Bautzen
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Taubenheimer Märchenspieler spielen Jubiläumsaufführung

Zum zehnten Mal laden die Taubenheimer Märchenspieler zur Aufführung ein. Das Märchen vom Aschenputtel wird hier etwas anders gespielt als im Original.

Von Bettina Spiekert
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Eveline Gerlinghoff spielt in der Jubuiläumsausgabe der Taubenheimer Märchenspiele das Aschenputtel, Jens Gerlinghoff den Prinzen. Und Hannah Jacob ist als Taube unterwegs.
Eveline Gerlinghoff spielt in der Jubuiläumsausgabe der Taubenheimer Märchenspiele das Aschenputtel, Jens Gerlinghoff den Prinzen. Und Hannah Jacob ist als Taube unterwegs. © Steffen Unger

Sohland/Spree. Was machen zwei Schweinchen im Märchen vom Aschenputtel? Eigentlich gehören sie da laut Originalversion gar nicht hin, würde jeder versierte Kenner der Grimm‘schen Märchen vorbringen. In der Version der Taubenheimer Märchenspiele haben sie dennoch ihre Berechtigung und sind wichtig für den Fortgang der Geschichte des Aschenputtels nach Sohlander Art.

Denn zum zehnten Jubiläum der märchenhaften Aufführung bedient sich die Truppe um Regisseurin Claudia Israel mancher Umleitung, um das Märchen nicht nur zeitgemäß, sondern auch mit einem Augenzwinkern auf die Bühne zu bringen.

Und so trifft das Aschenputtel den Prinzen eben genau dann, als sie die Schweinchen, auf die sie laut der bösen Stiefmutter aufpassen muss, wieder einfangen will. Die Ideen für diese neuen Erzählstränge, die es in den Originalversionen der Märchen gar nicht gibt, kommen seit der ersten Aufführung 2011 von Claudia Israel. Die Lehrerin verfasst jedoch nicht nur das Drehbuch, sondern führt auch Regie und ist obendrein die Märchenerzählerin.

Alle sollen im Stück eine Rolle bekommen

Die eingebauten neuen Erzählstränge sorgen dabei nicht nur für Lacher beim Publikum. „Wenn ich ein Stück für uns umschreibe, achte ich darauf, dass möglichst alle eine Rolle bekommen“, erklärt die Regisseurin. Und so dürfen die beiden Fünfjährigen, Luise-Theresia und Simea, im Stück quietschend das Weite suchen.

Die beiden Mädels sind die jüngsten Mitspieler, doch auch viele andere Kinder haben beim Aschenputtel ihre Rolle. Denn Nachwuchs ist gerne gesehen und fürs Fortbestehen der Truppe nötig. Kein Wunder also, dass es Anton Wagner seinem Vater gleichtut. Sogar bei der Rollenauswahl haben sich beide für die Rolle eines Knappen gemeldet.

Die beiden großen Knappen Marco Gocht und Hans-Jo Wagner haben in dem Stück schwer zu schleppen. Sagenhafte 25 Kilogramm wiegt allein das Kettenhemd, die Edelstahlhelme noch einmal drei Kilogramm. Andere Kostüme wie etwa das von der bösen Stiefmutter haben die Märchenspieler beim Ausverkauf im Görlitzer Theater erstanden. Die Bühnenbauten haben ortsansässige Handwerker gebaut.

Spielen jedes Jahr ein anderes Märchen

Dass im Jubiläumsjahr das Aschenputtel auf die Bühne gebracht werden sollte, war schon lange eine ausgemachte Sache. Das erste Märchen - Schneewittchen - wurde 2011 zur 666-Jahr-Feier von Taubenheim aufgeführt. Damit wollte der Taubenheimer Dorfclub, zu dem die Märchenspieler bis zum vergangenen Jahr gehörten, Bezug auf eine Sage nehmen, die sich auf dem Taubenberg zugetragen haben soll, als eines Nachts ein Märchenspiel zum Leben erwachte.

Seither führen die Taubenheimer Märchenspieler jedes Jahr ein anderes Märchen auf. Wegen Corona mussten sie allerdings in den Jahren 2020 und 2021 pausieren. Meist stammen die Vorlagen von den Gebrüdern Grimm. Für eine Dornröschen-Aufführung haben alle Mitspieler sogar extra Fechtunterricht genommen.

Aschenputtel wird nur einmal aufgeführt

„Einmal haben wir es mit einer modernen Version versucht. Aber das Stück ‚CSI Märchen‘ kam bei den Zuschauern nicht gut an“, erinnert sich die Regisseurin. 2022 haben sie außerdem ihren eigenen Verein gegründet und als erste Aktion das Hexenbrennen wiederbelebt.

Im Gegensatz zu anderen Laienspieltruppen der Region wird das Aschenputtel nur einmal aufgeführt. „Es soll ja etwas Besonderes sein“, begründet Claudia Israel. Selbst die Anfrage des Bautzener Theaters habe man aus diesem Grunde ablehnen müssen. Die Zuschauer in diesem Jahr dürfen sich also auf eine spannende Jubiläumsausgabe an neuer Spielstätte freuen. Das Aschenputtel flitzt daher auf dem Platz vor der Turnhalle den Schweinchen hinterher.

Aufführung am 17. Juni, 14.30 Uhr auf dem Festplatz vor der Turnhalle Taubenheim. Eintritt: 5 Euro.