für die Mannschaft ins Zeug gelegt. Mit 35 Jahren will er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.

Die Oberliga galt viele Jahre als graue Maus der oberen Amateur-Ligen, aber jetzt spielen Freital, Auerbach oder Plauen in dieser Liga mit. Hat sich die Attraktivität erhöht?

Definitiv. Es gibt jährlich die von den Fans gewünschten Oberlausitz-Derbys und die Oberliga ist schon namhaft aufgestellt. Nun muss es uns noch gelingen, auch wieder mehr und mehr Zuschauer für die Spiele auf der Müllerwiese zu begeistern.

Liga-Kontrahent Bischofswerdaer FV hat 16 neue Spieler verpflichtet, die FSV Budissa hat sich auf dem Transfermarkt bisher sehr zurückgehalten. Warum?

Der Kern unseres Kaders bleibt bestehen und welche Leistungen unsere Spieler erreichen können, haben sie hinlänglich bewiesen. Grundsätzlich konnten wir auch schon zwei Neuzugänge in der ersten Jahreshälfte begrüßen. Tom Nathe sowie Lukas Lehmann sind bereits fester Bestandteil des Teams. Des Weiteren konnten wir für die neue Saison Michal Brandl vom BFV verpflichten. Wobei der eine oder andere Neuzugang noch verkündet wird.

Sie waren Spieler bei Budissa und haben seit Jahren eine Führungsposition im Verein. Da gab es Höhepunkte, aber auch schmerzliche Dinge zu verarbeiten. Welche fallen Ihnen spontan ein?

Unvergessen bleibt definitiv der Regionalliga-Aufstieg als Spieler 2014. Eine schmerzliche Erinnerung war der Abstieg aus der Regionalliga vor drei Jahren. Ansonsten gibt es immer Höhen und Tiefen.

Mit Jannik Käppler hat zum 1. Juli ein Spieler der Männermannschaft Verantwortung auf der Geschäftsstelle übernommen. Wie kam es dazu?

Wir freuen uns sehr, dass wir Jannik für diese Aufgabe gewinnen konnten. Er kennt den Verein aus frühesten Kindheitstagen und hat in der vergangenen Saison sehr erfolgreich an der Außenwirkung mitgewirkt. Wir wollen mit ihm den nächsten Schritt gehen. Durch sein Sportmanagement-Studium hat er das theoretische Know-how, das er jetzt bei uns in die Praxis umsetzen kann.

Der FC Rot-Weiß Erfurt hat die Liga verlassen. Gibt es einen Titelfavoriten?

Meiner Meinung nach ist die Spitze recht breit aufgestellt: Auerbach, Bischofswerda, Plauen, Krieschow und eines Tages auch Bautzen – die könnten aus meiner Sicht den Titel holen. Ich freue mich wahnsinnig auf die neue Saison und hoffentlich viele Zuschauer im Stadion Müllerwiese.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.